Hawkeye, Episode 5: Endlich taucht der Obermotz auf!
Die Ruhe vor dem Sturm: Hawkeye kämpft gegen Echo. Aber dann hört die fünfte Episode mit einem Paukenschlag auf. Denn der, auf den alle Fans gewartet haben, kehrt zurück.
Clint Barton aka Hawkeye hat ein Versprechen abgegeben: Seine Protégée Kate Bishop zu beschützen. Dieses Mal stirbt niemand. Nicht wie damals auf Vormir. Aber das Ganze wurde gerade sehr schnell sehr ernst. Jemand hat eine Black Widow angeheuert. Nicht irgendeine. Sondern Yelena Belova, Stiefschwester Natasha Romanoffs.
Die gehörlose Maya Lopez aka Echo, Anführerin der Tracksuit-Mafia, steckt wohl nicht dahinter. Schliesslich wird sie ebenso attackiert wie Clint und Kate. Und: Yelena ist technisch gesehen gar keine Black Widow des Red Rooms mehr; seit dem Ende von «Black Widow» steht sie im Dienste der undurchschaubaren Contessa Valentina Allegra de Fontaine. Die Adlige hat tatsächlich ein Huhn mit Hawkeye zu rupfen. Was geht da vor sich?
Nur ein Fingerschnippen lang weg
Rückblende. 2018. Yelena spürt Mitarbeiterinnen des Red Rooms mit dem Codenamen Black Widow auf, um sie mit einem Serum von der Gehirnwäsche zu befreien. Ihr Ziel heisst in der Rückblende Ana. In einem alten Herrenhaus wohnt sie. Nicht, weil eine Gehirnwäsche sie dazu zwingt. Sondern, weil sie Geld verdient, in dem sie das tut, was Black Widows am besten können: zu töten. Yelena weicht aus. Will sich im schicken Badezimmer kaltes Wasser ins Gesicht spritzen. Aber das Wasser – es gleitet durch ihre Finger. Finger, die eben noch da waren und plötzlich zu Staub werden.
Der Moment des Snaps.
Yelena löst sich zu Staub auf. Allerdings… das ist neu. Der Staub materialisiert sich gleich wieder zu Yelena. Ihre Umgebung aber verändert sich. Statt schicke Wände sind da grüne Tapeten. Yelena stürzt zurück in die Wohnung. Da ist Ana, älter, und mit Mann und Tochter: der Moment des Blips. Wo für andere fünf Jahre vergangen sind, dauerte Yelenas Abwesenheit nur ein Fingerschnippen.
«Ich muss Natasha sagen, dass es mir gut geht», sagt Yelena. Wir Zuschauer wissen zu diesem Zeitpunkt, dass Natasha tot ist. Eiskalt läuft es mir den Rücken hinab. Was für ein Einstieg in die zweitletzte Episode.
Zeit, Wunden zu lecken
Der Kampf hat Spuren hinterlassen. Bei allen. Kate und ihre Mutter Eleanor kommen sich in einer rührenden Szene zwar wieder etwas näher. So richtig über den Weg traue ich Eleanor aber immer noch nicht. Vor allem, weil sie kaum eine Miene verzieht, als ihr Kate von der Briefkastenfirma Sloan Limited erzählt, die für die Tracksuit-Mafia Geld wäscht. Deren Geschäftsführer: Jack Duquesne, der Verlobte Eleanors. Er könnte laut Kate seinen Onkel Armand Duquesne ermordet haben, weil er ihr mit etwas gedroht hatte, von dem wir Zuschauer noch nichts wissen. Genau darum aber tippe ich auf Eleanor als wahre Übeltäterin.
Das würde auch zu dem passen, was später in der Episode passiert. Eleanor soll nämlich Sloan Limited untersuchen haben und Jack wegen Steuerbetrugs festnehmen lassen. Jack scheint aber verdächtig unbesorgt darüber. Er ist sich sicher, da will ihm jemand etwas in die Schuhe schieben. Weisst du was? Das glaube ich ihm sogar.
