Klein, lästig, zäh: 10 faszinierende Fakten über Zecken
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Klein, lästig, zäh: 10 faszinierende Fakten über Zecken

Katja Fischer
14/6/2024

Kaum ein Tier ist so lästig und eklig wie die Zecke. Aber auch kaum eines ist so spannend und robust. Hier sind zehn Dinge über Zecken, die vielleicht auch dir neu sind.

Ich bin in einem Zecken-Hotspot aufgewachsen: Auf Zeckenstich-Landkarten der Schweiz leuchtete unsere Region immer tiefrot. Der abendliche Holzbock-Check der Eltern, nachdem wir Kinder den Tag draussen verbracht hatten, gehörte zum Alltag. Ebenso die Tatsache, dass der Hund während der warmen Monate täglich mehrere Exemplare in seinem Fell nach Hause schleppte.

Heute ist die ganze Schweiz aufgrund des Klimawandels rotes Zecken-Risikogebiet, mit Ausnahme der Kantone Tessin und Genf. Wir alle leben mit den lästigen Biestern. Und wir wissen so einiges über sie: Wo sie lauern, an welchen Körperteilen sie bevorzugt zubeissen, pardon zustechen, und wie wir sie entfernen sollten. Das Tier selbst kennen viele aber herzlich wenig, ich miteingeschlossen. Das habe ich festgestellt, als ich kürzlich eine Zecken-Info googelte und bei einem völlig anderen Fakt hängenblieb: Ist es nicht verrückt, dass das Spinnentier seine Nase am Vorderbein besitzt? Dann bin ich noch tiefer in die Zecken-Höhle eingetaucht … Was soll ich sagen: So eklig das Viech ist, so faszinierend ist es eben auch.

1. Die Zeckennase befindet sich am Vorderbein.

Eine Zecke hat keine richtige Nase. Stattdessen besitzt sie ein besonderes Organ am Vorderbein – Hallersches Organ genannt. Hat sie ihre Jagdposition eingenommen, «erschnüffelt» sie damit ihre Umgebung. Oft streckt sie dafür ihre Vorderbeine in die Höhe, um die Duftstoffe besser wahrzunehmen. Dann greift sie ihr Opfer blitzschnell mit ihren Krallen an den Vorderbeinen an. Eine Berührung von wenigen Sekundenbruchteilen reicht dafür laut Zecken.de schon aus.

2. Die Zecke betäubt dich.

Mit einem scherenartigen Mundwerkzeug reisst die Zecke erst die Haut auf, dann gräbt sie mit ihrem Stechrüssel in die Wunde. Deshalb spricht man auch von einem Stich und nicht von einem Biss. Hast du dich schon mal gefragt, warum du dabei absolut nichts spürst? Weil die Zecke gleich während des Stechens mit ihrem Speichel ein Betäubungsmittel abstösst. Dieses verhindert auch, dass sich die Einstichstelle entzündet.

Erst reisst die Zecke deine Haut auf, dann sticht sie mit ihrem Stechrüssel in die Wunde. Und saugt sich erst mal schön voll.
Erst reisst die Zecke deine Haut auf, dann sticht sie mit ihrem Stechrüssel in die Wunde. Und saugt sich erst mal schön voll.
Quelle: Shutterstock/Evgeniyqw

3. Eine Zecke kann jahrelang ohne Nahrung auskommen.

Hat sich eine Zecke erst mal mit deinem Blut vollgesogen, ist sie versorgt. Und zwar lange: Unter Umständen kann sie dann bis zu zehn Jahren ohne weitere Nahrung auskommen. Das gilt allerdings nur für die sogenannte Lederzecke und unter Laborbedingungen, wie Zecken-stich.ch klarstellt. Unter normalen Umständen und in freier Wildbahn kann eine Zecke nach ihrer Blutmahlzeit etwa zwei bis drei Jahre satt bleiben.

4. Die Zecke übersteht den Waschmaschinengang.

Eine Zecke ist so zäh, dass sie auf Kleidung in der Waschmaschine überlebt. Das zeigen Untersuchungen des US-Insektenforschers John Carroll aus dem Jahr 2007. Ein grosser Teil der Tiere, die er in die Waschtrommel setzte, überstand sogar den 60-Grad-Waschgang. Nur den Wäschetrockner überlebten sie nicht – aber auch nur, wenn die höchste Temperaturstufe eingestellt war.

