Produkttest

Die Kingston XS1000 ist nichts für grosse Datenmengen

Kevin Hofer
26/9/2023

Ein Hauch von Nichts. Die Kingston XS1000 ist verdammt klein und leicht. Leider gilt Letzteres auch für ihren SLC-Modus.

Ich habe den Eindruck, einen etwas zu gross geratenen USB-Stick in der Hand zu halten. Die neue externe SSD von Kingston ist das kleinste Modell, das mir bislang untergekommen ist. Glücklicherweise ist die Leistung der XS1000 nicht klein – zumindest so lange du nicht mehr als 150 Gigabyte (GB) Daten auf einmal transferieren willst.

Kingston XS1000 (2000 GB)
Externe SSD
EUR125,92 EUR62,97/1TB

Kingston XS1000

2000 GB

Die Kingston XS1000 im Detail

Die XS1000 ist in den Speichergrössen 1 und 2 Terabyte verfügbar. Mit 69,5 × 32,5 × 13,5 Millimetern ist sie kompakter als die kürzlich getestete X9 Pro von Crucial. Die SSD ist federleicht und wiegt nur 29 Gramm.

  • Produkttest

    Die Crucial X9 Pro ist die externe SSD für alle statt für wenige

    von Kevin Hofer

Die neue von Kingston scheint trotz der kompakten Masse innen viel Hohlraum zu haben. Tippe ich sie mit den Fingernägeln an, hört es sich zumindest so an. Das dürfte daran liegen, dass der Hersteller wohl wenig für die Kühlung tut, wie der Test weiter unten zeigt. Das schwarze Metall-Gehäuse ist zudem nicht IP-zertifiziert. Ein allfälliger Regenguss könnte sie also bereits beschädigen.

Angeschlossen wird die SSD geräteseitig per USB-C. Ein USB-C- auf USB-A-Kabel liegt bei. Willst du sie per USB-C mit dem PC oder dem Notebook verbinden, musst du dir einen Adapter für USB-C oder ein neues Kabel besorgen.

Die Kingston XS1000 ist verdammt klein. Hier der Vergleich mit Reisszwecken.
Die Kingston XS1000 ist verdammt klein. Hier der Vergleich mit Reisszwecken.
Quelle: Kevin Hofer

Als Controller kommt der SM2320 von Silicon Motion zum Einsatz. Derselbe befindet sich auch in der Crucial X9 Pro. Dabei handelt es sich um einen Single-Chip-Controller. Dadurch ist kein Bridge-Chip zum Übersetzen vom SATA-/NVMe-Protokoll in das USB-Protokoll mehr nötig. Externe SSDs werden so leichter und kompakter.

Beim 3D-NAND-Speicher setzt Kingston auf TLC. NAND ist eine nichtflüchtige Speichertechnologie, die keinen Strom benötigt, um Daten zu speichern. TLC steht für «Triple Level Cell». Pro Speicherzelle sind somit 3 Bit möglich. Um welchen TLC-Speicher es sich genau handelt, ist nicht herauszufinden. Ich vermute, dass es solcher mit 176-Schichten ist. Die SSD bietet zudem fünf Jahre Herstellergarantie. Ein Verschlüsselungsstandard fehlt jedoch.

Beim Datentransfer gibt Kingston die theoretisch volle Bandbreite von USB 3.2 Gen2 mit 1050 Megabyte pro Sekunde (MB/s) beim Lesen an. Beim Schreiben sind es 1000 MB/s. USB 3.2 Gen2 ist weit verbreitet und mit Thunderbolt 3 oder 4 kompatibel.

Sequentielle Schreib- und Lesegeschwindigkeit im ATTO Disk Benchmark

Sequentiell abgelegte Daten sind in zusammenhängenden Blöcken abgelegt. Dank dem sequentiellen Lesen und Schreiben lässt sich abschätzen, wie schnell die SSD beim Zugriff auf grosse Multimedia-Dateien, beim Transkodieren von Videos oder beim Anschauen von Filmen ist. Hersteller geben gerne die sequentiellen Geschwindigkeiten an, da sie die höchsten Werte ergeben.

