Produkttest

Die Crucial X10 Pro ist für wenige, statt für alle

Kevin Hofer
7/9/2023

Die Crucial X10 Pro kommt mit USB 3.2 Gen2x2. Durch den schnellen Verbindungsstandard rast die externe SSD durch meine Tests. Diese Geschwindigkeiten dürften jedoch nur für wenige möglich sein.

Arbeitest du mit Fotos und Videos, könnte die Crucial X10 Pro etwas für dich sein. Datenmengen um die 100 GB überträgst du damit in unter 100 Sekunden. Um von der hohen Geschwindigkeit zu profitieren, brauchst du jedoch den passenden USB-Anschluss: USB 3.2 Gen2x2.

Crucial X10 Pro (2000 GB)
Externe SSD
EUR203,– EUR101,51/1TB

Crucial X10 Pro

2000 GB

Die Crucial X10 Pro im Detail

Die X10 Pro ist in den Speichergrössen 1, 2 und 4 Terabyte verfügbar. Mit 65 × 50 × 10 Millimetern ist sie kompakter als die Samsung T7 oder SanDisk Extreme PRO Portable. Die SSD wiegt nur 42 Gramm. Dank einer Öse kannst du die SSD auch an deinem Schlüsselanhänger befestigen.

Ausserdem ist sie robust: Das schwarze Aluminium-Gehäuse ist nach IP55 gegen Staub und Strahlwasser geschützt. Angeschlossen wird die SSD beidseitig per USB-C. Einen allfälligen Adapter für USB-A musst du separat erwerben.

Die Crucial X10 Pro kannst du am Schlüsselanhänger anbringen.
Die Crucial X10 Pro kannst du am Schlüsselanhänger anbringen.
Quelle: Kevin Hofer

Als Controller kommt der SM2320 von Silicon Motion zum Einsatz. Dabei handelt es sich um einen Single-Chip-Controller. Dadurch ist kein Bridge-Chip zum Übersetzen vom SATA-/NVMe-Protokoll in das USB-Protokoll mehr nötig. Externe SSDs werden so leichter und kompakter.

Beim 3D-NAND-Speicher setzt Crucial auf 176-Layer TLC. NAND ist eine nichtflüchtige Speichertechnologie, die keinen Strom benötigt, um Daten zu speichern. TLC steht für «Triple Level Cell». Pro Speicherzelle sind somit 3 Bit möglich. Die SSD bietet zudem eine AES-Verschlüsselung mit 256 Bit und fünf Jahre Herstellergarantie.

Beim Datentransfer gibt Crucial scheinbar Gas: Die Transferraten betragen gemäss Hersteller 2100 Megabyte pro Sekunde (MB/s) beim Lesen und 2000 MB/s beim Schreiben. Wichtig: Um diese Geschwindigkeiten zu erreichen, brauchst du zwingend einen USB-3.2-Gen2x2-Anschluss an deinem Notebook oder PC. Obwohl Thunderbolt 3 oder 4 auf dem Papier schneller sind, sind mit ihnen nur Transferraten von bis zu 1000 MB/s möglich. Dies, weil USB 3.2 Gen2x2 über zwei Lanes überträgt und Thunderbolt 3 und 4 nur über eine.

Sequentielle Schreib- und Lesegeschwindigkeit im ATTO Disk Benchmark

Sequentiell abgelegte Daten sind in zusammenhängenden Blöcken abgelegt. Dank dem sequentiellen Lesen und Schreiben lässt sich abschätzen, wie schnell die SSD beim Zugriff auf grosse Multimedia-Dateien, beim Transkodieren von Videos oder beim Anschauen von Filmen ist. Hersteller geben gerne die sequentiellen Geschwindigkeiten an, da sie die höchsten Werte ergeben.

Alle Tests mache ich auf meinem Testsystem mit folgenden Komponenten:

AMD Ryzen 9 7900X (AM5, 4.70 GHz, 12 -Core)
Prozessor
EUR412,34

AMD Ryzen 9 7900X

AM5, 4.70 GHz, 12 -Core

Gigabyte X670 AORUS ELITE AX (AM5, AMD X670, ATX)
Mainboard

Gigabyte X670 AORUS ELITE AX

AM5, AMD X670, ATX

Crucial P5 Plus (1000 GB, M.2 2280)
SSD

Crucial P5 Plus

1000 GB, M.2 2280

G.Skill Ripjaws S5 (2 x 16GB, 6000 MHz, DDR5-RAM, DIMM)
RAM
EUR122,30

G.Skill Ripjaws S5

2 x 16GB, 6000 MHz, DDR5-RAM, DIMM

In folgender Grafik siehst du die Resultate im Vergleich mit bereits getesteten externen SSDs. Eine davon ebenfalls im USB-3.2-Gen2x2- und zwei im USB-3.2-Gen2-Standard. Ich habe der Übersichtlichkeit halber nicht alle Ergebnisse in die Grafik integriert. Du siehst die maximal gemessenen Resultate.

Mit 1970 MB/s erreicht die X10 Pro die angegebene maximale Lesegeschwindigkeit von 2100 MB/s nicht. Die meisten internen sowie externen SSDs erreichen in dem Benchmark nicht die offiziellen Angaben, da es sich um theoretische Angaben handelt, die nur unter optimalen Bedingungen erreicht werden. Gemessen an den anderen SSDs, ist die Differenz von versprochener und tatsächlicher Leistung etwa gleich. Bei der angegebenen Schreibgeschwindigkeit von 2000 MB/s liegt sie mit 1730 MB/s noch weiter daneben. Die volle Lese- und Schreibgeschwindigkeit entfaltet die externe SSD erst ab ungefähr 512 Kilobyte (KB) Dateigrösse.

