Produkttest
Gaming-Schlachtschiff: Samsung Odyssey OLED G9 im Test
von Samuel Buchmann
Selten gab es so viele Monitor-News wie in den letzten Wochen. Es erwartet uns eine Flut von OLED-Modellen, aber auch ein paar andere Neuheiten. Zeit für eine epische Übersicht.
Wartest du schon lange auf den richtigen Moment, um einen Bildschirm zu kaufen? Er kommt mit grossen Schritten näher. 2024 wird ein hervorragender Display-Jahrgang. In diesem Artikel gebe ich dir einen Überblick über die Trends und Neuheiten.
An der diesjährigen CES in Las Vegas zündeten die Hersteller ein Feuerwerk von neuen Monitoren. Die beiden Panelproduzenten LG Display und Samsung Display liefern sich einen erbitterten Kampf um die Marktherrschaft. Gewinner des Duells bist du als Konsumentin oder Konsument. Denn die Liste an vielversprechenden Geräten ist lang.
Damit du die neuen Monitore überhaupt einordnen kannst, brauchst du einen Überblick über die aktuellen Displaytechnologien. Sie fallen in fünf Kategorien:
Die Vor- und Nachteile von LCD und OLED im Überblick:
Willst du Näheres über die technischen Grundlagen wissen, empfehle ich dir diesen Artikel zu OLED vs. LCD und diesen Artikel zu WOLED vs. QD-OLED von Kollege Luca Fontana.
Die wichtigsten Unterschiede zwischen den verschiedenen LCD-Technologien:
Die wichtigsten Unterschiede zwischen QD-OLED und WOLED:
Sowohl LG als auch Samsung versuchen, die Nachteile ihrer Technologie zu verkleinern: LG presst aus seinen neuen WOLED-Displays ähnlich viel Helligkeit heraus, wie Samsungs QD-OLED erreicht. Nämlich bildfüllend rund 250 Nits. Das könnte aber zu mehr Hitze und damit höherer Burn-in-Gefahr führen. Aussagekräftige Langzeit-Tests gibt es noch keine.
Samsung reduziert hingegen das Problem der Farbsäume. Helfen soll einerseits eine rechteckige Form der einzelnen Subpixel, andererseits die höhere Pixeldichte von bis zu 140 Pixel pro Zoll (PPI). Auch LG will näher an die Textschärfe von LCD herankommen. Die neueste Generation von WOLED-Displays hat ebenfalls ein optimiertes Subpixelmuster und eine Pixeldichte von bis zu 140 PPI.
Die Vorteile von OLED-Displays nehmen damit langsam überhand. Selbst für Grafik- und Bildbearbeitung eignen sie sich mittlerweile. Die neuesten Monitore decken den AdobeRGB-Farbraum fast vollständig ab. In der Praxis heisst das zusammengefasst:
Der mit Abstand grösste Trend dieses Jahres sind OLED-Bildschirme mit 32-Zoll-Diagonale, 4K-Auflösung und 240-Hertz-Bildfrequenz. Die Displays stammen alle entweder von Samsung Display (QD-OLED) oder LG Display (WOLED). Hier eine Übersicht der angekündigten Modelle und ihrer Anschlüsse für die Signalübertragung.
Mit QD-OLED von Samsung Display:
Mit WOLED von LG Display:
Welcher davon der beste ist, wissen wir erst nach ausführlichen Tests. Neben den zwei Displaytechnologien liegen die Unterschiede vor allem in der Software und bei den Features. Vier Dinge stechen schon jetzt heraus:
US-Preise und -Verfügbarkeit sind bisher von drei Modellen bekannt: Der MSI MPG 321URX und der Alienware AW32225QF kosten 1199 US-Dollar, der HP Omen Transcend 32 kostet 1499 US-Dollar. Alle Geräte mit QD-OLED dürften bald eintreffen. Die Monitore mit LGs WOLED-Display sind erst für die zweite Jahreshälfte angekündigt.
Du willst lieber mehr Hertz als eine hohe Pixeldichte? Kannst du haben. Mit einer Diagonale von 27 Zoll und einer 1440p-Auflösung gibt es ebenfalls eine grosse Auswahl an neuen Bildschirmen. Die mit Samsungs QD-OLED kommen auf 360 Hertz, LGs WOLED-Display schafft 480 Hertz. Beide haben wie ihre grossen Geschwister die verbesserten Subpixel-Layouts.
