iPad Air mit 13 Zoll: grösser ist besser
Produkttest

iPad Air mit 13 Zoll: grösser ist besser

David Lee
24/5/2024

Die grössere Variante des neuen iPad Air erreicht beinahe A4-Format. In meinem Alltag erweist sich das praktisch durchweg als Vorteil. Auch weil System und Apps bestens auf die 13 Zoll ausgerichtet sind.

Ich bin ein iPad-User der ersten Stunde. In den 14 Jahren seit dem Erscheinen des ersten iPads habe ich vier Modelle gekauft – alle hatten eine Bildschirmdiagonale von ungefähr 10 Zoll. Immer mal wieder habe ich mich gefragt, ob ein grösserer Bildschirm nicht besser wäre. Aber zuerst gab es das gar nicht, dann nur fürs teure iPad Pro, dessen Leistung ich nicht brauche.

Jetzt gibt es endlich auch das iPad Air in gross – und damit in einem Preisbereich, der für mich in Frage kommt.

Riesenvorteil bei Musiknoten, Magazinen und Comics

Manche Leute verstehen das iPad lediglich als aufgeblasenes iPhone, mit dem man nicht telefonieren kann. Aus dieser Optik ergibt es natürlich keinen Sinn, das Gerät noch unhandlicher zu machen.

Aber das iPad ist eben längst viel mehr. Es hat ein eigenständiges Betriebssystem mit deutlich mehr Möglichkeiten als das iPhone. Apps in verschiebbaren Fenstern, Multitasking, Menüs und Tastaturkürzel, das alles gibt es nur fürs iPad. Und nur mit einem einigermassen grossen Bildschirm hast du auch etwas davon. Mit anderen Worten: Das iPad bietet genug, um eine Bildschirmgrösse wie bei einem Notebook zu rechtfertigen.

Wieviel sind überhaupt 13 Zoll? Der Bildschirm des grossen iPad Air misst 262×196 Millimeter. Damit kommt es fast an ein A4-Blatt mit seinen 297×210 Millimetern heran. Tablets mit 10 oder 11 Zoll sind hingegen vom A4-Format weit entfernt.

Manchmal ist dieser Unterschied wichtig. Zum Beispiel bei Musiknoten. Musiker kaufen sich oft das iPad Pro, auch wenn sie dessen Leistung nicht benötigen. Denn ein Notenblatt liest sich nur auf dem grossen Bildschirm wirklich gut. Musiknoten liegen in Form von PDFs oder Bilddateien vor – also mit einem festen Layout.

Auch wenn du PDFs von Magazinen oder Zeitungen liest, bist du mit dem grossen Bildschirm besser dran. Eine klassische Zeitung mit grossen Seiten kannst du auch damit nicht korrekt abbilden, sondern musst immer noch reinzoomen. Doch Zeitschriften, die oft ein ähnliches Format wie A4 haben, sind angenehmer zu lesen. Auch Comics machen mehr Spass.

Der grössere Bildschirm entspricht dem Format von Comics besser.
Der grössere Bildschirm entspricht dem Format von Comics besser.
Quelle: David Lee

Bei Texten und Videos bringen 13 Zoll wenig

Beim Lesen von Webseiten oder Romanen als E-Book sehe ich hingegen keinen Vorteil gegenüber den kleineren iPads. Schmale Zeilen sind zum Lesen angenehm und Scrollen geht auch anstrengungslos. Zudem ist das Layout in diesen Fällen ja flexibel. Ich kann das 13-Zoll-iPad aus grösserer Entfernung anschauen, wodurch ich seltener auf eine Lesebrille angewiesen bin. Allerdings liegt das iPad meist auf dem Tisch, wenn ich es benutze. Dadurch ist die Blickdistanz auf etwa 40 Zentimeter festgelegt.

Ähnlich verhält es sich bei Videos. Ich kann zwar aus etwas grösserer Entfernung gucken bei subjektiv gleich grossem Bild. Auf die Distanz von 40 Zentimetern ist das Bild aber schon so gross, dass ich teilweise den Kopf leicht bewegen muss. Das fühlt sich dann für mich «zu nah» an.

