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Die E3 ist offiziell tot

Die einst grösste Videospielmesse der Welt schliesst ihre Pforten für immer. Der Untergang der Electronic Entertainment Expo (E3) hat sich schon lange abgezeichnet.

Mit einem Post auf X kündigt die Entertainment Software Association (ESA) das Ende der E3 an. Die Organisation schreibt: «Nach mehr als zwei Jahrzehnten als zentrales Schaufenster für die Videospielindustrie hat die ESA beschlossen, die E3 zu beenden». In einem Interview mit der Washington Post ergänzt Stanley Pierre-Louise, Präsident und CEO: «Wir wissen, dass es schwer ist, sich von einer so beliebten Veranstaltung zu verabschieden. Aber angesichts der neuen Möglichkeiten, die unsere Branche hat, um Fans und Partner zu erreichen, ist es das Richtige».

Die E3 war einst die grösste und wichtigste Videospielmesse der Welt. Jedes Jahr pilgerten im Juni abertausende Fachbesucherinnen und -besucher in die Hallen des LA Convention Centers. Dort haben Publisher und Studios eine Woche lang ihre neuesten Games mit Präsentationen, Trailern und Demos vorgestellt. Auch neue Hardware wurde an der Messe regelmässig gezeigt. Einen grossen Bestandteil des Events machten zudem die zahlreichen Pressekonferenzen rund um die E3 aus. An diesen haben die grossen Player wie Playstation, Xbox und Nintendo um die Aufmerksamkeit der Medienschaffenden gebuhlt und sich selbst mit unglaublich aufwändigen Bühnenshows überboten.

Keanu Reeves stellt an der Xbox-Pressekonferenz an der E3 2019 «Cyberpunk 2077» vor. Einer der grössten E3-Momente überhaupt.
Keanu Reeves stellt an der Xbox-Pressekonferenz an der E3 2019 «Cyberpunk 2077» vor. Einer der grössten E3-Momente überhaupt.
Quelle: CD Projekt RED / Youtube

Der Untergang des Events hat sich schon seit Jahren abgezeichnet. Immer mehr Publisher wollten die teils horrenden Kosten für Ausstellungsflächen im Convention Center und die pompösen Bühnenshows nicht mehr aufbringen. Stattdessen konzentrierten sich immer mehr grosse Player auf selbst gehostete Livestreams und Showcases. Den Anfang machte Nintendo im Jahr 2013. Statt einer aufwändigen Pressekonferenz vor Ort zeigte das Unternehmen erstmals eine «Nintendo Direct» – einen voraufgezeichneten Stream. Andere Publisher folgten. So hat sich EA 2016 komplett vom Event verabschiedet. Gefolgt von Sony, welche der E3 2019 den Rücken gekehrt haben.

Der ehemalige Nintendo-CEO Satoru Iwata stellt an der Nintendo Direct zur E3 2013 neue Games für Wii U und 3DS vor.
Der ehemalige Nintendo-CEO Satoru Iwata stellt an der Nintendo Direct zur E3 2013 neue Games für Wii U und 3DS vor.
Quelle: Nintendo / Youtube

Neben der Digitalisierung von Presse-Event hat die E3 mit fragwürdigen konzeptionellen Entscheidungen viele Publisher und Medienschaffende weiter vergrault. So wurde der Event 2015 zum Missfallen des Fachpublikums auch für normalsterbliche Fans zugänglich gemacht. 2020 sollte die E3 gar zu einem «Fan, Media und Influencer Festival» umfunktioniert werden. So weit ist es aber nie gekommen. Aufgrund der Corona-Pandemie wurde die E3 in diesem Jahr komplett abgesagt. 2021 folgte eine Digital-Only-E3, die weder Publisher noch Medienschaffende zufriedenstellen konnte. 2022 und 2023 wurde der Event wieder abgesagt.

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    Die E3 2023 ist abgesagt

    von Philipp Rüegg

Seit 2020 hat Branchen-Guru Geoff Keighley mit seinem «Summer Game Fest» zudem eine Parallelveranstaltung etabliert, in der Publisher ihre Games sowohl digital als auch vor Ort vorstellen können. Keighleys jährliche «Game Awards» im Dezember haben sich im Verlauf der Jahre zudem zu einer Mini-E3 im Winter entwickelt. Der Bedarf nach einer weiteren branchenweiten Veranstaltung wurde durch diese neuen Events weiter geschmälert.

Geoff Keighley stellt am Summer Game Fest 2023 neue Spiele vor.
Geoff Keighley stellt am Summer Game Fest 2023 neue Spiele vor.
Quelle: Summer Game Fest / Youtube

Die ESA und Stanley Pierre-Louise haben das mittlerweile auch akzeptiert: «Jeder grosse Publisher kann individuelle Showcases gestalten und mit anderen Branchenveranstaltungen zusammenarbeiten, um ihre Games zu präsentieren. Das ist aufregend für unsere Branche, und es bedeutet, dass es eine Gelegenheit ist, zu erforschen, wie ein neues Publikum auf unterschiedliche Weise angesprochen werden kann».

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Titelbild: Shutterstock

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