Mit QD-OLED von Samsung Display:
Mit WOLED von LG Display:
Hier stammt die einzige handfeste Ankündigung von Preis und Datum von Alienware: der AW2725DF kostet 899 US-Dollar und ist in Europa im Februar verfügbar.
QD-OLED-Bildschirme in den Formaten 21:9 und 32:9 gibt es schon eine ganze Weile. Ich habe selber welche getestet und für gut befunden.
Alle 49-Zöller nutzen bereits die zweite Generation von Samsungs QD-OLED mit dem verbesserten Subpixel-Muster. Die bisherigen 34-Zöller haben noch das alte Muster. Neue Modelle erhalten 2024 ebenfalls die zweite Panel-Generation, wobei bisher nur MSI eines angekündigt hat. Die Auflösung liegt weiterhin bei 3440 × 1440 bzw. 5120 × 1440 Pixel, die Krümmung bei 1800R. Bei der Bildfrequenz gibt es verschiedene Stufen.
Hier eine Übersicht der bereits erhältlichen und kommenden Widescreens mit QD-OLED-Displays der neuesten Generation.
34 Zoll mit QD-OLED von Samsung Display:
49 Zoll Mit QD-OLED von Samsung Display:
Dieses Jahr kommen auch Ultrawide-Modelle mit WOLED-Display. LG produziert Displays im 21:9-Format mit Diagonalen von 34 und 39 Zoll. Sie haben beide eine UWQHD-Auflösung von 3440 × 1440 Pixeln. Die Bildfrequenz beträgt 240 Hertz. Die Monitore sind mit 800R sehr aggressiv gekrümmt.
Auch diese Panels stammen aus LGs neuer WOLED-Generation. Sie haben die höhere maximale Vollbild-Helligkeit von etwa 250 Nits – im Gegensatz zu den 32-Zöllern mit 4K aber nicht das optimierte Subpixelmuster für weniger Farbsäume.
34 Zoll mit WOLED von LG Display:
39 Zoll mit WOLED von LG Display:
Acer hat bereits Preise und Verfügbarkeit bekannt gegeben. Der Predator X34 X kostet 1299 US-Dollar, der X39 1499 US-Dollar. Beide sollen im zweiten Quartal 2024 kommen.
Um LCDs für Gaming bleibt es dieses Jahr aussergewöhnlich ruhig. Nur Acer hat zwei Monitore mit Mini-LED-Backlight angekündigt.
Der Acer Predator Z57 ist nahezu eine Kopie des Samsung Odyssey Neo G9: Local Dimming mit 2304 Zonen, VA-Panel, 57-Zoll-Diagonale und Dual-UHD-Auflösung. Das sind 7680 × 2160 Pixel. Anders als Samsungs Modell hat das von Acer nur 120 statt 240 Hertz und nur DisplayPort 1.4 statt 2.1. Dafür gibt es einen USB-C-Anschluss. Der Predator Z57 kommt im zweiten Quartal 2024 und kostet 2399 Euro – so viel wie Samsungs Monitor vor einigen Monaten. Damit der Predator attraktiv wird, müsste der Strassenpreis stark sinken.
Der zweite Monitor von Acer ist kleiner, dafür günstiger. Der Acer Predator X34 ist 34 Zoll gross, hat ein IPS-Panel, 180 Hertz und eine Auflösung von 3440 × 1440 Pixeln. Auch er verfügt über Local Dimming mit 2304 Zonen. Acer nennt einen Startpreis von 899 Euro.
Genug Gaming. Was, wenn du einen Büromonitor suchst? Für scharfen Text geht nach wie vor nichts über ein LCD-Display mit IPS-Panel. In diesem Bereich sind Fortschritte rar. So gibt es noch immer praktisch keine Geräte mit Mini-LED und Local Dimming. Eine Ausnahme ist Apples vier Jahre altes ProDisplay XDR. Doch dafür musst du eine Niere verkaufen und es funktioniert nur mit Macs befriedigend.
