News & Trends
LGs Signature OLED T: Transparent, kabellos – und mit 3D-Effekt
von Luca Fontana
An der CES in Las Vegas zeigten TV-Hersteller die Zukunft des Fernsehens. Dieses Jahr im Trend: transparente Displays. Klingt aufregend? Nicht für mich. Ich freue mich auf ganz andere Sachen.
Gerade erst zeigte sich die Techbranche an der CES im amerikanischen Las Vegas mal wieder von ihrer innovativen Seite. Besonders OLED-Monitore für PCs avancierten zu echten Stars der Zukunftsmesse, wie Kollege Samuel Buchmann berichtete. Ebenfalls für Furore gesorgt hat LGs erster eigener, transparenter OLED-Fernseher:
Mein Eindruck des transparenten Fernsehers: schick, aber unnütz. Marketing halt. Neu ist das Konzept eh nicht. Dafür soll es LG von allen Mitstreitern bis jetzt am besten umgesetzt haben – sagen zumindest Nerd-Gurus wie Caleb Denison von Digital Trends oder Chris Welch von The Verge. Vielleicht werden transparente Displays fürs Wohnzimmer in fünf bis zehn Jahren tatsächlich mal so gut, wie es die Theorie verspricht.
Bis dahin interessiert mich der Blick in eine viel kurzfristigere Zukunft. Schliesslich will ich wissen, auf welche Neuerungen ich mich in der kommenden TV-Test-Saison am meisten freuen darf.
Nein, nicht Samsungs erstes transparentes Micro-LED-Display lässt mein TV-Herz höher schlagen. Sondern etwas, das viel trivialer ist: eine ganz neue Anti-Reflektionsschicht beim S95D, Samsungs Flaggschiff-OLED fürs Jahr 2024. Oder wie Caleb Denison beschreibt: «Der Ort, wo Licht sterben geht.»
Was tut die Anti-Reflektionsschicht genau? Nun, genau das: Sie verhindert Spiegelungen und Reflektionen auf dem Display. Das ist nichts Neues und das haben auch andere Fernseher. Neu ist allerdings, wie unfassbar effizient Samsungs «Anti-Glare»-Schicht ist. Im Video oben siehst du das gut: Zwei künstliche Fenster werden je neben Samsungs S95D und einem 2023er-OLED-TV gestellt. Beim alten OLED-Fernseher siehst du das perfekte Spiegelbild im Glas des Displays. Beim S95D hingegen nur ein diffuses, mattes Licht.
Ich finde das nicht nur fantastisch, sondern auch unheimlich clever. OLED-Fernseher strahlen technologiebedingt deutlich weniger hell als LCD-Fernseher. Wer öfter tagsüber fernsieht als abends, kauft sich darum lieber einen LCD-Fernseher. Der strahlt heller als die Reflektionen auf dem Display; sie fallen so kaum ins Gewicht. Falls du gerade nach einem neuen Fernseher suchst, hier ein nützlicher Beitrag für dich:
TV-Hersteller bemühen sich Jahr um Jahr darum, OLED-Fernseher heller zu machen. Auch, um den Nachteil mit den Reflektionen auszubügeln. Das gelingt gut. Mittlerweile strahlen Fernseher wie LGs G3 oder Sonys A95L so hell, dass sie auch in von Tageslicht durchfluteten Wohnzimmern nicht mehr gänzlich unnütz sind. Aber: Je heller ein OLED strahlt, desto wärmer wird er. Das wiederum erhöht die Burn-In-Gefahr, ein Problem, auf das OLEDs deutlich empfindlicher sind als LCDs.
Samsung zäumt das OLED-Pferd nun von hinten auf. Statt den Fernseher einfach heller und Burn-In-anfälliger zu machen, soll mit der matten Anti-Glare-Schicht das eigentliche Problem eliminiert werden: die Reflektionen. Clever, oder? Caleb Denison erklärt im Video oben aber auch, wieso nicht längst jemand anderes so eine Schicht entwickelt hat: Nicht nur die Reflektionen im Bild werden matter und dadurch viel weniger aufdringlich, sondern auch das Display selbst.
Das könnte bei der Käuferschaft durchaus auf Ablehnung stossen. Schliesslich ist der «glossy» Look des Displays wie damals bei Plasma-Fernsehern – Caleb redet vom «nassen» Look – ein Markenzeichen von OLED-Displays. So wirken Farben nämlich viel kräftiger und kontrastreicher als bei matten LCD-Displays. Egal. Auf den Test freue ich mich trotzdem. Vor allem, weil ich dann endlich mit eigenen Augen sehen kann, ob diese neue Anti-Glare-Schicht die Farben tatsächlich so matt macht.
LG stellte vergangenes Jahr die grösste TV-Überraschung am Markt vor. Trotz seiner «in die Jahre gekommenen» OLED-Technologie mit weissem Subpixel stellte der südkoreanische Tech-Gigant einen der hellsten OLED-Fernseher des Jahres hin. Grund dafür waren zwei innovative Verbesserungen:
Zusammen bilden sie das Fundament der META Technology: Die konvexen Mikrolinsen sorgen dafür, dass das erzeugte Licht gebündelt und verstärkt wird. Der META-Booster, der besagte Algorithmus, verstärkt hingegen die maximale Helligkeit. Dazu kommt der aus Vorjahren bereits bekannte zusätzliche Kühlkörper und die ebenfalls bereits verwendete Deuterium-Zusammensetzung des Panels, die besonders hitzeresistent ist. Dadurch kann das Display noch heller strahlen, ohne zu überhitzen und das Burn-In-Risiko zu erhöhen.
