HTC U23 Pro im Test: Durchschnittliches Smartphone mit zwei großen Haken
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HTC U23 Pro im Test: Durchschnittliches Smartphone mit zwei großen Haken

HTC ist zurück. Beim Mittelklasse-Smartphone U23 Pro mit einer microSD-Karte und einem 3,5-mm-Anschluss keimen in mir nostalgische Gefühle auf – aber was früher besser war, ist nicht immer noch gut.

HTC lieferte bis 2017 einige sehr gute Smartphones ab. Danach wurde es ruhiger. Google kaufte große Teile der Smartphone-Sparte des Unternehmens auf. Danach erschienen die Geräte nicht mehr in Europa. Das hat sich 2023 mit dem HTC U23 Pro geändert. Ich bin gespannt, wie viel von HTCs altem Charme und Innovationsgeist im neuen Mittelklasse-Smartphone steckt.

HTC U23 Pro (256 GB, Coffee Black, 6.70", Dual SIM, 108 Mpx, 5G)
Smartphone
EUR291,75

HTC U23 Pro

256 GB, Coffee Black, 6.70", Dual SIM, 108 Mpx, 5G

HTC U23 Pro (256 GB, Snow White, 6.70", Dual SIM, 108 Mpx, 5G)
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HTC U23 Pro

256 GB, Snow White, 6.70", Dual SIM, 108 Mpx, 5G

Kleinere Rück- als Vorderseite

Ungewöhnlich am Design des HTC U23 Pro ist der Rahmen. Das Smartphone ist an den Seiten abgeschrägt. Das heißt, die Rückseite aus Kunststoff ist kleiner als die Vorderseite. Auch ohne Hülle liegt das U23 Pro so griffig in der Hand. Allerdings ist der Übergang zwischen Rahmen und Rückseite nicht perfekt. Es wirkt, als sei da eine Lücke, wie bei einer abnehmbaren Rückseite. Aber da ist keine Lücke und abnehmbar ist die Rückseite auch nicht.

Der schräge Rahmen ist gar nicht so leicht zu fotografieren.
Der schräge Rahmen ist gar nicht so leicht zu fotografieren.
Quelle: Jan Johannsen

Weniger zufrieden bin ich mit der Vorderseite: Das 6,7 Zoll große OLED-Display mit 2400 × 1080 Pixel und 120 Hertz ist zwar technisch auf der Höhe der Zeit, aber nicht schön anzusehen. Das liegt am Rahmen. Er ist oben und unten breiter als an den Längsseiten. Das stört mein Bedürfnis nach Symmetrie. Zudem reicht mir die Informationszeile mit Uhrzeit und Akkustand zu nah an die abgerundeten Ecken am oberen Ende des Displays.

Die Helligkeit des Displays ist in Ordnung.
Die Helligkeit des Displays ist in Ordnung.
Quelle: Jan Johannsen

Positiv fällt dagegen auf, dass das U23 Pro für seinen Preis vergleichsweise robust ist. Sowohl eine IP67-Zertifizierung als auch das nicht mehr ganz aktuelle Gorilla Glass Victus sind bei Mittelklasse-Smartphones noch nicht üblich. Und das, obwohl es von dem robusten und kratzfesten Glas bereits zwei Nachfolger gibt.

Die 3,5-mm-Buchse für Kopfhörer befindet sich oben im Rahmen.
Die 3,5-mm-Buchse für Kopfhörer befindet sich oben im Rahmen.
Quelle: Jan Johannsen

Kamera: Hohe Detailgenauigkeit, blasse Farben

HTC stattet das U23 Pro mit insgesamt fünf Kameras aus. Auf der Rückseite befinden sich die 108-Megapixel-Hauptkamera, eine Ultraweitwinkelkamera mit acht Megapixeln Auflösung und eine 5-Megapixel-Makrokamera. Die vierte Linse auf der Rückseite liefert Informationen für Aufnahmen mit Tiefenschärfe. Die Frontkamera hat eine Auflösung von 32 Megapixeln.

Die Kameras auf der Rückseite des HTC U23 Pro.
Die Kameras auf der Rückseite des HTC U23 Pro.
Quelle: Jan Johannsen

Farben und Kontrast

Die Farbwiedergabe der Hauptkamera des U23 Pro wirkt im Vergleich zu anderen Smartphones blass. Damit liegt es aber näher an der Realität. Die Detailgenauigkeit der Aufnahmen ist hoch.