5. Das Gefrierfach tut einer Zecke nichts.

Der Berliner Biologe Hans Dautel hat nicht nur den Waschmaschinen-Härtetest durchgeführt (und ein ähnliches Resultat wie sein US-Kollege erhalten), er hat Zecken zudem in einem Gefrierfach frieren lassen. Ergebnis: Die Hälfte der erwachsenen Zecken waren nach 24 Stunden bei einer Temperatur von –8° Celsius noch wohlauf. Einige Nymphen – also «jugendliche» Zecken – überlebten gar bei -13° Celsius. Wer wirklich sicher sein will, dass die Zecke stirbt, muss sie mindestens 24 Stunden lang bei -20° Celsius einfrieren.

6. Eine Zecke überlebt selbst die Klospülung.

Eine beliebte Methode, um eine Zeck zu entsorgen, ist die Toilette. Keine gute Idee! Sie baut dann eine Art Luftblase um sich und überlebt bis zu zwei Wochen unter Wasser, wie der deutsche Virologe Gerhard Dobler im Interview mit «MMW – Fortschritte der Medizin» erklärt. «Sie ertrinken also nicht in der Toilette und können wieder hochkrabbeln.» Er empfiehlt, die Zecke nach dem Entfernen zu verbrennen. Oder sie in einem zugeknoteten Müllsack oder zugeschraubten Glas zu entsorgen.

7. Nach der Paarung stirbt das Zeckenmännchen.

Eine Zecke ist unzerstörbar, so scheint es. Da erstaunt es auch nicht, dass bereits die Dinosaurier von Zecken gestochen wurden. Etwas aber bringt sie zur Strecke, zumindest das Männchen: die Paarung. Nach der Begattung – das Männchen klettert dafür unter den Bauch des Weibchens, das gerade auf einem Wirt Blut saugt – stirbt das Männchen sofort. Das Weibchen saugt derweil noch weiter, um Energie für die bevorstehende Eiablage zu tanken. Dabei nimmt sie bis zum 200-fachen ihres normalen Körpergewichts zu. Nach der Eiablage stirbt auch sie.

Für die Begattung klettert das Männchen unter den Bauch des Weibchens. Nach dem Akt stirbt das Männchen sofort, das Weibchen saugt weiter.
Für die Begattung klettert das Männchen unter den Bauch des Weibchens. Nach dem Akt stirbt das Männchen sofort, das Weibchen saugt weiter.
Quelle: Shutterstock/Henrik Larsson

8. Die Zecke hat immer Saison.

Wegen der zunehmend milden Winter sind Zeckenbisse nicht mehr nur im Sommer, sondern vermehrt auch während der Wintermonate möglich. Ab 7° Celsius sind die Spinnentiere aktiv. Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) – die Infektionskrankheit, die durch Zecken übertragen wird – heisst nur so, weil die meisten Fälle dann auftreten.

9. Ein Zeckenstich ist ein Unfall.

Treten nach einem Zeckenstich grippeähnliche Symptome oder Rötungen der Haut auf, solltest du sofort den Arzt oder die Ärztin aufsuchen. Das gilt als Unfall, weil es sich per gesetzlicher Definition um «eine plötzliche, nicht beabsichtigte schädigende Einwirkung eines ungewöhnlichen äusseren Faktors auf den menschlichen Körper» handelt. Laut Ch.ch – einer Info-Website des Bundes, der Kantone und der Gemeinden – ist die Schweiz das einzige Land in Europa, in dem die Unfallversicherung für von Zecken übertragene Krankheiten zuständig ist.

10. Zecken hassen Giraffen.

Eine Zecke ist nicht wählerisch. Menschen, Katzen, Hunde, Mäuse – sie krallt sich alle Säugetiere. Nur auf Giraffen hat sie keinen Bock: Sie kann sie buchstäblich nicht riechen. Laut Untersuchungen des US-Chemikers William Wood verströmen Giraffen auch deshalb ihren bestialischen Geruch – um Parasiten wie Zecken fernzuhalten.

Wäre toll, wenn wir die Fähigkeit der Giraffen auch besässen, oder? Mit Zeckensprays versuchen wir sie zumindest ansatzweise nachzuahmen. Meine Tochter jedenfalls habe ich heute Morgen vor dem Wald-Kindergarten mit doppelt so vielen Sprühstössen wie sonst versorgt. Denn so faszinierend Zecken auch sind, so oft habe ich während meiner Recherche und dem Sichten verschiedenster Bilder Ekel empfunden. Und deshalb gleich nochmal:

Titelbild: Shutterstock/Afanasiev Andrii

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Anna- und Elsa-Mami, Apéro-Expertin, Gruppenfitness-Enthusiastin, Möchtegern-Ballerina und Gossip-Liebhaberin. Oft Hochleistungs-Multitaskerin und Alleshaben-Wollerin, manchmal Schoggi-Chefin und Sofa-Heldin.


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