Navi, Apps und DAB: So bekommt dein altes Auto eine smarte Zentrale
Produkttest

Navi, Apps und DAB: So bekommt dein altes Auto eine smarte Zentrale

Lorenz Keller
30/5/2024

Mein alter VW Golf fährt noch tadellos. Einzig das altertümliche Autoradio nervt. Das lässt sich zum Glück einfach austauschen. Doch wie gut ist der Ersatz mit Touchscreen, DAB+ und Smartphone-Apps?

18 Jahre hat der Golf V schon auf dem Buckel. Das Alter merke ich dem VW-Bestseller vor allem bei der Elektronik an. Keine Parksensoren, kein digitales Cockpit und natürlich auch kein Multimediasystem. Der Vorbesitzer hat beim Kauf auf die VW-eigenen Autoradio-Systeme verzichtet. Kein Wunder, wenn ich die damaligen Preislisten anschaue, die ich auf obskuren Webseiten im Internet gefunden habe.

Systeme mit Navigation kosteten damals schon 1500 bis über 3000 Franken Aufpreis. Das ist gerade bei deutschen Autoherstellern immer noch so. Mein Golf-Vorbesitzer hat sich stattdessen einen Radio-CD-Player von JVC einbauen lassen, der wohl auch damals nicht mehr als 300 Franken gekostet hat. Aber hey: Ich kann immerhin Songs im MP3-Format ab USB-Stick abspielen!

Retro-Feeling beim wild blinkenden Autoradio von JVC.
Retro-Feeling beim wild blinkenden Autoradio von JVC.
Quelle: Lorenz Keller

Damals MP3, heute Apple Carplay und Android Auto

Mein persönliches Multimediazentrum, also mein Smartphone, kann ich aber nicht mit dem System verbinden. Daher entschliesse ich mich fürs Umrüsten. Ich habe Glück: Die meisten Hersteller haben damals Autoradios in Standardgrössen verbaut. 1-DIN ist das schmale Format, 2-DIN das doppelt so hohe.

Für beide Grössen gibt es passende Nachrüstsysteme. Bei meinem Golf habe ich Platz für ein 2-DIN-Radio. Ich entscheide mich wegen guter Reviews in Fachmagazinen und wegen des grossen Funktionsumfangs fürs Sony XAV-AX4050.

Sony XAV-AX4050 (Android Auto, Apple Carplay)
EUR542,41

Sony XAV-AX4050

Android Auto, Apple Carplay

Sony XAV-AX4050 (Android Auto, Apple Carplay)
Autoradio
EUR542,41

Sony XAV-AX4050

Android Auto, Apple Carplay

Das Gerät mit sieben Zoll grossem Touchscreen unterstützt DAB+-Radio sowie Apple Carplay und Android Auto – in der drahtlosen Version. Ich kann mein Smartphone verbinden und direkt über das Sony-Radio auf viele Apps zugreifen. Etwa auf meine zwei meistgenutzten Smartphone-Anwendungen im Auto: Spotify für Podcasts und Google Maps für die Navigation. Ich könnte am XAV-AX4050 sogar eine Rückfahrkamera anschliessen, darauf verzichte ich aber.

So sieht Apple Carplay mit verbundenem iPhone auf dem Screen aus.
So sieht Apple Carplay mit verbundenem iPhone auf dem Screen aus.
Quelle: Lorenz Keller

Leider kein Komplettpaket – ich brauche Zubehör

Wichtig zu wissen: Die grundsätzliche Einbaugrösse ist zwar standardisiert, viele andere Dinge aber nicht. So brauche ich beispielsweise eine Blende, welche die Lücke zwischen Sony-Radio und VW-Cockpit schliesst. Und die muss genau auf mein Auto abgestimmt sein. Ein Ford Fiesta braucht eine andere Blende als ein VW Golf.

Die für mein Auto passenden Kabel und die Blende muss ich separat kaufen.
Die für mein Auto passenden Kabel und die Blende muss ich separat kaufen.
Quelle: Lorenz Keller

Gleiches gilt für den Kabelstrang. Denn das Radio muss an den Strom, die Lautsprecher, die Zündung und eventuell auch an die Lenkradfernbedienung gekoppelt werden. Mein Golf hat allerdings keine Lautstärkeregelung am Lenkrad. Ich finde ein Komplettset bei uns im Shop, das für verschiedene Modelle der Volkswagen-Gruppe aus dieser Zeitperiode passt.

Was ebenfalls fehlt, ist eine DAB-Antenne. Die wird bei einigen Modellen direkt mitgeliefert, beim XAV-AX4050 leider nicht. Ich entscheide mich für eine Antenne, die innen an die Windschutzscheibe geklebt wird und sehr guten Empfang verspricht. Das Modell von Albrecht hat ausgezeichnete Kritiken von unserer Community erhalten.