LG, so die Pressemitteilung, will grosse Datenmengen zur bisherigen MLA-Technologie analysiert und den Winkel der Linsen optimiert haben. Dazu soll der META-Booster-Algorithmus deutlich verbessert worden und leistungsfähiger sein – auch dank dem neuen Alpha-11-Chipset.
Nerds horchen jetzt auf. Alpha 11? Verbaute LG im letztjährigen Flaggschiff nicht noch den Alpha-9-Chip der sechsten Generation? Jep. LG will damit wohl ein Zeichen setzen. Nicht nur bringt LG nicht die «siebte» Generation des nunmehr etablierten Alpha-9-Chips heraus. LG überspringt sogar eine ganze Versionsnummer. Das soll ausdrücken, wie viel besser der neue Chip wird. Die Südkoreaner versprechen eine 70-prozentige Steigerung der Grafikleistung und eine 30-prozentige Steigerung der allgemeinen Prozessorleistung.
Den Test der kommenden G- oder M-Serie – die M-Serie ist neu und kabellos – kann ich darum kaum abwarten. LG verspricht eine Spitzenhelligkeit von 3000 Nit in der 77-Zoll-Version ihrer beiden Flaggschiffe. Ob das realistisch ist? Noch vor einem Jahr versprach LG mit META 1.0 eine Spitzenhelligkeit von 2100 Nit. Das klang für mich nach Science-Fiction. Nicht ohne Grund: Später in meinem G3-Test mass ich im hellen, aber schlecht kalibrierten «Lebhaft»-Modus tatsächlich «nur» 1800 Nit. Der G3 war damit zwar immer noch einer der hellsten OLED-TVs überhaupt. Aber Herstellerzahlen sind meistens etwas zu euphorisch.
Die 3000-Nit-Marke dürfte also kaum geknackt werden. Es wäre eine faustdicke Überraschung für mich. Ich wäre vermutlich schon mit der 2000-Nit-Marke zufrieden, zumindest im eher dunklen, aber ausgezeichnet kalibrierten Dolby-Vision-Modus. Das wären 600 Nit mehr als im Vorjahr. Und was der massiv verbesserte Chipsatz mit KI-Hilfe sonst noch aus dem Bild rausholt, ist Bonus.
Über ihn gemunkelt wird schon lange. An der CES 2024 wurde er nun endlich präsentiert: Der Hisense UX, der wohl hellste Fernseher der Welt. Dabei handelt es sich um keinen OLED-, sondern um einen Mini-LED-Fernseher. Und Zahlen-Nerds, haltet euch jetzt bitte irgendwo fest: Hisense verspricht in der 110-Zoll-Version des Fernsehers nicht nur über 40 000 Dimming-Zonen, sondern auch eine Spitzen-HDR-Helligkeit von 10 000 Nit! Zum Vergleich: Der bis jetzt hellste Mini-LED-Fernseher, den ich getestet habe, war Samsungs QN95B, der im Filmmaker-Mode auf etwas mehr als 2100 Nit kam.
Keine Sorge: Hisense will euch damit nicht die Augen aus dem Kopf brennen. Die Spitzenhelligkeit soll tatsächlich nur in wirklich hellen Bildbereichen zum Zuge kommen. Etwa bei der Sonne, einem Scheinwerfer, einer Fackel oder Kerze. Ebenfalls verspricht der chinesische Hersteller, trotz immenser Spitzenhelligkeit kaum Blooming und stets akkurate Farben darzustellen, die nicht ausbleichen.
Ich bin gespannt. Zur Einordnung: Misst du die Helligkeit – nicht die punktuelle Spitzenhelligkeit – eines «normalen» OLED-Bilds, strahlt der Fernseher mit etwa 200 Nit, je nachdem natürlich, ob gerade eine helle oder dunkle Szene dargestellt wird. Ein Mini-LED-Fernseher kommt auf etwa 600 Nit. Ich persönlich empfinde das schon fast als grenzwertig hell, gerade abends. Ob Hisense sich zügelt oder auch bei einem normalen Bild Rekorde brechen will? Ist das fürs Auge überhaupt noch angenehm? So oder so: Das schreit geradezu nach einem Test.
Was denkst du, ist mir was Wichtiges, Bahnbrechendes oder Überraschendes entgangen? Schreib’s mir in die Kommentare.
Titelfoto: Samsung QD-OLED S95D / Samsung Newsroom.Abenteuer in der Natur zu erleben und mit Sport an meine Grenzen zu gehen, bis der eigene Puls zum Beat wird — das ist meine Komfortzone. Zum Ausgleich geniesse ich auch die ruhigen Momente mit einem guten Buch über gefährliche Intrigen und finstere Königsmörder. Manchmal schwärme ich für Filmmusik, minutenlang. Hängt wohl mit meiner ausgeprägten Leidenschaft fürs Kino zusammen. Was ich immer schon sagen wollte: «Ich bin Groot.»