Alle Tests mache ich auf meinem Testsystem mit folgenden Komponenten:

AMD Ryzen 9 7900X (AM5, 4.70 GHz, 12 -Core)
Prozessor
EUR412,34

AMD Ryzen 9 7900X

AM5, 4.70 GHz, 12 -Core

Gigabyte X670 AORUS ELITE AX (AM5, AMD X670, ATX)
Mainboard

Gigabyte X670 AORUS ELITE AX

AM5, AMD X670, ATX

Crucial P5 Plus (1000 GB, M.2 2280)
SSD

Crucial P5 Plus

1000 GB, M.2 2280

G.Skill Ripjaws S5 (2 x 16GB, 6000 MHz, DDR5-RAM, DIMM)
RAM
EUR122,30

G.Skill Ripjaws S5

2 x 16GB, 6000 MHz, DDR5-RAM, DIMM

In folgender Grafik siehst du die Resultate im Vergleich mit bereits getesteten externen SSDs. Ich habe der Übersichtlichkeit halber nicht alle Ergebnisse in die Grafik integriert. Du siehst die maximal gemessenen Resultate.

Mit 982 MB/s erreicht die XS1000 die angegebene maximale Lesegeschwindigkeit von 1050 MB/s nicht. Die meisten internen sowie externen SSDs erreichen in dem Benchmark nicht die offiziellen Angaben, da es sich um theoretische Angaben handelt, die nur unter optimalen Bedingungen erreicht werden. Gemessen an den anderen SSDs ist die Differenz von versprochener und tatsächlicher Leistung etwa gleich. Bei der angegebenen Schreibgeschwindigkeit von 1000 MB/s liegt sie mit 872 MB/s noch weiter daneben. Die volle Lese- und Schreibgeschwindigkeit entfaltet die externe SSD erst ab ungefähr 256 Kilobyte (KB) Dateigrösse.

Im Vergleich zu den SSDs mit USB-3.2-Gen2x2-Standard, wie der X10 Pro oder der SanDisk Extreme Pro V2 erreicht die XS1000 nur etwa die Hälfte der Geschwindigkeit. Beim Lesen liegt sie mehr oder weniger gleichauf mit der Konkurrenz mit gleichem Standard. Dafür fällt sie beim Schreiben etwas ab und liefert den schlechtesten Wert.

Zufälliger Zugriff und mehr zur sequenziellen Geschwindigkeit

Während beim sequentiellen Lesen und Schreiben der MB/s-Wert zentral ist, sind es beim zufälligen Schreiben die Eingabe- bzw. Ausgabebefehle pro Sekunde (IOPS). Je höher die IOPS-Werte, desto schneller die SSD. Je kürzer die Antwortzeiten, desto schneller reagiert die SSD. Unter «zufälligem Lesen und Schreiben» sind Daten zu verstehen, die nicht in zusammenhängenden Speicherzellen abgelegt sind. Sie sind zufällig auf der SSD verteilt.

Anvil’s Storage Utilities liefert ein anderes Bild als der ATTO Disk Benchmark ab. Lag die XS1000 dort beim Schreiben noch an letzter Stelle im Vergleich zur direkten Konkurrenz, liegt sie jetzt zuvorderst. Dafür muss sie sich beim Lesen mit der vorletzten Position begnügen. Insgesamt ist der Unterschied zur SanDisk Extreme Portable und der Crucial X9 Pro gering.

Übertragen von Dateien

Um die Leistung der SSD in realen Szenarien zu testen, kopiere ich verschiedene Dateien vom Systemlaufwerk auf die XS1000.

Als Erstes ist ein 101 GB grosser Dateiordner mit MP4-Videos, RAW-Fotos und einem Premiere-Pro-Projekt dran – insgesamt 60 Dateien. Die XS1000 benötigt dafür 155 Sekunden. Die Geschwindigkeit beträgt durchschnittlich 700 MB/s. Diese kann die SSD während der ganzen Übertragungsdauer durchziehen. Damit liegt sie hinter der X9 Pro an zweiter Stelle der externen SSDs mit USB 3.2 Gen2.

Wird das externe Laufwerk nicht verwendet, zeigt mir die Software Crystal Disk Info 36 Grad Celsius an. Während der Übertragung des 101 GB grossen Ordners steigt die Temperatur auf 49 Grad Celsius. Das sind neun Grad mehr als die X9 Pro. Dabei herrschten zum Zeitpunkt der Messung in meinem Büro mit 22 Grad gar vier Grad kühlere Temperaturen als bei jener der X9. Noch extremer sind die Temperaturen beim Betrieb über zwanzig Minuten: Bis zu 78 Grad Celsius wurde die SSD heiss. Diese Temperatur überträgt sich auch auf das Gehäuse, was die SSD unangenehm zum Anfassen macht.

