Gut für dich, gut für den Planeten: Produkte für «Green Sex»
Nachhaltigkeit macht keinen Spaß? Oh doch: Dieser Text wird dich vom Gegenteil überzeugen. Sechs Tipps für ein grünes Liebesleben – alleine oder zu zweit.
Es ist unwahrscheinlich, dass du die Welt mit Orgasmen, plastikfreien Vibratoren und veganen Kondomen retten wirst. Aber schaden wird dir der Versuch auch nicht. Im Gegenteil: Unter dem Begriff «Green Sex» tummeln sich eine Reihe nachhaltiger Sextoy-Alternativen zu Plastik, Weichmachern, Parabenen und Co., und Anregungen für ein grüneres Liebesleben, die allesamt eine Überlegung wert sind.
Hier kommen die grünsten Sextoys, Verhütungsmethoden und allgemeine Tipps für ein nachhaltigeres Liebesleben.
Green Sex: Wozu überhaupt?
Bei Sexspielzeug ist es ähnlich wie mit guten Jeans: Hat man einmal ein Modell gefunden, mit dem man sich wohlfühlt, wechselt man so schnell nicht mehr. Wozu auch? Ich verrate es dir.
Konventionelles Sexspielzeug ist oft sehr schadstoffbelastet. Und das hat – die Umwelt einmal außen vor – nichts in deinen intimsten Körperregionen zu suchen. In einer Auswertung aus dem Jahr 2019 von Stiftung Warentest waren nur drei der 18 untersuchten Vibratoren, Liebeskugeln und Penisringen frei von Schadstoffen wie Nickel, Phenol oder dem Weichmacher Diethylhexylphthalat. Dieser wirkt laut Bundesinstitut für Risikobewertung schädlich auf die männliche Fruchtbarkeit – und auch andere Stoffe wurden gefunden, die sogar im Verdacht stehen, krebserregend zu sein.
Für Kondome gilt übrigens ähnliches, wie aus einer Untersuchung von Öko Test aus dem Jahr 2009 hervorgeht. Zwar unterliegen Kondome seit 2002 strengen Anforderungen und Prüfverfahren – auch hinsichtlich möglicher Schadstoffe. Aber: Auch hier finden sich zuhauf allergieauslösende Latex-Proteine und mitunter krebserregende Schadstoffe.
Es ist nun mal so: Sextoys und Kondome kommen per Definition in Berührung mit Schleimhäuten. Und während die Auflagen für Schadstoffe in Kinderspielzeug zu Recht sehr streng sind – weil sie oft in Berührung mit den Mundschleimhäuten kommen –, gelten zumindest für Sexspielzeuge relativ lockere Richtlinien.
Immerhin hat sich seit September 2021 hinsichtlich der Sicherheitsstandards von Erotikspielzeug etwas geändert: Seitdem gibt es eine internationale Norm, die ISO 3533:2021, sie regelt die Vorgaben für die technische Sicherheit von Sexspielzeugen. Die Norm gilt allerdings erst einmal nur als freiwillig anwendbarer Standard für Hersteller.
Warum die ISO-Norm für Sextoys notwendig wurde, erklärt ein Hersteller in seiner Pressemitteilung: «Die Norm wurde 2019 durch das schwedische Normungsgremium SIS (Swedish Institute for Standards) initiiert und durch den Entwicklungsprozess geführt. Ärzte aus einem Krankenhaus in Stockholm hatten sich dort über die mangelnde Sicherheit von Sexspielzeugen beschwert, die sie vermehrt aus Patientinnen und Patienten herausoperieren mussten.»
Worauf muss ich achten?
Sich in der Welt des Green Sex zurechtzufinden ist gar nicht so einfach: Sind die Materialien giftig? Haben sie einen natürlichen Ursprung? Sind die Geräte batteriebetrieben oder kann ich sie immer wieder aufladen? Hier ein Überblick:
1. Natürliche Materialien
Billiges Plastik und PVC haben nichts in der Umwelt und schon gar nichts in deinem Intimbereich verloren. Sie enthalten gefährliche Giftstoffe, die in deinen Körper und nach der Entsorgung auch in die Umwelt treten können. Außerdem haben sie kaum Recycling-Potenzial und finden sich noch Jahre später in Mülldeponien am anderen Ende der Welt wieder. Setze eher auf langlebige, ungiftige und natürliche Materialien wie medizinisches Silikon, Holz, Stein, Glas oder Edelstahl.
Manche Hersteller experimentieren sogar bereits mit abbaubaren Vibratoren – darunter der Platzhirsch Womanizer mit dem Premium Eco Vibrator. Keine Sorge, dieser Auflegevibrator zersetzt sich nicht an deiner Klitoris in seine biologischen Einzelteile. Doch einmal entsorgt, richtet er in der Umwelt erheblich weniger Schaden an als herkömmliche Plastik-Produkte.
