Hintergrund
Katzenbabys: Die ruhigen Tage sind Geschichte
von Patrick Vogt
Wir haben unsere drei Katzenbabys seit ihrer Geburt gehegt und gepflegt. Sie haben uns verzückt, manchmal genervt und ordentlich auf Trab gehalten. Etwas ruhiger, fast schon zu ruhig ist es bei uns, seit zwei von ihnen an einem neuen Ort sind.
Da ist er nun, der Moment des Abschieds. Nach 16 Wochen, in denen sie Teil unseres täglichen Lebens gewesen sind, geben wir zwei unserer drei Katzenbabys weiter. Sie sind jetzt an einem Ort, wo sie genauso gut behandelt und geliebt werden wie bei uns. Das zu wissen, macht uns gerade die ersten Tage nach dem Abschied etwas leichter. Zudem können wir sie jederzeit besuchen, wenn uns danach ist. Und dann haben wir ja noch ihre Schwester Wanda. Denn diese kleine Hexe bleibt bei uns und ihrer Mutter Mira.
Schneeball, Fineli und Fläckli, diese provisorischen Namen geben wir den drei Katzenbabys, als sie noch bei uns sind. Aus Fläckli ist mittlerweile eben Wanda geworden, die endgültige Namenswahl für Schneeball und Fineli überlassen wir den neuen Besitzern. An wen wir sie weitergeben, darüber sind wir uns als Familie recht schnell einig. Die Mutter der Gotte unserer fünfjährigen Tochter wohnt in einem grossen Haus mit einem noch grösseren Garten. Und sie möchte gleich zwei unserer Kätzchen adoptieren. So haben wir uns das von Anfang an gewünscht.
An einem Samstag bringen wir die beiden in ihr neues Zuhause. Nach der längeren Autofahrt müssen sie dringend aufs Katzenklo, das wir ihnen eiligst einrichten. Anschliessend beginnen sie furchtlos und zutraulich, ihre neue Umgebung zu entdecken. Dabei lassen sie sich ohne Anlaufschwierigkeiten von der neuen Besitzerin und ihren Kindern streicheln und halten. Ein Zeichen für uns, doch das eine oder andere richtig gemacht zu haben.
Dass unsere Kätzchen so gut sozialisiert sind, kommt nicht von ungefähr. Seit ihrer Geburt sind sie ständig von Menschen umgeben. Meine Frau und ich haben sogar dabei geholfen, dass sie ohne Komplikationen zur Welt kommen.
Durch unsere Tochter sind sie den Umgang mit Kindern gewohnt, und durch unsere anderen Katzen wissen sie, dass es neben ihnen und Mutter Mira weitere Artgenossinnen gibt. Als im Sommer der Hund von Freunden bei uns in den Ferien ist, nutzen wir auch diese Gelegenheit. Nach einer Woche sind unsere Kätzchen komplett unbeeindruckt von diesem grossen Geschöpf. Im Gegensatz zu Hündin Mia, die vor Freude genauso aufgeregt ist wie am ersten Tag bei uns, wenn sie eines der Babys sieht oder nur schon hört.
Auch in unserem Garten gibt es für Schneeball, Wanda und Fineli allerhand zu entdecken. Zum Beispiel das Gemüsebeet, die Katzen der Nachbarn, unsere Hühner und vieles mehr.
Von Katzen ist bekannt, dass sie bis zu zwei Drittel des Tages verschlafen. Auch bei unseren Katzenbabys kommt der Schlaf niemals zu kurz, selbst wenn es so viel Neues zu entdecken gibt. Im Idealfall verbinden sie einfach beides. So entdeckt Schneeball zum Beispiel die Waschmaschine und macht dann gleich ein Schläfchen darin. Natürlich versichern wir uns vor jedem Waschgang, dass kein Kätzchen in der Waschmaschine ist!
Wanda beweist mehr als einmal, dass sich auch eine Kühltasche für eine Lektion Katzenyoga mit anschliessendem Nickerchen eignet. Selbst schuld, wenn wir die Tasche nicht wegräumen.
Sowieso bringen mir die drei Kleinen bei, dass eigentlich jeder Ort ein guter Schlafplatz ist. Sei es nun auf dem Bürostuhl oder meinen Beinen. Hauptsache, ich kann nicht richtig arbeiten.
Natürlich nerven die drei auch manchmal. Wenn sie etwa auf der Jagd nach einer Fliege mal wieder Blumentopf und Lampe vom Fenstersims stossen. Oder wenn sie es im Katzenklo mit dem Scharren übertreiben und die Katzenstreu auf dem ganzen Boden verteilen. Dinge, die im ersten Moment ärgerlich und im zweiten auch schon wieder vergessen sind. Es sind halt Kinder.
Am letzten gemeinsamen Abend kuscheln sich alle drei Kätzchen zu uns aufs Sofa, oder besser gesagt auf uns. Klar, sie wissen nicht, dass zwei von ihnen am nächsten Tag weggehen. Auch Mama Mira gesellt sich zu uns und lässt ihre Kinder nochmals nuckeln, obwohl sie inzwischen eigentlich abgestillt sind. Ob es ihre Art ist, sich von Schneeball und Fineli zu verabschieden?
Als wir am nächsten Abend ohne die beiden nach Hause kommen, befürchte ich, dass Mutter Mira und Schwester Wanda nach ihnen suchen werden. Doch beide schlafen seelenruhig beieinander auf dem Sofa. Vielleicht spüren sie durch uns, dass es gut so ist, wie es ist, und dass es Schneeball und Fineli wunderbar gehen wird, auch wenn sie nicht mehr hier sind. Ein schöner Gedanke, der möglicherweise gar nicht mal so weit hergeholt ist. Schliesslich sind Katzen sehr feinfühlige Wesen.
Es waren 16 wunderbare Wochen mit euch, Schneeball und Fineli. Und jetzt macht’s gut, ihr Racker, seid frech, wild und wunderbar!
Ich bin Vollblut-Papi und -Ehemann, Teilzeit-Nerd und -Hühnerbauer, Katzenbändiger und Tierliebhaber. Ich wüsste gerne alles und weiss doch nichts. Können tue ich noch viel weniger, dafür lerne ich täglich etwas Neues dazu. Was mir liegt, ist der Umgang mit Worten, gesprochen und geschrieben. Und das darf ich hier unter Beweis stellen.