Im Vergleich zu den getesteten SSDs mit USB-3.2-Gen2-Standard, der SanDisk Extreme V2 und der Samsung T7 Touch, verdoppelt sich die Lese- und Schreibgeschwindigkeit. Beim Schreiben liegt sie hinter der USB-3.2-Gen2x2-Konkurrentin SanDisk Extreme Pro V2.

Zufälliger Zugriff und mehr zur sequenziellen Geschwindigkeit

Während beim sequentiellen Lesen und Schreiben der MB/s-Wert zentral ist, sind es beim zufälligen Schreiben die Eingabe- bzw. Ausgabebefehle pro Sekunde (IOPS). Je höher die IOPS-Werte, desto schneller die SSD. Je kürzer die Antwortzeiten, desto schneller reagiert die SSD. Unter «zufälligem Lesen und Schreiben» sind Daten zu verstehen, die nicht in zusammenhängenden Speicherzellen abgelegt sind. Sie sind zufällig auf der SSD verteilt.

Lag die X10 Pro beim sequentiellen Schreiben noch hinter der SanDisk Extreme Pro V2, distanziert sie die USB-3.2-Gen2x2-Konkurrentin beim zufälligen Lesen und Schreiben. Insgesamt liegen 7,5 Prozent mehr Punkte drin.

Übertragen von Dateien

Um die Leistung der SSD in realen Szenarien zu testen, kopiere ich verschiedene Dateien vom Systemlaufwerk auf die X10 Pro.

Als erstes ist ein 101 GB grosser Dateiordner mit MP4, RAW-Fotos und einem Premiere-Pro-Projekt dran. Die X10 Pro benötigt dafür 97 Sekunden. Die Geschwindigkeit beträgt durchschnittlich 1030 MB/s. Diese kann die SSD während der ganzen Übertragungsdauer durchziehen. Damit ist die X10 Pro eine Sekunde schneller als die Extreme Pro V2. Die Konkurrenz mit langsamerem Übertragungsstandard wird um über eine Minute geschlagen.

Wird das externe Laufwerk nicht verwendet, zeigt mir die Software Crystal Disk Info 26 Grad Celsius an. Während der Übertragung des 101 GB grossen Ordners steigt die Temperatur auf 36 Grad Celsius. Äusserlich wird die externe SSDs sogar noch heisser, wie du auf der Wärmebildaufnahme siehst. Dennoch ist dieser Wert sehr gut und weit unter dem Maximum, das eine SSD aushält.

Äusserlich wird die Crucial X10 Pro wärmer als innerlich.
Äusserlich wird die Crucial X10 Pro wärmer als innerlich.
Quelle: Kevin Hofer

Beim zweiten Test kopiere ich einen knapp zehn GB grossen Dateiordner mit MTS-, MP4-, MP3-, MOV- und JPEG-Dateien sowie einem anderen Premiere-Projekt. Hier ist die X10 Pro gleich schnell wie die Extreme Pro V2. Die Übertragungsgeschwindigkeit ist in diesem Fall nicht so rasant wie beim ersten Test und liegt bei durchschnittlich 950 MB/s. Das liegt wohl daran, dass der Ordner eine höhere Anzahl Dateien beinhaltet, wodurch eher die zufälligen Zugriffe als die sequenziellen zum Tragen kommen.

Dasselbe gilt umso mehr für den letzten Test. Der knapp vier GB grosse Dateiordner beinhaltet mehr als 160 Fotos im RAW-Format. Hier sind die beiden externen SSDs mit demselben Verbindungsstandard wieder gleich schnell mit rund 910 MB/s.

Erst ab einem Füllstand von etwa 90 Prozent drosselt die X10 Pro bei der Datenübertragung runter. Dann beträgt die Schreibgeschwindigkeit nur noch durchschnittlich 200 MB/s. Schiebe ich Dateien auf der SSD selbst herum, ist die Geschwindigkeit deutlich tiefer als bei der Datenübertragung. Ich messe durchschnittlich um 300 MB/s.

Fazit: Verdammt schnelle SSD, die aber den korrekten Verbindungsstandard verlangt

Die Crucial X10 Pro ist die schnellste SSD mit USB-3.2-Gen2x2-Standard, die ich getestet habe. Sie reizt die theoretisch mögliche Bandbreite von 2000 MB/s gut aus. Falls du die deutlich höheren Kosten für eine Thunderbolt-3-fähige, externe SSD scheust, ist die X10 Pro das nächstschnellste.

Die Frage ist nur: Unterstützt dein Computer oder Notebook USB 3.2 Gen2x2? Viele Geräte tun das nicht und das, obschon sie über Thunderbolt 3 oder gar 4 verfügen. Bei diesen Standards steht theoretisch noch mehr Bandbreite zur Verfügung. Davon kann die X10 Pro aufgrund des unterschiedlichen Standards jedoch nur 1000 MB/s nutzen. Achte vor dem Kauf also gut darauf, dass dein PC oder Notebook auch USB-3.2-Gen2x2-fähig ist.

Benötigst du Lese- und Schreibgeschwindigkeiten jenseits von 1700 MB/s und verfügst über das entsprechende Endgerät, kann ich dir die X10 Pro empfehlen. Benötigst du noch mehr Speed, solltest du zu einer Thunderbolt–3-fähigen externen SSD greifen. Hast du bei der Datenübertragung mehr Geduld, kannst du mit einer USB-3.2-Gen2-SSD etwas Geld sparen. Beispielsweise mit der X9 Pro von Crucial, die ich mir demnächst genauer anschaue.

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Technologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.

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