Motorola Edge 40 Neo im Test: Eine Mischung aus Top-Smartphone und Einstiegsmodell
Hier Top-Smartphone, da Einstiegsmodell: Mittelklasse-Smartphones wie das Motorola Edge 40 Neo können verwirrend sein und erfordern einen genauen Blick.
Bei einem Smartphone wie dem Edge 40 Neo ist die Frage: In welchen Bereichen stellst du Ansprüche und wo bist du für den günstigen Preis zu Kompromissen bereit. Denn vollumfänglich kann das Mittelklasse-Smartphone nicht überzeugen.
Motorola Edge 40 Neo
256 GB, Black Beauty, 6.55", SIM + eSIM, 50 Mpx, 5G
So ist das Edge 40 Neo zum Beispiel nach IP68 wasserdicht. Motorola verwendet zudem ein AMOLED-Display, aber nur mit der zehn Jahre alten Technologie Gorilla Glass 3. Von dem kratzfesten Glas gibt es inzwischen vier neuere Generationen.
Griffige, bunte Rückseite und abgerundetes Display
Motorola kooperiert bei den Farben schon länger mit Pantone. Bei anderen Modellen gibt es meistens nur eine Version im proprietären Farbraum. Beim Edge 40 Neo sind es dagegen alle drei – sogar das schwarze Modell. Das hat eine matte Rückseite aus Acryl. Mein blaues – die Farbbezeichnung von Pantone lautet «Caneel Bay» – Testgerät hat dagegen eine weiche, schön griffige Rückseite aus Kunst- bzw. veganem Leder.
Auf der Vorderseite schaue ich auf ein 6,55 Zoll großes AMOLED-Display. Mit einer Bildwiederholrate von 144 Hertz und einer Auflösung von 2400 × 1080 Pixeln lässt es keine Wünsche offen: kräftige Farben, hohe Helligkeit – 1300 Nits im Peak – und ein detailreiches Bild. Mich persönlich stören die abgerundeten Kanten auf den langen Seiten des Displays. An ihnen treten oft störende Spiegelungen auf.
Der Fingerabdrucksensor befindet sich unter dem Display. Ein Symbol zeigt dir, wo du deinen Finger drauflegen musst, um es zu entsperren. Das funktioniert in der Regel schnell und zuverlässig.
Für ein Mittelklasse-Smartphone nicht selbstverständlich ist die IP68-Zertifizierung. Sie ist der Nachweis, dass das Edge 40 Neo 30 Minuten in 1,5 Metern Wassertiefe unbeschadet übersteht. Unter zwei Voraussetzungen: keine Beschädigungen und sauberes Süßwasser.
Genug Power, aktuelle Standards und ein brauchbarer Akku
Mit dem Mediatek Dimensity 7030 verbaut Motorola einen neuen Chipsatz im Edge 40 Neo. Der Hersteller hat das 6-Nanometer-SoC erst im September 2023 vorgestellt. Es stattet das Smartphone unter anderem mit 5G, Wi-Fi 6E und Bluetooth 5.3 aus. Den acht Rechenkernen – zwei hochgetaktete für anspruchsvolle Aufgaben und sechs stromsparende – steht eine Mali-G610 für Grafikberechnungen zur Seite.
In den Benchmarktests liefert der Dimensity 7030 im Edge 40 Neo bessere Ergebnisse als der Dimensity 7020 im Moto G54, der mit Grafiktests Probleme hat. Mit dem Dimensity 1080 des Galaxy A34 liegt das Edge bei den CPU-Tests etwa gleichauf und schneidet bei den GPU-Tests etwas schlechter ab. Gegen den Snapdragon 8 Gen 2 im Edge 40 Pro hat das Mittelklasse-Smartphone keine Chance. Im Alltag hat es aber in der Regel genug Power und fällt nicht mit langen Wartezeiten oder Ähnlichem auf.
Bei uns bietet Motorola das Edge 40 Neo in der Speichervariante mit 12 Gigabyte Arbeitsspeicher und 256 Gigabyte Speicherplatz für Daten an. Eine microSD-Karte kannst du nicht einlegen. In anderen Ländern bietet der Hersteller auch eine Variante mit 8 und 128 Gigabyte Arbeitsspeicher und Speicherplatz an.
Der Akku des Edge 40 Neo hat mit 5000 mAh eine durchschnittliche Kapazität für ein Smartphone. Bei voller Displayhelligkeit hält er im Batterietest von Work 3.0 insgesamt 7:10 Stunden durch. Damit schneidet das Edge 40 Neo besser als das Pixel 8 Pro ab, dessen Display allerdings deutlich heller leuchten kann, und bleibt klar hinter dem Nothing Phone (2) oder dem günstigeren Moto G84 von Motorola. Klingt nicht beeindruckend, reicht bei meiner typischen Nutzung aber aus, um über den Tag zu kommen.
Das Netzteil in der Packung des Edge 40 Neo liefert bis zu 68 Watt Leistung. Damit soll die Batterie des Smartphones in 15 Minuten zu 50 Prozent geladen sein. Mit zunehmendem Ladestand nimmt das Tempo etwas ab. Nach 40 bis 45 Minuten ist der Akku komplett voll.
Durchschnittliche Kamera mag es lieber hell
Im Gegensatz zu einem Top-Smartphone musst du beim Edge 40 Neo auf eine Telekamera verzichten. Zwei Kameras auf der Rückseite gibt es trotzdem: die Hauptkamera mit 50 Megapixeln Auflösung und eine Ultraweitwinkelkamera mit 13 Megapixeln.
