Kritik
«Phantom Liberty» im Test: So gut war «Cyberpunk 2077» noch nie
von Domagoj Belancic
«Cyberpunk 2077: Phantom Liberty» erscheint am 26. September. Phil und ich haben das Game getestet und eure Fragen gesammelt. Hier kommen die Antworten.
Wie verbuggt ist «Phantom Liberty»? Wurde das Polizeisystem tatsächlich verbessert? Läuft «Phantom Liberty» auch auf schwächeren Systemen? Phil und ich haben eure brennendsten Fragen zur kommenden «Cyberpunk 2077»-Erweiterung «Phantom Liberty» gesammelt. Mittlerweile haben wir das Game durchgezockt und können auf die meisten Fragen Antwort geben. Los geht’s.
twicky87 möchte wissen, wie viele Stunden man in die Erweiterung investieren kann:
Auch Mareo will seine Zeit genau einplanen können:
«Phantom Liberty» bietet insgesamt 13 Hauptmissionen und 17 Nebenquests. Ich habe für meinen Test etwas über 20 Stunden in Dogtown verbracht. Dabei habe ich neben den Hauptmissionen auch zahlreiche Nebenmissionen und Kurieraufträge absolviert. Hätte ich mich ausschliesslich auf die Hauptmissionen konzentriert, wäre ich vielleicht bei zehn bis 15 Stunden gelandet. Der Umfang geht für mich absolut in Ordnung. Vor allem, wenn du bedenkst, dass der DLC je nach Plattform zwischen 32 und 35 Franken oder Euro kostet.
User Mareo hat das Basisspiel schon mehrfach durchgezockt. Ihn interessiert, ob es mit der Erweiterung auch neue Enden gibt:
Es gibt mehrere Enden, die das Ende des Hauptspiels ersetzen. Du entscheidest, mit welchen Charakteren du dich verbündest und welche du hintergehst. Mehr will ich dazu nicht verraten. Die Spionage-Geschichte in «Phantom Liberty» ist spannend erzählt und besticht durch zahlreiche Wendungen und Intrigen.
Procopyo, der User mit Melonenhut, macht sich über die Bugs von «Cyberpunk 2077» lustig und kassiert dafür Downvotes. Doch wie verbuggt ist die Erweiterung tatsächlich?
«Cyberpunk 2077» ist vor drei Jahren sehr holprig gestartet. Vor allem die Konsolenversionen waren kaum spielbar. Ich habe «Phantom Liberty» auf der PS5 getestet und kann teilweise Entwarnung geben. Ich habe einige komische visuelle Glitches gesehen. Und das Spiel ist mir insgesamt vier Mal komplett abgestürzt. Aber es läuft im Performance-Mode mit relativ stabilen 60 FPS und ich hatte keine Game-Breaking-Bugs. Die Erweiterung ist jetzt schon stabiler und polierter als es das Basisgame in der Launchphase war.
User pzej hat Angst, das Update zu installieren, weil er sich so an seinen Build aus dem Basisspiel gewöhnt hat. Er möchte wissen, ob er diesen nachbauen kann:
Mit dem «Update 2.0» wird es Zeit, von deinem alten Build Abschied zu nehmen. Die neuen Perks haben wenig bis gar nichts mit den alten Fähigkeiten gemein. Je nach Build wirst du eine ähnliche Erfahrung nachbasteln können. Aber ich rate dir: Lass los und versuch etwas Neues. Bevor du spielst, kannst du deine Ideen online im offiziellen Build-Planner testen.
Als Inspiration hat CD Project Red drei Build-Videos veröffentlicht. Ich habe mich in meinem Playthrough für einen «Hack-and-Slash-Netrunner» mit leichten Modifikationen entschieden:
Oder wie wär’s mit einem tollwütigen Hulk mit dem «Savage Slugger Solo»-Build?