Auch Mayas Wunden werden von einem vertrauten Menschen versorgt – Kazi. Der verspricht ihr, sie bei der Jagd nach dem Ronin, dem Mörder ihres Vaters, zu unterstützen. Aber dann muss ihr Rachefeldzug aufhören, ehe alles ausser Kontrolle gerät. Wir wissen ja seit letzter Woche: Onkel würde das nicht gefallen. Und wer Onkel ist, nun… offiziell wissen wir’s nicht. Wilson Fisk
Schlussendlich findet Clint seinen neuen Unterschlupf. Nämlich bei Grills, dem LARPER-Feuerwehrmann aus der zweiten Episode. In den Comics verbringt Grills die meiste Zeit auf dem Dach eines Wohnblocks beim Grillieren. Bei Regen. Bei Schnee. Egal bei welchem Wetter. Darum der Name. Ob ihn das gleiche Schicksal erwartet wie in den Comics?
In der Serie hat Grills nichts mit Grillieren zu tun. Dafür passt er aber auf Pizza-Dog auf, dem einäugigen Golden Retriever – und den neuen Kostümen für Clint und Kate.
Das letzte Abendmahl
Die einzige, die bei guter Laune ist, ist Yelena. In Kate Bishops Wohnung will sie nicht eingebrochen sein. Das würde voraussetzen, dass sie etwas kaputt gemacht hätte. Hat sie nicht. Sie ist ja ein Profi. Dafür hat sie aber lecker duftende Makkaroni für sich und Kate gekocht. Haha. Sehr gut. Florence Pugh Performance als Yelena mochte ich schon in «Black Widow» besonders gut.
In «Hawkeye» macht sie mit ihrer herrlich lapidaren I-don’t-give-a-shit-Attitüde da weiter, wo sie in «Black Widow» aufgehört hat. Zunächst macht sie Kate klar, dass sie nicht nur gut kämpfen und einbrechen kann, sondern auch ein Ass in der Informationsbeschaffung ist. Schliesslich scheint sie alles über Kate zu wissen. Dann eröffnet sie Hawkeyes Protégée ihre wahren Absichten: Clint Barton muss sterben. Er sei ja für den Tod Natasha Romanoffs verantwortlich. Zumindest wird ihr das von ihrer «Auftraggeberin» so gesagt. Sie war ja nicht dabei auf Vomir.
Yelena hat technisch gesehen nicht unrecht. Auch wenn es hier eine ganze Portion Obi-Wan’sche «Aus einem gewissen Blickpunkt»-Geschwurbel braucht, um Clint als den Bösen in dieser Geschichte abzustempeln. Ist Yelena wirklich so blauäugig, ihrer Auftraggeberin – der Contessa – so ohne Weiteres abzunehmen, dass Clint tatsächlich böse ist und getötet werden muss? Sicher, seine Ronin-Vergangenheit hat Makel. Aber wirklich Unschuldige hat er ja nie getötet.
Oder etwa doch?
Eine neue Geheimagentin?
Ein neuer Tag. Die Szene gefällt mir. Die mit dem Mahnmal, wo sich die Avengers zum ersten Mal gesammelt haben. Clint steht vor den gravierten Namen. Spricht zu Natasha. Im Hintergrund Alan Silvestris Filmmusik, die bei Natashas Tod auf Vormir gespielt hat. Zuerst verdrücke ich mir eine Träne. Dann zermartere ich mir den Kopf. Was meint Clint mit «Ich will dir sagen, dass es mir leid tut, was ich jetzt tun muss»?
Abend. Time Square. Clint telefoniert mit seiner Frau, Laura. Er erklärt ihr, dass der Schlamassel immer grösser wird: Maya ist dabei, Clints Familie aufzuspüren, und es sei nur eine Frage der Zeit, bis sich «der Obermotz» einmische. Sehr subtil. Aber was hat Laura denn zu verbergen, das den Obermotz erzürnen könnte?
Eine mögliche Theorie ist, dass Laura eine Geheimagentin ist. Oder war. Das würde erklären, warum sie eine Episode zuvor so easy Informationen beschaffen konnte. Zum anderen hatte das Tony Stark bereits in «Avengers: Age of Ultron» vermutet. Achte im unteren Video auf Minute 00:44.
