Produkttest

Sennheiser HD 660S2: Hört sich gut an

David Lee
10/8/2023

Von der Traditionsmarke gibt es einen neuen Hifi-Kopfhörer nach altem Rezept, sprich: ohne Firlefanz. Trotz der offenen Bauweise soll er einen kräftigen Bass liefern.

Der Sennheiser HD 660S2 ist ein Over-Ear-Kopfhörer der traditionellen Machart. Kein Bluetooth, kein eingebauter Verstärker, kein Noise Cancelling, keine Telefonfunktion. Er kommt somit ohne Akku aus. Ausserdem ist es ein offener Kopfhörer. Schall dringt ungefiltert nach aussen und von aussen zum Ohr. Das hat Vor- und Nachteile, wie du im folgenden Beitrag genauer nachlesen kannst.

  • Ratgeber

    Kopfhörervergleich: Offen versus geschlossen

    von David Lee

Dieser Kopfhörer ist noch offener als andere: Abgesehen von einem feinen Metallgitter trennt den Lautsprecher nichts von seiner Umgebung. Das Innenleben ist daher sehr gut sichtbar.

Das Innere liegt offen da.
Das Innere liegt offen da.
Quelle: David Lee

Kabel und Anschlüsse

Sennheiser – respektive der neue Markeninhaber Sonova – liefert zwei Kabel mit. Damit ist auch schon klar, dass das Kabel einfach getauscht werden kann. An jeder Muschel befindet sich ein Stecker, der gut hält und sich trotzdem problemlos herausziehen lässt.

Das eine Kabel endet mit einem gewöhnlichen 6,3-mm-Klinkenstecker. Daran lässt sich ein ebenfalls mitgelieferter Adapter auf 3,5-mm-Stecker anschliessen. Der Adapter hat ein kurzes Kabel, wodurch die Stelle an der Buchse schmal bleibt und weniger Gefahr läuft, abzuknicken. Ein Detail, das ich mag.

Luxus: Das mittlere 4,4mm-Kabel ist symmetrisch. Dazu gibt’s natürlich die üblichen unsymmetrischen Klinkenstecker.
Luxus: Das mittlere 4,4mm-Kabel ist symmetrisch. Dazu gibt’s natürlich die üblichen unsymmetrischen Klinkenstecker.
Quelle: David Lee

Das zweite Kabel hat einen 4,4-mm-Stecker. Es ermöglicht zusammen mit einem passenden Quellgerät eine symmetrische Verbindung. Dabei werden Stör- und Brummgeräusche auf ein absolutes Minimum reduziert. Bei der kurzen Kabellänge von 1,8 Metern sollten hörbare Störgeräusche aber ohnehin nicht auftreten. Ich kann den symmetrischen Anschluss nicht testen, da ich keinen passenden DAC habe. Es gibt von FiiO aber recht günstige Modelle sowohl für den mobilen als auch für den stationären Betrieb.

Erster Höreindruck

Wie der Namenszusatz «2» andeutet, handelt es sich um das Nachfolgemodell des Sennheiser HD 660S. Die Neuauflage soll vor allem einen stärkeren Bass bieten, ansonsten aber ein ähnliches Klangbild aufweisen. Dies, obwohl der Lautsprecher mit 38 mm Durchmesser etwas kleiner ausfällt als beim Vorgänger (42 mm).

Ich kann die beiden Sennheiser-Modelle nicht miteinander vergleichen, da ich nur den S2 habe. Zum Vergleich ziehe ich meinen eigenen offenen Kopfhörer herbei, den Beyerdynamic DT 990 Pro.

Sennheiser HD 660S2 (keine Geräuschunterdrückung, Kabelgebunden)
Kopfhörer

Sennheiser HD 660S2

keine Geräuschunterdrückung, Kabelgebunden

Beyerdynamic DT 990Pro (keine Geräuschunterdrückung, Kabelgebunden)
Kopfhörer
EUR174,33

Beyerdynamic DT 990Pro

keine Geräuschunterdrückung, Kabelgebunden

Der Sennheiser-Kopfhörer ist deutlich lauter, was mir auch die Spezifikationen bestätigen: 104 dB vs. 96 dB. Dies trotz höherer Impedanz, die beim Sennheiser-Modell 300 Ohm und beim Beyerdynamic-Kopfhörer 250 Ohm beträgt. Dieser Wert wurde gegenüber dem Vorgängermodell verdoppelt und ist zu hoch für den Betrieb an einem Smartphone oder einem anderen schwachbrüstigen mobilen Gerät. Du hörst zwar etwas, aber so richtig laut und gut klingt es nicht.