Die Kingston XS1000 wird bei längeren Datenübertragungen verdammt heiss.
Die Kingston XS1000 wird bei längeren Datenübertragungen verdammt heiss.
Quelle: Kevin Hofer

Ich teste jeweils auch, ab welcher Datenmenge eine SSD herunterdrosselt. Dazu kopiere ich den 101 GB grossen Dateiordner gleich mehrfach auf die SSD. Wie sich herausstellt, ist der sogenannte SLC-Modus nach 150 GB übertragener Dateien erschöpft. Beim Single-Level-Cell-Modus werden die Speicherblöcke mit 1 Bit beschrieben. So geht das Schreiben schneller als im TLC-Modus. Ist die Übertragung beendet, schaufelt die SSD die Daten in den TLC-Speicher, damit der SLC-Modus wieder verfügbar ist.

Ist der SLC-Modus erschöpft, beträgt die Geschwindigkeit bei der Datenübertragung nur noch 170 MB/s statt 700 MB/s. Die XS1000 braucht nach der Übertragung ein paar Minuten, um die Daten vom SLC- in den TLC-Speicher zu übertragen. Während dieser Zeit steht nur der langsamere TLC-Modus zur Verfügung.

Beim zweiten Test kopiere ich einen knapp zehn GB grossen Dateiordner mit MTS-, MP4-, MP3-, MOV- und JPEG-Dateien sowie einem anderen Premiere-Projekt – insgesamt 100 Dateien. Hier ist die XS1000 nur eine Sekunde langsamer als die X9 Pro. Die Übertragungsgeschwindigkeit ist in diesem Fall nicht so rasant wie beim ersten Test und liegt bei durchschnittlich 680 MB/s. Das liegt wohl daran, dass der Ordner eine höhere Anzahl Dateien beinhaltet, wodurch eher die zufälligen Zugriffe als die sequenziellen zum Tragen kommen.

Dasselbe gilt umso mehr für den letzten Test. Der knapp vier GB grosse Dateiordner beinhaltet mehr als 160 Fotos im RAW-Format. Hier liegt die XS1000 gleichauf mit der X9 Pro und braucht nur fünf Sekunden, bis alle Dateien übertragen sind. Aufgrund des sequenziellen Schreibens beträgt die durchschnittliche Übertragungsgeschwindigkeit aber «nur» rund 620 MB/s.

Erst ab einem Füllstand von etwa 90 Prozent drosselt die X9 Pro bei der Datenübertragung runter. Dann beträgt die Schreibgeschwindigkeit noch durchschnittlich 90 MB/s.
Kopiere ich Dateien auf der SSD selbst herum, ist die Geschwindigkeit deutlich tiefer. Ich messe durchschnittlich um 400 MB/s.

Fazit: Schnell, robust und preislich attraktiv

Die Kingston XS1000 bietet viel Speicherplatz für verhältnismässig wenig Geld in kompaktem Gewand. Im Vergleich zur Konkurrenz von SanDisk oder Crucial kostet die Kingston 30 respektive 50 Franken/Euro weniger. Sie ist dafür weder Staub- noch Spritzwassergeschützt und ein Verschlüsselungsstandard fehlt auch.

Wo du im Vergleich zur Konkurrenz ebenfalls Abstriche machen musst, ist bei der Übertragung von grossen Datenmengen ab 150 GB. Ab dieser Datenmenge drosselt die XS1000 massiv herunter. Das konnte ich bei der X9, Extreme Portable oder T7 nicht feststellen. Zudem fehlt wohl gänzlich ein Kühlkonzept. Die XS1000 wird bei langer Datenübertragung verdammt heiss – auch äusserlich.

Überträgst du regelmässig Datenmengen von mehr als 150 GB auf einmal, dürfte die XS1000 nichts für dich sein. Auch für unterwegs würde ich sie trotz der Kompaktheit aufgrund der fehlenden Zertifizierung nicht empfehlen – zumindest im Gelände. Hier sind die X9, Extreme Portable oder die T7 Shield besser geeignet. Bist du jedoch Budget bewusst und suchst nach einer möglichst kleinen externen SSD, kann ich dir die XS1000 ans Herz legen.

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Technologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.

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