Die E3 ist tot – diese 20 legendären Momente bleiben für immer in Erinnerung
Die E3 ist tot. In Gedenken an die legendäre Videospielmesse blicke ich zurück auf 20 ikonische Momente, die für immer in Erinnerung bleiben werden.
Unglaublich, aber wahr. Die Electronic Entertainment Expo, kurz E3, schliesst ihre Pforten. Die einst grösste und wichtigste Videospielmesse der Welt wurde von der Entertainment Software Association offiziell für immer beendet. Um meine Trauer über diesen Verlust zu bewältigen, blicke ich zurück auf die 20 lustigsten, absurdesten und verrücktesten Momente aus über 20 Jahren E3.
20. Mr. Caffeine (Ubisoft, 2011)
Humor ist subjektiv. Der Auftritt von Aaron Priceman an Ubisofts E3-Pressekonferenz von 2011 war aber, ganz objektiv gesehen, grauenhaft schlecht. Der übermotivierte Sprecher hat aufgrund seines aufgedrehten Auftretens den Spitznamen «Mr. Caffeine» bekommen. Das Publikum bleibt bei jedem Joke mucksmäuschenstill und wundert sich über die komischen Geräusche, die aus dem Mund des Hosts kommen. Düdelü düdelü düdelü. Ein legendär schlechter Auftritt.
19. Kevin Butlers epische Rede (Sony, 2010)
Dass Humor auf der E3-Bühne funktionieren kann, beweist Sony ein Jahr zuvor. Der fiktionale Playstation-Boss Kevin Butler betritt die Bühne und liefert eine epische Rede ab, die jeden Gamer direkt ins Herz trifft. Ein Auftritt voller Humor, Selbstironie und Hype.
18. Peter Moore zeigt seine Tattoos (Microsoft, 2006)
Nachdem sich Ex-Xbox-Vize-Präsident Peter Moore für die Ankündigung von «Halo 2» bereits ein Tattoo stechen liess, präsentiert er an der E3 2006 ein neues Kunstwerk. Auf seinem linken Arm hat er sich das Logo von «GTA IV» tätowieren lassen. Das Game erscheint nicht wie bis anhin üblich zuerst für die Playstation, sondern gleichzeitig auch für die Xbox 360. Ein wunderbar bizarrer Moment. Ob das Tattoo echt ist? Darüber streiten sich die Fans bis heute.
17. Nathan Drake bleibt wie versteinert stehen (Sony, 2015)
Naughty Dog will live auf der Bühne eine Gameplay-Demo zu «Uncharted 4» zeigen. Nathan Drake bleibt aber wie versteinert stehen. Der Grund: Verbindungsprobleme mit dem Controller. Solche Pannen werden wir bei vorgezeichneten Direct-Präsentationen und Showcases nicht mehr sehen. Schade. Übrigens: Der Vorfall hat es auch als Trophäe ins Spiel geschafft. Bleibst du in «Uncharted 4» an der Stelle aus der E3-Demo lange genug stehen, erhältst du die Trophäe «Lampenfieber».
16. Gabe Newell bei Playstation zu Gast (Sony, 2010)
Völlig unerwartet erhält Valve-Chef Gabe Newell einen Gastauftritt auf Sonys Pressekonferenz, um «Portal 2» für die PS3 anzukündigen. Wieso ist das erstaunlich? Newell hat sich in der Vergangenheit sehr negativ zur Playstation 3 geäussert. Unter anderem hat er die Konsole als «unnötig komplizierte Zeitverschwendung» bezeichnet. Newell ist sich dessen bewusst und sagt scherzhaft auf der Bühne: «Ich möchte allen bei Sony für ihre Gastfreundschaft danken... und dafür, dass sie mir nicht wiederholt ins Gesicht geschlagen haben».
15. Ikumi Nakamura, wir lieben dich! (Bethesda, 2019)
Ikumi Nakamura, eine Entwicklerin von «Ghostwire: Tokyo», kommt an der Bethesda-Konferenz auf die Bühne, um ihr Game zu präsentieren. Das Publikum vor Ort und Zuschauerinnen und Zuschauer auf der ganzen Welt verlieben sich sofort in die quirlige und extrem enthusiastische Entwicklerin. Nakamura hat Bethesda mittlerweile verlassen und ihr eigenes Studio gegründet. An den Game Awards hat sie ihr neues Spiel angeteasert.
14. Davide-San: Tränen in den Augen (Ubisoft, 2017)
Ein weiterer herzerwärmender Moment. Ubisoft stellt das Crossover-Game «Mario + Rabbids: Kingdom Battle» auf der Bühne vor. Mario-Papa Shigeru Miyamoto ist auch auf der Bühne. Dort bedankt er sich bei Game Director Davide Soliani für seine tolle Arbeit. Dieser bricht in Tränen aus.