Die unterschiedliche Lautstärke der beiden offenen Kopfhörer macht einen Direktvergleich nicht ganz einfach. Trotzdem bin ich mir auf Anhieb sicher, dass der Sennheiser HD 660S2 weniger höhenlastig ist als der Beyerdynamic DT 990 Pro. Der Bass hat auch mehr Kraft – aber es sind vor allem die Höhen, wo sich der Unterschied zeigt.

Der Bass wirkt aber keinesfalls zu laut. Bei offenen Kopfhörern ist das selten der Fall. Ohnehin ist es ja meist gar nicht die Lautstärke, die stört, sondern dass die Bässe unpräzise wiedergegeben werden. Das passiert hier nicht.

Übrigens: Beim Testhören wusste ich noch nicht, dass das aktuelle Modell einen stärkeren Bass haben soll. Ich versuche, zuerst einmal möglichst unvoreingenommen zu hören, weil die Erwartungen den Höreindruck stark beeinflussen.

Messungen

Mit dem Messgerät miniDSP Ears messe ich die Lautstärke der unterschiedlichen Frequenzen. Was die Höhen betrifft, bestätigt das Ergebnis meinen Höreindruck: Sie sind beim Sennheiser HD660S2 weniger betont als beim Beyerdynamic-Modell. Im Tiefbassbereich hingegen widerspricht die Messung meinem Eindruck: Auch da ist der Sennheiser-Kopfhörer laut Messung leiser.

Der Sennheiser-Kopfhörer ist weniger höhenbetont.
Der Sennheiser-Kopfhörer ist weniger höhenbetont.
Quelle: David Lee

Die Werte dürften stimmen, denn die Messungen vom Portal Rtings.com zeigen im Vergleich ebenfalls weniger Bässe beim Sennheiser-Modell.

Ich habe fünf Mal pro Kanal gemessen und es gab wenig Abweichungen. Anders als bei vielen geschlossenen Kopfhörern hängt der Bass kaum davon ab, wie der Kopfhörer am Kopf aufliegt.

Zweite Hörprobe

Ein weiterer Hörtest ist angesagt. Dieses Mal stelle ich per Messung sicher, dass beide Kopfhörer den Kontrollton von 300 Hz gleich laut abspielen. Nun empfinde ich den Bass beim Sennheiser tatsächlich als leiser. Allerdings wirkt auch die übrige Musik etwas leiser. Darum habe ich nach Gehör den Sennheiser-Kopfhörer zu laut eingestellt. Vielleicht wirken die Bässe auch lauter, als sie sind, weil Kick-Bässe explosiver wirken als beim Beyerdynamic DT 990 Pro. Das jedenfalls ist mein subjektiver Eindruck.

Alles in allem ist der Klang warm und angenehm, nicht rasiermesserscharf. Bei langem Musikhören werte ich das als Pluspunkt. Die Ohren ermüden weniger schnell.

Warm bedeutet nicht schwammig. Die einzelnen Instrumente sind gut herauszuhören. Das Links-Rechts-Spektrum ist extrem klar. Liegt das Hi-Hat oder sonst ein helles perkussives Instrument ganz am linken oder rechten Rand des Stereospektrums, empfinde ich es sogar als zu weit aussen. Aber das ist wahrscheinlich eine Eigenheit von mir.

Tragekomfort

Die Kopfhörerbügel lassen sich nicht stufenlos, dafür aber sehr weit verstellen. Der Sennheiser HD660 S2 dürfte auf so ziemlich jeden Erwachsenenkopf passen. Möglicherweise ist aber bei grossen Köpfen der Druck zu stark. Ich empfand ihn zuerst als leicht unangenehm, habe mich aber schnell daran gewöhnt. Der Stoff fühlt sich bequem an und das Gewicht von 260 Gramm ist kaum spürbar. Oben am Bügel ist der Kopfhörer ebenfalls gut gepolstert.

Ich finde den Sennheiser-Kopfhörer bequem.
Ich finde den Sennheiser-Kopfhörer bequem.
Quelle: David Lee

Fazit: Klingt gut, ist aber kein Bass-Wunder

Der Sennheiser HD 660S2 liefert ein ausgewogenes Klangbild – warm und angenehm, aber dennoch präzis. Als wichtigste Verbesserung gegenüber dem Vorgängermodell gibt der Hersteller eine deutliche Erhöhung des Bass-Pegels an. Doch so richtig viel Bass bringt auch der HD 660S2 nicht hin. Selbst für einen offenen Kopfhörer nicht. Suchst du primär nach einem Kopfhörer mit starkem Bass, wirst du hier nicht fündig.

Ebenso falsch liegst du mit diesem Modell, wenn du etwas für unterwegs suchst. Die Impedanz ist für Smartphones und ähnliche Geräte ungeeignet und in lauten Umgebungen stört die offene Bauform. Die Domäne des HD 660S2 ist das ruhige Wohnzimmer. Hier wird er bestimmt vielen Käuferinnen und Käufern Freude bereiten.

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