Ginge es nach den Comics, wäre die wahrscheinlichste Geheimagentin-Kandidatin Mockingbird, echter Name: Barbara «Bobbi» Morse. Dort wurde sie zunächst von S.H.I.E.L.D. als Geheimagentin ausgebildet. Später, unter dem Alias Huntress, leitete sie gar eine Untersuchung gegen einen lateinamerikanische S.H.I.E.L.D.-Aussenposten. Blöd nur, dass die eigenen Agenten wegen eines Missverständnisses auf sie schossen. Huntress täuschte ihren Tod vor, tauchte unter und ward lange nicht mehr gesehen.
Eines Tages begann sie Ermittlungen gegen den bösen Carl Dalandan. Dabei lernte sie ihren späteren Ehemann kennen: den damaligen Sicherheitschef von Cross Technological Enterprises, Clint Barton. Die beiden passen perfekt zueinander. Clint, weil er seit jeher rebellisch und vorlaut ist. Morse, weil sie dafür bekannt ist, ihre Gegner im Kampf zu verspotten. Von da an bekam sie ihren neuen Alias: Mockingbird.
Das Problem: Morse hatte ihren ersten Auftritt bereits in der von ABC produzierten TV-Serie «Agents of S.H.I.E.L.D.». Bis jetzt handhabte Marvel Studios Fernsehserien, die sie nicht selber produziert haben, so: Das MCU ist Kanon. Die Serien halten sich strikt daran. Egal ob von ABC, Netflix oder Hulu produziert. Umgekehrt haben sich die MCU-Filme aber nicht zwingend an das halten, was in den Fernsehserien passiert.
Das Darkhold zum Beispiel. Die Geschichte des mächtigen Buches reicht bis zur Entstehung der Erde zurück. Die Comics lehren uns, dass es sämtliche Zauber und magischen Rituale des mächtigen Alten Gottes Chthon enthält. In «WandaVision» birgt es zudem dunkle Prophezeiungen über Wandas schreckliche Zukunft als Scarlet Witch. Nur, dass das Buch eigentlich schon in «Agents of S.H.I.E.L.D.» vorkam. Das hatte die Serie nicht daran gestört, es wiederzuverwenden.
«Vergiss nicht, dass ich dich besser verstehe als es andere je könnten», sagt Laura am Telefon zu Clint. Ein Wink mit dem Zaunpfahl? Gut möglich, dass «Hawkeye» es ähnlich mit Mockingbird handhaben wird. Einfach, dass Mockingbird nicht Barbara Morse ist. Ausser, es wäre Teil von Lauras Tarnung, auch ihren Namen zu ändern. Macht eigentlich noch Sinn, jetzt, wo ich darüber nachdenke.
Auftritt: Ronin
Es wird Nacht. Clint stellt sich Maya. Dieses Mal nicht als Hawkeye, sondern als Ronin. Die Sache muss ein Ende finden. Dann lässt Clint die Bombe platzen: Ja, er hat damals Mayas Vater umgebracht, weil ein Informant ihn auf dessen Spur brachte. Nur, dass der Informant für den gleichen Boss arbeitete wie Mayas Vater damals und sie selbst heute. Wer dieser Informant war? Kazi.
Und der Boss? Im letzten Shot der Episode kriegen wir’s endlich laut ausgesprochen. Denn Yelena steckt Kate, wer ihr eigentlicher Auftraggeber ist: Eleanor Bishop. Brisanter aber ist, an wen sich Eleanor gewandt hat, um Yelena zu engagieren.
An den Kingpin, Wilson Fisk.
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Abenteuer in der Natur zu erleben und mit Sport an meine Grenzen zu gehen, bis der eigene Puls zum Beat wird — das ist meine Komfortzone. Zum Ausgleich geniesse ich auch die ruhigen Momente mit einem guten Buch über gefährliche Intrigen und finstere Königsmörder. Manchmal schwärme ich für Filmmusik, minutenlang. Hängt wohl mit meiner ausgeprägten Leidenschaft fürs Kino zusammen. Was ich immer schon sagen wollte: «Ich bin Groot.»