13. Project Natal Debakel (Microsoft, 2009)
Als Antwort auf Nintendos bewegungsgesteuerte Wii-Konsole präsentiert Microsoft an der E3 2009 das Kinect-Kamerasystem – damals noch «Project Natal» genannt. Der Showcase kommt beim Fachpublikum und Fans nicht gut an. Stellvertretend für die gesamte Misere steht dieser Ausschnitt, in dem die Tracking-Fähigkeiten der Kamera mit einem virtuellen Xbox-Avatar demonstriert werden sollen. «Habt ihr euch schon mal gefragt, wie die Schuhsohle eures Avatars aussieht?» Nein, haben wir nicht.
12. Konamis Bizarro-Pressekonferenz (Konami, 2010)
Für Konamis E3-Konferenz von 2010 fehlen mir die Worte. Okay, ich versuche trotzdem, dieses Debakel zusammenzufassen: peinliche Stille, Anime-Brüste, halbnackte Wrestler, mörderische Übersetzer, Pannen, Präsident Obama und «One Million Troops».
11. Sonys Katastrophen-Konferenz (Sony, 2006)
Die Playstation-E3-Konferenz 2006 war eine Katastrophe. Ich könnte viele einzelne Momente aus der Präsentation herauspicken und die Hälfte der Top-20-Liste füllen. Damit andere Momente auch ihren Platz bekommen, fasse ich die ganze Konferenz als einen grossen legendären Moment zusammen.
Sonys Auftritt war nach einer erfolgreichen PS2-Generation arrogant und unsympathisch. Playstation CEO Kaz Hirai kann das Publikum nicht für das Gezeigte begeistern («It's Ridge Racer. Riiiiiidge Racer!») und die vorgestellten Spiele sorgen für Kopfschütteln («Giant Enemy Crab»). Abgerundet wird die peinliche Präsentation durch die Ankündigung des exorbitant hohen PS3-Preises. Der ganze Livestream wurde diesen Juli vom «Noclip Game History Archive» erstmals in gestochen scharfer HD-Qualität hochgeladen.
10. «My name is Reggie» (Nintendo, 2004)
Die Geburt einer Legende. Der Anfang von unzähligen Memes. Der erste Auftritt von Reggie Fils-Aimé, aka dem Reggienator. Mit einem kurzen Einführungssatz hat sich der ehemalige COO von Nintendo of America unsterblich gemacht. «My name is Reggie. I'm about kicking ass. I'm about taking names. And we're about making games.»
9. Nintendo Revolution (Nintendo, 2005)
Der ehemalige Nintendo-CEO Satoru Iwara präsentiert auf der Bühne einen Prototyp der Wii – damals noch «Nintendo Revolution» genannt. Die Konsole sieht stylisch, klein und unauffällig aus. Was das Teil genau kann, verrät Iwata nicht. Die Bewegungssteuerung wird noch nicht thematisiert. Dafür präsentiert der CEO die «Virtual Console». Die «Revolution» vereint alle bisherigen Nintendo-Konsolen in einem Gerät. Für die damalige Zeit eine unglaubliche Vorstellung. Eben, eine Revolution.
8. «My body is ready» (Nintendo, 2007)
Nintendo präsentiert erstmals das Wii Balance Board – eine zusätzliche Hardware für die Wii, mit der Fitness-Games gespielt werden können. Reggie Fils-Aimé soll die Funktionalitäten der Hardware live auf der Bühne demonstrieren. Er proklamiert: «My body is ready». Ein weiteres Meme für die Ewigkeit ist geboren.
7. Wii-Music-Debakel (Nintendo, 2008)
Mit der Wii hat Nintendo vermehrt auf eine Casual-Zielgruppe gesetzt. Nach dem Wii Balance Board präsentiert das japanische Unternehmen an der E3 2008 das Musikspiel «Wii Music». Wobei «Spiel» ein bisschen übertrieben ist. Die Präsentation auf der Bühne ist eine musikalische Katastrophe. Das Spiel ebenso. Unglaublich, dass so etwas freigegeben wurde.
6. Playstation macht Träume wahr (Sony, 2015)
Sony kündigt an ihrer Konferenz drei Spiele an, an die niemand mehr geglaubt hat. Das totgeglaubte PS3-Game «The Last Guardian» erhält einen neuen Trailer und wird offiziell für die PS4 angekündigt. Die Kult-Serie «Shenmue» bekommt nach 14 Jahren (!) endlich einen Nachfolger. Und, für viele Fans das grosse Highlight der gesamten E3: Nach Jahren der Spekulation und Enttäuschung kündigt Square Enix endlich ein Remake von «Final Fantasy VII» an. Was für eine verrückte Pressekonferenz!