Ganz cool ist auch der «Bullet-Time-Ninja». «The Matrix» und «Star Wars» in einem Paket:
Auch wenn du deinen alten Build nicht eins zu eins nachbauen kannst, wirst du bestimmt viel Spass mit dem neuen System haben. Die Chancen, dass dein neuer Build viel cooler wird als der alte, sind hoch.
hknn ist grosser «Cyberpunk»-Fan und möchte wissen, was ihn bei «Phantom Liberty» vom Spielgefühl her erwartet:
CD Projekt Red versprach mit dem kostenlosen «Update 2.0» und der kostenpflichtigen Erweiterung «Phantom Liberty» grosse Änderungen. In meinen Augen haben sie dieses Versprechen voll und ganz erfüllt. Die Änderungen am Skill-System und der Polizei-KI sowie die Fahrzeug-Kämpfe sind echte Game-Changer und haben weitreichende Auswirkungen auf den Spielfluss. «Cyberpunk» hat noch nie so viel Spass gemacht.
Eine ausführliche Spielkritik findest du in diesem Artikel:
Digitec-Discord-User Mustafamisk ist Fan des Netflix-Animes «Cyberpunk: Edgerunners». Er möchte wissen, ob es in «Phantom Liberty» Referenzen dazu gibt:
CD Projekt Red hat bereits vor einiger Zeit diverse Items und Anspielungen aus «Edgerunners» in «Cyberpunk 2077» integriert. Das passierte mit dem Update 1.6.
Abgesehen davon habe ich konkrete «Edgerunners»-Anspielungen in «Phantom Liberty» bisher nur in den Skill-Trees entdeckt. In den Icons der Fähigkeiten finden sich teilweise Charaktere aus dem Anime wieder. Sonst ist mir in meinem Playthrough nichts Spezielles aufgefallen – vielleicht habe ich aber auch nicht gründlich genug gesucht. Denn: Auf Anfrage bestätigt CD Projekt Red, dass die Inhalte aus dem Update 1.6 «vorsichtig erweitert» wurden.
Coolrabbitblue ist sich nicht sicher, ob er die Erweiterung mit seinem bestehenden Max-Level-Char oder mit einer neuen Spielfigur angehen soll:
In eine ähnliche Richtung geht auch die Frage von User Captcha. Er ist mitten im Basisspiel und fragt sich, ob er auf die Erweiterung warten oder weiterspielen soll:
Option 1: Du beginnst «Phantom Liberty» mit deinem bestehenden Charakter. Dabei werden dir alle bereits erspielten Attributpunkte und Perks zurückerstattet, damit du einen neuen Build kreieren kannst. Du musst die Hauptmission «Transmission» absolviert haben, damit du die Erweiterung starten kannst. Der Levelcap wurde von 50 auf 60 angehoben. Du wirst also auch mit einem Max-Level-Char noch aufleveln können.
Option 2: Du beginnst «Phantom Liberty» mit einem neuen Charakter auf Level 20. Auch hier kannst du deine Skillpunkte frei wählen.
Option 3: Du beginnst das gesamte Spiel von vorne und lässt die Ereignisse von «Phantom Liberty» organisch in dein Abenteuer einfliessen. In einer optimalen Welt mit unendlich viel Zeit für Games hätte ich mich für diese Option entschieden. Sowohl Option 1 als auch Option 2 fühlen sich nicht natürlich an. Beginnst du von vorne, kannst du den Ausflug nach Dogtown besser in die Reise deines Charakters einbauen. Zudem machst du dich langsam und behutsam mit dem neuen «Update 2.0»-Skill-System bekannt und musst nicht alle Punkte auf einen Schlag ausgeben.
Digitec-Discord-User ExeqZ will mehr zur neuen Polizei-KI wissen:
Auch User nukular81 regt sich über die allmächtigen Supersoldaten aus dem Basisspiel auf und fragt, ob das Polizeisystem in «Phantom Liberty» bzw. dem «Update 2.0» nun besser funktioniert:
Das dumme Verhalten der Polizisten gehört der Vergangenheit an. Sie spawnen auch nicht mehr zufällig in deiner Nähe. Die Cops verhalten sich schlauer, hartnäckiger und sind leichter reizbar als vor dem Update. Die Pseudo-Polizisten in Dogtown – die blutrünstigen «Barghest»-Söldner – sind sogar noch einen Ticken fieser und lassen sich noch einfacher provozieren.
Wichtig im neuen System ist der Sichtkontakt. Die Gesetzeshüter beobachten dich sehr streng und reagieren darauf, wenn sie dich bei illegalen Aktivitäten erwischen. Polizisten in weiter Entfernung brauchen eine Weile, bis sie dich sehen. Das fühlt sich alles sehr organisch an und macht viel mehr Spass als im Basisspiel.