Die Farben wirken blass, sind aber näher an der Realität als knallige Farben anderer Smartphones.
Die Farben wirken blass, sind aber näher an der Realität als knallige Farben anderer Smartphones.
Quelle: Jan Johannsen

HTC nutzt Pixel Binning. Deswegen haben die Fotos standardmäßig eine Auflösung von 12 Megapixeln – und nicht die groß darauf geschriebenen 108 Megapixel. Diese stehen in der Kamera-App als Option zur Verfügung. Allerdings ohne weitere Einstellungsmöglichkeiten, die die App in der Automatik bietet. Und einen Vorteil der maximalen Auflösung erkenne ich selbst dann nicht, wenn ich den Ausschnitt des 12-Megapixel-Fotos auf die gleiche Auflösung vergrößere.

Bei starken Kontrasten, wie der folgenden Gegenlichtaufnahme, zeigen sich die Grenzen des Sensors. Teurere Smartphones sorgen in solchen Situationen mit mehr Nachbearbeitung oft für ein besser ausgeleuchtetes Bild.

Direkt gegen die Sonne ist auch sehr schwer.
Direkt gegen die Sonne ist auch sehr schwer.
Quelle: Jan Johannsen

Ultraweitwinkel und Zoom

Für die Betrachtung auf dem Smartphone ist die Detailgenauigkeit der Ultraweitwinkelkamera hoch genug. Auffällig ist allerdings, dass sie farblich kühler bleibt als die Hauptkamera. Die Hauptkamera hat zudem etwas zu viel Grün und die Ultraweitwinkelkamera etwas zu viel Magenta.

Ultraweitwinkel
Ultraweitwinkel
Quelle: Jan Johannsen
Hauptkamera
Hauptkamera
Quelle: Jan Johannsen

Der in der Kamera-App angebotene zweifache Zoom ist eine rein digitale Vergrößerung des Bildes der Hauptkamera. Im Maximum bietet das U23 Pro eine achtfache Vergrößerung an. Die zweifache Vergrößerung finde ich auf dem Smartphone vorzeigbar. Geht es darüber hinaus, sieht es nicht mehr gut aus.

2x Zoom
2x Zoom
Quelle: Jan Johannsen

Porträt

Bei Porträtaufnahmen kannst du vor der Aufnahme festlegen, wie stark die Unschärfe im Hintergrund ist. Das Beispielbild hat eine 5 auf der Skala von 1 bis 10. Zudem stehen sechs verschiedene Effekte für Lichter im Hintergrund zur Auswahl (Kreis, Herzen, Schmetterlinge, Sterne, Bäume oder Wassertropfen), die bei der Aufnahme bei Tageslicht aber nicht zu erkennen sind.

Hintergrund: unscharf, Person: scharf.
Hintergrund: unscharf, Person: scharf.
Quelle: Jan Johannsen

Die Person im Vordergrund ist schön scharf und der Hintergrund wie gewünscht unscharf. Die Trennung beider Bereiche funktioniert bis auf einen Bereich bei der Mütze gut. Insgesamt ist die Brennweite der Hauptkamera für eine Porträtaufnahme aber sehr weitwinklig und die Farben wirken blass.

Nacht

Bei Dunkelheit – genauer: mit dem Restlicht einer Großstadt – liefert die Hauptkamera bereits in der Automatik brauchbare Bilder. Der Nachtmodus sorgt dann für noch etwas mehr Helligkeit und Schärfe.

Hauptkamera, Automatik
Hauptkamera, Automatik
Quelle: Jan Johannsen
Hauptkamera, Nachtmodus
Hauptkamera, Nachtmodus
Quelle: Jan Johannsen

Mit der Ultraweitwinkelkamera fallen die Aufnahmen deutlich dunkler aus. Hier ist der positive Effekt des Nachtmodus auf die Schärfe und Detailgenauigkeit noch größer. Trotzdem reichen die Aufnahmen qualitativ nicht an die aus der Hauptkamera heran.

Ultraweitwinkelkamera, Automatik
Ultraweitwinkelkamera, Automatik
Quelle: Jan Johannsen
Ultraweitwinkelkamera, Nachtmodus
Ultraweitwinkelkamera, Nachtmodus
Quelle: Jan Johannsen

Selfie

Die Selfies des HTC U23 Pro haben eine hohe Detailgenauigkeit, wirken farblich aber blass. Der HDR-Effekt sorgt zwar für eine gleichmäßige Ausleuchtung, aber nicht für strahlend leuchtende Farben. Wichtig: Schalte den Beauty-Effekt ab, um nicht im Gesicht komplett glatt gezeichnet zu werden.