Den Einbau überlasse ich dem Profi

Theoretisch kannst du mit etwas Geschick und Wissen das Radio selber einbauen. Du findest online sogar Tutorials dafür. Ich traue mir das aber nicht zu, vor allem, da die Kabel für GPS- und DAB-Antenne hinter dem Armaturenbrett verlegt werden müssen.

Die DAB-Antenne wird in die Frontscheibe geklebt.
Die DAB-Antenne wird in die Frontscheibe geklebt.
Quelle: Lorenz Keller

Also überlasse ich das der Garage meines Vertrauens. Die Kosten dafür betragen knapp 300 Franken. Insgesamt habe ich rund 900 Franken für mein neues Multimediasystem bezahlt. Kaum mehr, als es damals von Volkswagen selber gekostet hätte.

So funktioniert das Sony-System

Endlich ist das Ding drin, ich kanns ausprobieren. Als ersten Schritt verbinde ich mein Smartphone mit dem XAV-AX4050 via Bluetooth. Sofort wird erkannt, ob es sich um ein Android– oder iOS-Gerät handelt. Wenn ich will, kann ich nun Android Auto oder Apple Carplay nutzen. Sprich: Das Smartphone übernimmt das Display und viele der gewohnten Apps lassen sich auch dort nutzen. Und zwar in einem speziell für den Autobildschirm angepassten Modus.

Die Bedienung erfolgt per Touchscreen, dazu kommen fünf physische Tasten mit den wichtigsten Funktionen, etwa der Lautstärkeregelung. Das Sony-System an sich nutze ich, um DAB+-Radio zu hören und die Soundeinstellungen zu steuern. Radio und die Navigation übers Smartphone lassen sich gleichzeitig einschalten.

Unter dem Touchscreen sind einige physische Tasten platziert.
Unter dem Touchscreen sind einige physische Tasten platziert.
Quelle: Lorenz Keller

Verbindung ist überraschend stabil

Grundsätzlich bin ich positiv überrascht: Das Sony-Radio funktioniert besser, schneller und zuverlässiger als manch von den Autoherstellern angebotenes Multimediasystem. Nach rund sechs Sekunden ist das Sony-Radio aufgestartet, nach zehn Sekunden läuft bereits Android Auto.

Es wird jeweils das zuletzt genutzte Smartphone automatisch wieder verbunden – wenn es sich in Reichweite befindet. Ich kann ausserdem schnell und einfach ein anderes Handy verbinden oder zu einem bereits einmal gekoppelten Gerät wechseln. Und das auch, wenn ich von Android auf iPhone und wieder zurückwechsle.

Der Verbindung ist danach äusserst stabil, ich habe kein einziges Mal einen Unterbruch erlebt. Im Gegensatz etwa zu einem Mietwagen im Spanien vor einem Jahr, wo die Verbindung zum Seat-System nur per Kabel zuverlässig war. Drahtlos gab es immer wieder Aussetzer.

Das beste Navi überhaupt

Ich nutze gerne Google Maps für die Navigation mit dem Auto. Meiner Meinung nach ist die App besser als jedes ins Auto integrierte System, das ich sonst kenne. Die Verkehrsführung ist normalerweise präzise, die Messung der Verzögerungen durch Stau auf Nebenstrassen recht genau.

Google Maps nutze ich als Navi fast auf jeder Autofahrt.
Google Maps nutze ich als Navi fast auf jeder Autofahrt.
Quelle: Lorenz Keller

Dazu kommen umfassende Suchfunktionen, beispielsweise nach Restaurants oder Sehenswürdigkeiten. Viele praktische Features sind integriert: Programmiere ich ein Ziel ein, das zur Ankunftszeit geschlossen ist, bekomme ich einen Hinweis darauf. Ich kann mir zu Hause Favoriten und Routen anlegen, habe die dann auf dem Smartphone und zugleich direkt im Auto.

Ich nutze viele Features, die es sonst nur in der Oberklasse gibt oder für die ich bei den Navis der Autohersteller zusätzlich Geld ausgeben müsste. Ich habe via Handy beispielsweise jederzeit Zugriff aufs Internet, bekomme Updates und navigiere auch in der Satellitenansicht. Mit dieser fotorealistischen Darstellung finde ich noch besser den Weg.

Klar, heute sind Screens mit zehn Zoll oder mehr in vielen Neuwagen bereits Standard – zumindest in den höheren Ausstattungsvarianten. Doch das sieben Zoll grosse Display des XAV-AX4050 reicht aus, sodass ich alles gut sehe und bedienen kann.

Smartphone-Komfort fürs Auto

Genial finde ich im Alltag, dass die Nutzung vieler Funktionen wie vom Handy gewohnt im Auto möglich sind. Beispielsweise habe ich alle meine Podcasts dabei und höre dort weiter, wo ich gestoppt habe.