Flexible Fenstergrössen dank Stage Manager

Ein grösseres Tablet ist natürlich schwerer und weniger handlich – aber wenn es um den Medienkonsum geht, hat es keinerlei Nachteile. Denn falls dir ein Element auf dem Bildschirm zu gross ist, kannst du es immer kleiner machen. Möglich macht das der Stage Manager. Er kann die geöffneten Apps in verschiedenen Fenstergrössen anzeigen und gruppieren. Besonders praktisch finde ich, wie nahtlos zwischen dem Stage Manager und dem gewöhnlichen Vollbild gewechselt wird: Einfach am unteren rechten Rand in die gewünschte Richtung ziehen.

Das grosse iPad ist wie geschaffen für den Stage Manager. Verkleinere ich das Fenster etwas, sehe ich links die letzten vier geöffneten Apps und unten das Dock. Der Fensterinhalt ist aber immer noch grösser als auf meinem 10-Zoll-iPad.

Mit dem Stage Manager kommt die Produktivität schon nahe an ein Notebook heran.
Mit dem Stage Manager kommt die Produktivität schon nahe an ein Notebook heran.
Quelle: David Lee

Eine App, die nur das Querformat unterstützt, kannst du auch im Hochformat anzeigen lassen – in einem Fenster mit Querformat. Dieses Fenster ist auf dem 13-Zoll-iPad immer noch gross genug. Auf einem kleineren iPad wäre es zu klein.

Die virtuelle Tastatur: mehr ist mehr

Die virtuelle Tastatur ist das einzige Element, dass du nicht kleiner machen kannst – es erstreckt sich immer über den gesamten Bildschirm. Während ich auf dem 10-Zoll-iPad im Hochformat noch bequem mit zwei Daumen tippen kann, ist das bei 13 Zoll schon sehr mühsam. Ansonsten hat bei der Tastatur der grössere Bildschirm praktisch nur Vorteile.

Denn auf dem 13-Zoll-Bildschirm sind nicht einfach bloss die Tasten grösser. Es handelt sich um eine speziell für diesen Bildschirm angepasste Tastatur mit viel mehr Tasten. Über den Buchstaben befindet sich wie bei einer physischen Tastatur eine Zahlenreihe – auf dem kleinen iPad fehlt diese.

Genug Platz für eine luxuriöse Tastatur.
Genug Platz für eine luxuriöse Tastatur.
Quelle: David Lee

Auf der kleinen iPad-Tastatur sind Zahlen und Sonderzeichen durch Abwärtswischen der entsprechenden Taste direkt zugänglich. Ich bin immer wieder erstaunt, wie viele Leute das nicht wissen – wahrscheinlich, weil es auf dem iPhone nicht funktioniert. Auf der grossen iPad-Tastatur funktioniert es auch nicht. Das finde ich etwas schade, denn gewisse Sonderzeichen wie das @-Zeichen sind so trotzdem nicht direkt zugänglich.

Andererseits: Ohne diese Wischbewegung fühlt sich die virtuelle Tastatur noch mehr an wie eine physische. Beim iPad Air 13 tippe ich zum ersten Mal überhaupt auf einer Bildschirmtastatur wirklich mit zehn Fingern.

Apps bieten auf grossem Screen mehr

Heutzutage unterstützen die meisten Apps eine variable Grösse, die durch den Stage Manager oder durch unterschiedliche Bildschirmgrössen zustande kommt. Eine Karten-App zeigt so nicht den gleichen Ausschnitt grösser, sondern einen grösseren Ausschnitt.

Da wird nicht bloss hochskaliert, sondern ein grösserer Ausschnitt gezeigt.
Da wird nicht bloss hochskaliert, sondern ein grösserer Ausschnitt gezeigt.
Quelle: David Lee

Manche Apps sind sogar so angepasst, dass sie auf dem grösseren Bildschirm mehr Funktionalität bieten. Dies ist mir vor allem bei den Musik-Apps GarageBand und Korg Gadget aufgefallen. Während ich auf dem kleinen iPad ständig zwischen Spur-Ansicht und Aufnahme-Ansicht wechseln muss, sehe ich auf dem grossen Tablet beides. Das ist schon sehr praktisch.

GarageBand: Nur auf dem grossen iPad sehe ich Instrument und Spuren gleichzeitig.
GarageBand: Nur auf dem grossen iPad sehe ich Instrument und Spuren gleichzeitig.
Quelle: David Lee

Und sonst so?

Ich konzentriere mich in diesem Test auf die Bildschirmgrösse, weil alles andere auch ohne Test klar ist. Der Prozessor ist ein M2, wie im letztjährigen iPad Pro. Die Rechenleistung dürfte praktisch identisch sein. Und für 99 Prozent der Fälle ausreichend.