2. Aufladbare Akkus
Die meisten modernen Sextoys sind ohnehin nicht mehr batteriebetrieben. Es ist trotzdem eine Erwähnung wert: Denn endet eine Batterie auf der Mülldeponie, treten Schwermetalle aus und landen in Boden und Grundwasser. Das sagt das Institute for Energy Research: 98 Prozent der Batterien landen auf diesen Deponien, was die Wahrscheinlichkeit eines Deponiebrands erhöht. Also: Finger weg von batteriebetrieben Geräten und ran an langlebige, jederzeit aufladbare Toys. Wobei auch ein Akku irgendwann an sein Lebensende kommt und sachgerecht entsorgt gehört.
3. Recycelte Verpackung
In der Welt der Verpackungen ist weniger mehr. Und kommt das Verpackungsmaterial noch dazu aus dem Recycling – also wurde es bereits entsorgt, aufbereitet und wiederverwendet –, stehst du auf der sicheren Seite. Viele Hersteller setzen zudem auf Papier statt Plastikverpackungen und auf Mehrweg anstatt Einweg.
Öko-Sex: Verhütung, Gleitmittel und Co.
So weit, so gut. Aber hinter Green Sex verbirgt sich mehr als das. Nicht nur der Solo-Sex kann nachhaltiger gestaltet werden, auch im Paarsex gibt es einige Möglichkeiten:
1. Grüne Verhütung
Ein heikles Thema ist die Verhütung. Vor allem die hormonelle. Die Anti-Baby-Pille wird nur zu 40 Prozent vom Körper abgebaut – restliche Hormone werden über den Urin ausgeschieden und landen im Wasser. Forschende fanden bereits jetzt Hinweise, dass Fische durch diesen Hormoneinfluss Probleme damit haben, ihre Eier zu befruchten.
Eine zumindest ökologisch bessere Alternative ist die Kupferspirale. Sie ist nicht nur hormonfrei, sondern kann bis zu fünf Jahre lang im Körper der Frau bleiben. Laut Pearl Index zählt sie sogar zu den sichersten Verhütungsmethoden gegen ungewollte Schwangerschaften.
Auch bei Kondomen kannst du auf gewisse ökologische Kriterien achten. Zum Beispiel auf das Vegan-Zeichen. Hier wurde dem Naturkautschuk in der Herstellung kein Kasein (Milchprotein) beigefügt. Außerdem kannst du auf Hersteller zurückgreifen, die fair gehandelten Naturkautschuk verwenden. Kautschuk ist zwar ein Naturprodukt, sein Anbau findet aber meist in Südamerika unter kritischen Produktionsbedingungen statt. Transparenz zu dem verwendeten Kautschuk findest zu zum Beispiel bei dem Label Fair Squared.
2. Nachhaltiges Gleitmittel
Damit es richtig flutscht, brauchst du vielleicht das passende Gleitmittel. Aber ähnlich wie bei den Kondomen enthält auch manches Gleitgel Parabene und Giftstoffe. Hinzu kommt: Wasserbasierte Gleitmittel können das Pilzinfektionsrisiko erhöhen und Mittel auf Ölbasis sollten hinterher abgewaschen werden. Das ist zwar nicht per se umwelt- oder gesundheitsschädlich, aber auch nicht besonders sexy.
Eine natürliche Alternative ist das Aloe-Vera-Gel. Es ist nicht nur besonders schonend zu deinen Schleimhäuten, sondern du kannst es einfach selbst herstellen. Es wirkt Untersuchungen zufolge unter anderem präbiotisch, antimykotisch (also gegen Pilzinfektionen), antientzündlich und hilft sogar dabei, die vaginale Schleimhaut bei Trockenheit aufzubauen.
Du kannst ein fertiges Aloe-Vera-Gel in Bioqualität und ohne viele Zusatzstoffe in der Apotheke kaufen.
3. Öko-Sex ist analog
Es kann verführerisch klingen – besonders für Fernbeziehungs-Paare: Sextoys, die per Handy-App aus der Ferne gesteuert werden können. Du solltest aber nicht nur als ökologischen Gründen besser die Finger davon lassen. Einerseits hat natürlich alles, was sich digital abspielt, durch Datentransfer und Stromversorgung einen höheren ökologischen Fußabdruck.
Andererseits ist vor allem die IT-Sicherheit beim digitalen Sex sehr lückenhaft. Hacker-Angriffe seien auch hier nicht auszuschließen, warnt der IT-Experte Werner Schober in diesem Video und im Gespräch mit dem Spiegel. Delikate Aufnahmen oder Informationen über deine sexuelle Orientierung, die in einer App gespeichert sind, gehören nicht auf fremde Server, sondern sind privat. Durch analogen Öko-Sex schützt du also nicht nur deine Umwelt, sondern auch deine Privatsphäre.
Ich liebe blumige Formulierungen und sinnbildliche Sprache. Kluge Metaphern sind mein Kryptonit, auch wenn es manchmal besser ist, einfach auf den Punkt zu kommen. Alle meine Texte werden von meinen Katzen redigiert: Das ist keine Metapher, sondern ich glaube «Vermenschlichung des Haustiers». Abseits des Schreibtisches gehe ich gerne wandern, musiziere am Lagerfeuer oder schleppe meinen müden Körper zum Sport oder manchmal auch auf eine Party.