Bei der Hauptkamera nutzt Motorola Pixel-Binning, wodurch die Fotos eine Auflösung von 12,6 Megapixeln haben. Das gilt auch für RAW-Aufnahmen im Pro-Modus. Ich habe keine Option gefunden, die volle Auflösung zu nutzen.
Kontrast und Farbe: gedämpft aber natürlich
Die Farben wirken weniger kräftig als bei anderen Smartphones. Sie mögen dadurch auf den ersten Blick weniger attraktiv wirken, fallen für mich aber in die Kategorie natürliche Farbwiedergabe. Vor allem, wenn ich der Kamera zugutehalte, dass das Licht im Hamburger Herbst eher trist wirkt.
Da sind auch nur selten starke Kontraste zum Ausgleichen vorhanden. Die Wolken am Himmel arbeitet die Kamera gut heraus. Im Vergleich zwischen Haupt- und Ultraweitwinkelkamera fällt auf, dass letztere in Richtung Ecken unschärfer wird.
Die Verwendung des digitalen Zooms macht die Bildqualität nicht besser. Das Edge 40 Neo bietet maximal eine achtfache Vergrößerung an, aber bereits der zweifache Zoom weckt keine Lust auf mehr.
Porträt in drei Brennweiten
Dass die Bildqualität nicht nur schlecht ist, sondern von der Entfernung des Motivs und einer ausreichenden Beleuchtung abhängig ist, fällt im Porträtmodus auf. Ich bin schön scharf, der Hintergrund unscharf und die Abgrenzung leider nicht immer perfekt. Im Porträtmodus stehen drei «Brennweiten» zur Auswahl. Sie sollen 24, 35 und 50 mm im Kleinbildformat entsprechen.
Kein Smartphone für dunkle Nächte
Wird es dunkel, nimmt die Bildqualität stark ab. Es kommen zwar noch erkennbare Bilder heraus, aber vor allem bei der Ultraweitwinkelkamera lässt die Detailgenauigkeit zu wünschen übrig. Auch der Nachtmodus mit etwas längerer Belichtungszeit hilft an diesem Punkt nur bei der Hauptkamera weiter.
Selfies, nur wenn es hell ist
Die Frontkamera des Edge 40 Neo verfügt über eine Auflösung von 32 Megapixeln. Anders als bei der Hauptkamera kommt kein Pixel Binning zum Einsatz. Ist dir das zu viel, kannst du auch acht Megapixel in den Kameraeinstellungen auswählen, falls du Speicherplatz sparen willst. Qualitativ sind die Selfies in Ordnung, aber nicht herausragend. Die Detailgenauigkeit ist ausreichend und die Farben könnten für ein Selfie etwas kräftiger sein.
Dunkelheit sorgt bei der Frontkamera ebenfalls für eine Verschlechterung der Bildqualität. Das folgende Foto ist mit dem Nachtmodus und etwas längerer Belichtungszeit entstanden.
Android mit praktischen und überflüssigen Apps ergänzt
Motorola liefert das Edge 40 Neo mit Android 13 aus. Ein Update auf Android 14 soll kommen, Motorola hat aber noch keinen Zeitrahmen genannt. Insgesamt soll das Smartphone vier Jahre lang Updates erhalten, darunter zwei bis drei Android-Versionen. Nicht schlecht, aber andere Hersteller versprechen bereits längere Update-Zeiträume.
Motorola ergänzt Android um zahlreiche eigene Apps. Die «Moto»-App fasst zum Beispiel einige Einstellungen übersichtlich zusammen. Mit dem «Family Space» kannst du einen Bereich für deine Kinder einrichten, in dem sie nur an ausgewählte Apps kommen. «Ready for» verknüpft das Edge 40 Neo mit deinem Windows-Rechner.
Leider verzichtet Motorola nicht auf Bloatware. Zum Glück lassen sich die vier vorinstallierten Apps von Drittanbietern mit wenig Aufwand deinstallieren.
Fazit: In Ordnung, aber die Konkurrenz ist stark
Vor allem die blaue Version des Motorola Edge 40 Neo ist ein Hingucker. Mir gefällt zudem die griffige Rückseite sehr. Das Display ist ebenfalls gut anzusehen, aber mit seiner zehn Jahre alten Glas-Technologie im Detail kritikwürdig.
Leistung liefert das Smartphone mit seinem Mittelklasse-Chipsatz mehr als genug und auch die Akkulaufzeit ist in Ordnung. Die Kameras fallen in die Kategorie durchschnittlich und sind auf ausreichende Beleuchtung angewiesen. Auf eine Telekamera verzichtest du in dieser Preisklasse (noch) immer. Die Software ist für den Moment gut nutzbar, aber nicht so zukunftssicher wie bei anderen Herstellern.
Samsung hat mit dem Galaxy A34 in dieser Preisklasse, bzw. sogar etwas günstiger, eine harte Konkurrenz für das Edge 40 Neo im Angebot
Titelfoto: Jan JohannsenAls Grundschüler saß ich noch mit vielen Mitschülern bei einem Freund im Wohnzimmer, um auf der Super NES zu spielen. Inzwischen bekomme ich die neueste Technik direkt in die Hände und teste sie für euch. In den letzten Jahren bei Curved, Computer Bild und Netzwelt, nun bei Digitec und Galaxus.