Das grössere iPad Air ist mit 617 Gramm natürlich schwerer als die 11-Zoll-Version mit 462 Gramm. Es ist sogar etwas schwerer als das aktuelle iPad Pro (579 g), aber leichter als das iPad Pro von 2022 (682 g). Ob das wichtig ist, hängt vom Gebrauch ab. Bei mir liegt das Tablet meistens auf dem Tisch, somit kommt es auf hundert Gramm mehr oder weniger nicht an. Und zur Erinnerung: Das erste iPad war 680 Gramm schwer und etwa doppelt so dick. Ging auch.

Der Bildschirm hat eine Antireflexbeschichtung und spiegelt deutlich weniger als der meines iPad 9. Er soll den Farbraum P3 abdecken, dies im Gegensatz zum «normalen» iPad. Mit 600 Nits ist der Screen heller als beim kleineren iPad Air, das nur 500 Nits hat. Und ja, diesen Unterschied siehst du gut. Mein iPad 9 hat ebenfalls 500 Nits.

Links das iPad Air 13 mit 600 Nits, rechts zum Vergleich 500 Nits.
Links das iPad Air 13 mit 600 Nits, rechts zum Vergleich 500 Nits.
Quelle: David Lee

Die eckige Form ist seit 2020 unverändert – keine Überraschungen hier. Ideal finde ich das nicht. Ich habe Mühe, das iPad vom Tisch zu klauben, ganz im Gegensatz zu meinem abgerundeten iPad 9. Dieses fühlt sich auch dünner an, obwohl es das nicht ist.

Der Akku ist beim 13-Zoll-Air grösser, aber der Bildschirm braucht auch mehr Strom. Apple gibt für das grosse und das kleine iPad Air die gleiche Akkulaufzeit an: 10 Stunden. Allerdings dürfte das nicht in jedem Fall stimmen. Schliesse ich zum Beispiel mein Audio-Interface Motu M2 an, wird dieses durch das iPad mit Strom versorgt. Auch wenn der Bildschirm ausgeschaltet ist. Und da hält ein grösserer Akku einfach länger.

Fazit

Das iPad Air wird erwachsen

Bislang mussten alle, die ein grosses Apple-Tablet wollten, ein iPad Pro kaufen und damit viel Geld ausgeben. Auch wenn sie die Leistung des iPad Pro gar nicht brauchten. Mit dem iPad Air in 13 Zoll ist das endlich vorbei. Die Leistung des M2-Prozessors entspricht dem iPad Pro von 2022 und lässt kaum Wünsche offen.

Im Alltag überwiegen für mich die Vorteile des grösseren Formates klar. Die Apps nutzen den zusätzlichen Raum für eine bessere Übersicht oder für zusätzliche Funktionen und Bedienelemente. Die virtuelle Tastatur bietet deutlich mehr Tasten.

Sein Potenzial entfaltet der grosse Bildschirm vor allem in Kombination mit dem Stage Manager. Damit können Apps in Fenstern mit variabler Grösse angezeigt und gruppiert werden. Was auf einem kleinen Bildschirm schnell unübersichtlich wird, erweist sich auf dem grossen Tablet als Killer-Feature.

So ganz nebenbei hat das Air mit 13 Zoll den helleren Bildschirm als die 11-Zoll-Version. Kleiner Makel: Durch die eckige Bauform fühlt sich das Gerät klobiger an, als es eigentlich ist. Und ich vermisse nach wie vor den Kopfhöreranschluss. Da man es aber nie allen recht machen kann, vergebe ich trotzdem fünf Sterne.

Pro

  • grosses iPad zu moderatem Preis
  • Software hervorragend auf grossen Bildschirm optimiert
  • ausreichend Leistung
  • hellerer Bildschirm als 11-Zoll-Variante

Contra

  • etwas klobiges Feeling durch eckige Form
Apple iPad Air 13 2024 (M2) (nur WLAN, 13", 128 GB, Space Grey)
Tabletverfügbar
EUR1023,12

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nur WLAN, 13", 128 GB, Space Grey

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Titelbild: David Lee

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Durch Interesse an IT und Schreiben bin ich schon früh (2000) im Tech-Journalismus gelandet. Mich interessiert, wie man Technik benutzen kann, ohne selbst benutzt zu werden. Meine Freizeit ver(sch)wende ich am liebsten fürs Musikmachen, wo ich mässiges Talent mit übermässiger Begeisterung kompensiere. 


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