Ich freue mich deshalb auf den 32 Zoll grossen Asus ProArt PA32UCXR, der demnächst verfügbar sein soll. Er hat tatsächlich Mini-LED mit Local Dimming – und zwar mit ganzen 2304 Zonen. Die 4K-Auflösung bedeutet eine Pixeldichte von 140 PPI. Asus nennt 1600 Nits Spitzenhelligkeit, was dem PA32UCXR eine HDR-1400-Zertifizierung beschert. Seine Farbraumabdeckung macht ihn auch für Bildbearbeitung geeignet: 100 Prozent sRGB, 99 Prozent Adobe RGB, 97 Prozent DCI-P3. Der einzige Wermutstropfen ist die Bildfrequenz von 60 Hertz.
Dell versucht, mit seinen IPS-Black-Panels ohne Local Dimming auf einen besseren Kontrast zu kommen: Der neue UltraSharp U4025QW sieht nach einer guten Option fürs Büro aus. Er ist gross (40 Zoll, 21:9), hell (600 Nits), hat eine gute Pixeldichte (140 PPI) und als erster Monitor dieser Grösse und Auflösung eine höhere Bildfrequenz (120 Hz). Das kostet allerdings 2399 US-Dollar zum Marktstart im ersten Quartal 2024.
Eine günstigere Ultrawide-Option mit hoher Bildfrequenz kommt von LG. Der 38WR85QC-W soll im Februar in Europa starten. Die Pixeldichte liegt bei gewöhnlichen 109 PPI, denn das IPS-Panel löst nur mit 3840 × 1600 Pixeln auf. Es hat aber 144 Hertz, AMD FreeSync Premium Pro und G-Sync-kompatibles Adaptive Sync. Die Helligkeit liegt bei 450 Nits. Der LG 38WR85QC-W kostet in den USA 1199 US-Dollar.
Dir reicht das alles nicht oder die neuen OLEDs sind dir zu teuer? Dann übe dich in Geduld. Die Entwicklung geht dank des Konkurrenzkampfs zwischen LG und Samsung schnell voran. 2024 sind zwar keine grossen Überraschungen mehr zu erwarten. Doch nächstes Jahr geht es weiter.
Die Roadmap von LG Display sieht Ende 2024 die Massenproduktion eines 45 Zoll grossen WOLED-Panels mit einer Auflösung von 5120 × 2160 Pixeln vor. Wenn alles glattläuft, findet es ein paar Monate später den Weg in fertige Monitore. Später im 2025 stehen 34- und 39-Zoll-Displays mit der gleichen Auflösung auf dem Plan. Das würde eine Pixeldichte von bis zu 163 PPI bedeuten. Alles mit einer Bildfrequenz von 240 Hertz. Parallel dazu forscht LG angeblich daran, auf ein normales RGB-Subpixel-Layout umzusteigen. Damit wäre eine Textschärfe auf LCD-Niveau möglich.
Von Samsung Display sind noch keine detaillierten Pläne für nächstes Jahr bekannt. Du kannst aber davon ausgehen, dass es auch breitere QD-OLED-Panels mit 140 PPI Pixeldichte geben wird. An der CES zeigt Samsung zudem ein Prototyp-Display mit 160 PPI. Auch eine höhere Helligkeit ist zu erwarten. Denn bei den neuen TVs erhöht Samsung sie bereits dieses Jahr auf 3000 Nits Spitze und 300 Vollbild.
Was so sicher ist wie das Amen in der Kirche: Bildschirme werden schnell günstiger. Besonders High-End-Geräte kosten nach einem halben Jahr meist mehrere hundert Franken weniger als zum Marktstart. Der Samsung Odyssey OLED G9 G93SC und der Alienware AW34DWF sind zum Beispiel zu grossartigen Schnäppchen geworden. Wenn du also nicht zwingend zu den Early-Adoptern gehören willst, warte auf gute Deals.
Ich freue mich jedenfalls auf das Monitor-Jahr 2024. Du darfst mit vielen ausführlichen Reviews der neuen Modelle rechnen – ich habe bereits mehr Anfragen für Testgeräte verschickt als im ganzen letzten Jahr.
Titelbild: AsusMein Fingerabdruck verändert sich regelmässig so stark, dass mein MacBook ihn nicht mehr erkennt. Der Grund: Wenn ich nicht gerade vor einem Bildschirm oder hinter einer Kamera hänge, dann an meinen Fingerspitzen in einer Felswand.