PatrikD649 ist nicht zufrieden mit der Steuerung der Autos in «Cyberpunk 2077». Ihn interessiert, ob sich mit dem DLC etwas daran geändert hat:
Für Anonymous ist die Fahrzeug-Steuerung gar ein Grund, das Spiel nicht zu kaufen:
Die Autos steuern sich genau gleich wie im Basisspiel. Ich finde die Steuerung nach wie vor übersensibel, unpräzise und fummelig. Man gewöhnt sich aber dran. Dafür wurde an anderer Stelle geschraubt: In «Phantom Liberty» gibt es neu Fahrzeug-Kämpfe. Du kannst eine Waffe ausrüsten und vom Auto aus auf Gegner schiessen. Einige Autos haben sogar eingebaute Waffensysteme, die dich die Bewohner von Dogtown terrorisieren lassen. Mit einem freischaltbaren Perk kannst du sogar gegnerische Autos hacken. So übernimmst du beispielsweise die Kontrolle über feindliche Fahrzeuge oder lässt sie überhitzen und explodieren.
Wagh_Rules kann kaum glauben, dass es im Basisspiel keine Option gibt, um den ADS-Modus («Aim Down Sights») für genaues Zielen mit einem Knopfdruck zu aktivieren:
Eine Option, mit der man den ADS-Modus via Toggle statt Hold aktivieren kann, habe ich nicht gesehen. Generell sind die Accessibility-Optionen eher spärlich für ein so grosses Game.
User LeThorsten fragt sich, ob «Cyberpunk 2077» mit «Phantom Liberty» endlich zu einem «richtigen» RPG wird:
Wie schon im Basisspiel haben deine Entscheidungen in der Hauptstory (und einige Entscheidungen in Nebenmissionen) einen Einfluss darauf, wie die Geschichte ausgeht. Du entscheidest, mit wem du dich verbündest und wen du hintergehst. Die Konsequenzen davon sind am Ende des Spiels deutlich spürbar.
Das Spiel lässt dir aber keine so grossen Entscheidungsmöglichkeiten, wie das beispielsweise ein «Starfield» oder noch extremer ein «Baldur’s Gate III» macht. «Phantom Liberty» ist ein spielbarer Hollywood-Spionage-Actionfilm, bei dem du ab und zu Einfluss auf einzelne Aspekte der Handlung nehmen kannst. Von daher hat sich im Vergleich zum Basisspiel nicht viel getan. Wenn dir «Cyberpunk 2077» zu wenig RPG war, wirst du mit «Phantom Liberty» auch nicht glücklich werden.
King_Kong44 regt sich über die schlechte Optimierung von neuen Games auf. Er möchte wissen, ob «Phantom Liberty» auch auf 30er-Grafikkarten läuft.
Auch ExtrEmeOc möchte wissen, wie das Spiel auf schwächeren Systemen läuft:
Leider konnten wir «Phantom Liberty» nicht mit einer Nvidia RTX 3080 testen. Ich habe das Game auf der PS5 gespielt und Phil auf seinem Monster-Rig mit einer RTX 4090. CD Projekt Red hat im Vorfeld die PC-Anforderungen für das Basisspiel und die Erweiterung aktualisiert. Eine Übersicht siehst du hier:
Mit einer RTX 3080 solltest du mit «Ultra»-Einstellungen 60 FPS in 2160p erreichen. Wohlgemerkt ohne Ray Tracing. Auf der PS5 läuft das Spiel im Performance-Mode ohne Ray Tracing meist mit 60 FPS. «Phantom Liberty» sieht auch auf Sonys Konsole wunderschön aus – mit einer etwas schwächeren Grafikkarte solltest du also trotzdem ziemlich ansehnliche Ergebnisse erzielen können. Hier ein paar Impressionen und Vergleiche zwischen PS5 (links) und Phils PC mit RTX 4090 (rechts):
Du möchtest noch mehr «Cyberpunk»? Hier geht's zur ausfühlrichen Spielkritik:
Im Tech-telmechtel Podcast diskutieren Phil und ich noch weiter:
Meine Liebe zu Videospielen wurde im zarten Alter von fünf Jahren mit dem ersten Gameboy geweckt und ist im Laufe der Jahre sprunghaft gewachsen.