5. «You're breathtaking» (Microsoft, 2019)
CD Projekt Red stellt 2019 das unglaublich gehypte Mega-RPG «Cyberpunk 2077» an der Microsoft-Konferenz vor. Und plötzlich betritt Keanu Reeves die Bühne. Die grosse Enthüllung: Der Hollywood-Star spielt im Game eine wichtige Rolle. Reeves Rede wird durch einen Zwischenruf aus dem Publikum unterbrochen. Dieser reagiert souverän darauf. Der Rest ist Geschichte.
4. Nintendo kündigt ein düsteres «The Legend of Zelda» an (2004)
Die Vorgeschichte zu diesem epischen Moment: An der Spaceworld 2000 hat Nintendo eine Tech-Demo zu «The Legend of Zelda» für den Gamecube vorgestellt. Die Demo war grafisch beeindruckend, sehr düster und realistisch gehalten. Das erste «Zelda»-Game für den Gamecube erscheint zwei Jahre später. «The Wind Waker» ist aber nicht das erhoffte düstere «Zelda»-Abenteuer, sondern ein kunterbuntes, kindliches Game in Cel-Shading-Optik. Viele Fans sind enttäuscht.
Vier Jahre später präsentiert Nintendo an der E3 einen Trailer zum nächsten «The Legend of Zelda». Zur Überraschung aller sieht das Game wieder düster aus. Episch. Realistisch. Grafisch beeindruckend. Alles, was sich «Zelda»-Fans je gewünscht haben. Zum Schluss des Trailers erscheint dann auch noch Shigeru Miyamoto mit Schwert und Schild auf der Bühne. Das Publikum dreht durch. Ein Gänsehaut-Moment.
3. Microsoft demontiert sich selbst (Microsoft, 2013)
Microsoft stellt seine Next-Gen-Konsole, die Xbox One, vor. Die Präsentation ist aber noch eine grössere Katastrophe als Sonys PS3-Konferenz an der E3 2006. Microsoft redet lieber über unnötige TV-Features statt über Games. Die Kinect-Kamera feiert ihr Comeback, obwohl niemand nach ihr gefragt hat. Und die Konsole soll immer mit dem Internet verbunden sein. Das ist nicht nur mühsam, sondern macht auch das Kaufen und Verkaufen von gebrauchten Spielen unmöglich.
Nach der Pressekonferenz hat es Microsoft geschafft, ihre Fans noch mehr zu verärgern. Zum Beispiel in diesem Interview mit Geoff Keighley. In diesem schlägt der ehemalige Xbox-Chef Don Mattrick vor, dass sich Gamer mit schlechtem Internetzugang halt keine Xbox One kaufen sollen. Die Xbox 360 funktioniere ja schliesslich gut als Offline-Konsole. Wow. Einfach nur wow.
2. Sonys Troll-Konferenz (Sony, 2013)
Als hätte Microsoft sich mit ihrer E3-Pressekonferenz 2013 nicht schon genug ins Bein geschossen, doppelt Sony mit einer absolut vernichtenden Pressekonferenz nach. Sony nimmt jeden Kritikpunkt, den Fans und Medienschaffende an der Xbox auszusetzen haben und verwandelt ihn in einen Pluspunkt für die Playstation 4. Das Highlight: Sony zeigt, dass auf der PS4 gebrauchte Games ohne Probleme gezockt werden können. Das Publikum dreht durch. Sony Computer Entertainment CEO Jack Tretton geniesst sichtlich jede Sekunde auf der Bühne.
Im Nachgang hat Sony noch dieses Tutorial für das Teilen von PS4-Games veröffentlicht. Absolut gnadenlos.
1. Two-Ninety-Nine (Sony, 1995)
Sega kündigt an der E3 1995 ihre neue Konsole, den Sega Saturn an. Kostenpunkt: 399 Dollar. Erhältlich ist sie ab sofort. Eine Sensation. Sony reagiert auf diese Ankündigung und verrät an ihrer Pressekonferenz, wie teuer ihre erste Konsole, die Playstation, sein wird. Der Präsident von Sony Computer Entertainment America, Steve Race, betritt die Bühne. Er räuspert sich, büschelt seine Notizen. Race spricht nur ein Wort in das Mikrofon, bevor er die Bühne ohne weiteren Kommentar wieder verlässt: «299».
Der Newcomer Sony unterbietet Segas neue Konsole um 100 Dollar. Ein Moment, der grosse Auswirkungen auf die Videospiellandschaft hatte und einen weiteren Nagel in Segas Konsolen-Sarg gehämmert hat.
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Meine Liebe zu Videospielen wurde im zarten Alter von fünf Jahren mit dem ersten Gameboy geweckt und ist im Laufe der Jahre sprunghaft gewachsen.