Mein liebster Zeitvertreib unterwegs: Podcasts hören.
Mein liebster Zeitvertreib unterwegs: Podcasts hören.
Quelle: Lorenz Keller

Das Sony Autoradio kopiert übrigens nicht einfach das Smartphone-System ins Auto, sondern liefert eine eigene Benutzeroberfläche. So sind beispielsweise bis zu drei Apps gleichzeitig angezeigt: zum Beispiel im grossen Fenster die Karte mit der Navigation, rechts daneben der Musikplayer. Kommt eine Nachricht herein, wird diese oben rechts eingeblendet. Ich kann sie mir nun vorlesen lassen und per Sprachsteuerung sogar darauf antworten.

Und diese Sprachsteuerung ist im Falle meines Pixel 8 der Google Assistant, der mich perfekt versteht und zum Diktieren richtig gut geeignet ist. Wer sich nicht ablenken lassen will, schaltet die Benachrichtigungen aus.

Die Menüführung ist zwar nicht wahnsinnig aufregend, aber die Apps starten ultraschnell und die Bedienung ist simpel und durchdacht. Auch viele Drittanbieter haben ihre Programme für den Querbildschirm und die Bedienung im Auto angepasst.

Auf Knopfdruck sind Karte und Spotify-Player nebeneinander zu sehen.
Auf Knopfdruck sind Karte und Spotify-Player nebeneinander zu sehen.
Quelle: Lorenz Keller

Das sind die Schwächen des Sony XAV-AX4050

Der Screen hat jedoch zwei Schwächen. Wie so oft bei Touchscreens in Autos ist er weniger sensitiv und genau als beispielsweise das Display von aktuellen Smartphones. Zudem wirbt zwar Sony mit einem «blendenfreien» Bildschirm, doch spiegelt dieser je nach Situation.

In meinem Golf zum Beispiel sieht die Person auf dem Fahrersitz immer mal wieder das rechte, hintere Fenster im Screen. Das würde sich beheben lassen, indem ich das Display etwas nach links zum Sitz hin drehe. Das ist aber nicht möglich, der XAV-AX4050 ist fix verbaut und lässt sich nicht bewegen.

Leider ist der Sony-Bildschirm nicht ganz spiegelfrei – und die Basis-Grafik ist ziemlich langweilig.
Leider ist der Sony-Bildschirm nicht ganz spiegelfrei – und die Basis-Grafik ist ziemlich langweilig.
Quelle: Lorenz Keller

Aber eben, dieses Problem hast du auch bei anderen Modellen. Das Sony-Autoradio ist insgesamt gut ablesbar, die Spiegelungen sind nur Schönheitsfehler.

Einen Schönheitspreis gewinnt die Benutzeroberfläche von Sony nicht. Zurückhaltend und unaufgeregt wäre die schmeichelhafte Beurteilung, ich würde die Grafik eher als langweilig und bieder betiteln. Als einzige «Gestaltungsmöglichkeit» kann ich vier Hintergrundfarben wählen, neben schwarz gibt es gelb, rot oder blau.

Zum Glück bin ich aber sowieso die meiste Zeit in den Menüs von Android Auto oder Carplay, die beide deutlich schicker und lebendiger gestaltet sind.

Die Hintergrundfarbe kann ich wechseln, beispielsweise auf gelb. Wirklich aufregend ist das nicht.
Die Hintergrundfarbe kann ich wechseln, beispielsweise auf gelb. Wirklich aufregend ist das nicht.
Quelle: Lorenz Keller

Fazit

Smartphone-Feeling auch für alte Autos

Falls dein Auto noch kein modernes Navi- und Multimediasystem hat, kannst du das nachrüsten. Das Sony XAV-AX4050 bietet einen grossen Touchscreen und lässt sich in den Standardfächern des Armaturenbretts verbauen. Das Autoradio ist dann das Bindeglied zum Android-Smartphone oder iPhone.

Dank stabiler Verbindung kannst du so den Komfort von Android Auto und Apple Carplay geniessen – inklusive Navigation, Streamingdiensten und Sprachassistent. Alles läuft schnell und unkompliziert, der Touchscreen ist allerdings wie oft in der Fahrzeugbranche nicht ganz so reaktionsschnell wie beispielsweise bei Handys.

Pro

  • Preis/Leistung stimmt
  • Android Auto oder Apple Carplay läuft schnell und stabil
  • volles Multimedia- und Navigationsangebot auch für ältere Autos
  • einfach nachrüstbar dank Standardisierung
  • durchdachte Bedienung

Contra

  • teilweise spiegelnder Screen
  • langweilige Menü-Grafik
  • passendes Zubehör musst du selber suchen
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Titelbild: Lorenz Keller

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Gadgets sind meine Passion – egal ob man sie für Homeoffice, Haushalt, Smart Home, Sport oder Vergnügen braucht. Oder natürlich auch fürs grosse Hobby neben der Familie, nämlich fürs Angeln.


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