Der Beauty-Effekt ist bereits ausgeschaltet, trotzdem wirkt die Haut in meinem Gesicht auffällig glatt.
Der Beauty-Effekt ist bereits ausgeschaltet, trotzdem wirkt die Haut in meinem Gesicht auffällig glatt.
Quelle: Jan Johannsen

Mit aktivem Nachtmodus sind die Selfies bei Dunkelheit gut ausgeleuchtet, aber genauso grobkörnig wie ohne Nachtmodus. Das lohnt nicht.

Der Nachtmodus rettet die Selfies bei Dunkelheit nicht.
Der Nachtmodus rettet die Selfies bei Dunkelheit nicht.
Quelle: Jan Johannsen

Genug Leistung, schlechte Laufzeit

Mit dem Snapdragon 7 Gen 1 als Prozessor sortiert sich das HTC U23 Pro im Mittelklassebereich ein. Die 12 Gigabyte Arbeitsspeicher sind mehr als ich bei einem Smartphone dieser Preisklasse erwarte. Das U23 Pro läuft flüssig und ist für den Alltag schnell genug.

Zahlen liefert Geekbench 6. Zum Vergleich wähle ich drei weitere Mittelklasse-Modelle: Honor 90, Motorola Edge 40 Neo und Samsung Galaxy A34.

Im Vergleich mit anderen Mittelklasse-Smartphones steht das HTC U23 Pro gut da. Das Galaxy A34 und das Edge 40 Neo lässt es bei den Testergebnissen teilweise deutlich hinter sich. Der positive Eindruck bekommt allerdings eine Delle: Gegenüber dem Honor 90 mit dem gleichen Prozessor liegt das U23 Pro immer mehrere Prozentpunkte zurück.

Der 256 Gigabyte große Speicher lässt sich mit einer microSD-Karte erweitern.
Der 256 Gigabyte große Speicher lässt sich mit einer microSD-Karte erweitern.
Quelle: Jan Johannsen

Der Akku des HTC U23 Pro hat eine Kapazität von 4600 mAh. Über den USB-C-Anschluss nimmt er maximal 30 Watt auf und kabellos bis zu 15 Watt. Das sind alles brauchbare Durchschnittswerte. Allerdings ist der Stromverbrauch höher als bei vergleichbaren Smartphones. Mit etwas Zurückhaltung schaffe ich es knapp über den Tag.

Mit dem Batterietest von PCMark Work 3.0 messe ich nur 5:31 Stunden Akkulaufzeit. Zum Vergleich: Das Motorola Edge 40 Neo kommt auf 7:10 Stunden. Und selbst das Pixel 8 Pro kommt mit seinem helleren Display bei voller Helligkeit immer noch auf 6:21 Stunden.

Software erhält nur wenige Updates

HTC liefert das U23 Pro ab Werk mit Android 13 aus. Der Hersteller will das Smartphone nur zwei Jahre lang mit Sicherheitsupdates versorgen und hat sich zur Aktualisierung der Android-Version noch nicht geäußert. Angesichts der inzwischen verbesserten Update-Politik der meisten Hersteller ist HTC damit Schlusslicht.

HTC weist dezent auf seine VR-Sparte hin.
HTC weist dezent auf seine VR-Sparte hin.
Quelle: Jan Johannsen

Da hilft es auch wenig, dass HTC auf Software von Drittanbietern verzichtet. Die Standard-Apps ergänzt der Hersteller nur mit fünf Apps seiner VR-Welt «Viverse».

Fazit: Nostalgie alleine reicht nicht

Das HTC U23 Pro überzeugt mit brauchbarer bis guter Hardware und einem schicken Display. Auch die Qualität der Kamera ist für ein Mittelklasse-Smartphone völlig in Ordnung, aber nicht herausragend.

Im Preisbereich des U23 Pro muss man zu Kompromissen bereit sein. Doch mit quasi nicht vorhandenen Software-Aktualisierungen schießt HTC sich ins Abseits. Das wiegen auch die nostalgischen Gefühle für die microSD-Karte und den 3,5-mm-Anschluss nicht auf. Würde ich ein Mittelklasse-Smartphone suchen, wären mir das Motorola Edge 40 Neo, das Honor 90 oder das Galaxy A34 lieber – trotz aller Kritik, die ich auch an diesen Geräten habe.

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Titelbild: Jan Johannsen

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Als Grundschüler saß ich noch mit vielen Mitschülern bei einem Freund im Wohnzimmer, um auf der Super NES zu spielen. Inzwischen bekomme ich die neueste Technik direkt in die Hände und teste sie für euch. In den letzten Jahren bei Curved, Computer Bild und Netzwelt, nun bei Digitec und Galaxus. 


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