Wäschst du deine Unterhosen richtig? Ein Hygiene-Experte klärt auf
Haben Unterhosen ein Ablaufdatum? Werden sie bei 30 Grad sauber? Die Antworten dazu und mehr hat Markus Egert. Er ist Professor für Mikrobiologie an der Hochschule Furtwangen, Experte für Haushaltshygiene und Autor des Buchs «Ein Keim kommt selten allein».
Herr Egert, Unterhosen müssen täglich gewechselt werden, ist klar. Immer wieder lese ich aber sogar die Empfehlung, sie nach einem Jahr komplett zu ersetzen, da sich trotz Wäsche Keime ansammeln können. Ist das wirklich nötig?
Prof. Dr. Markus Egert: Ich halte es für sehr unwahrscheinlich, dass sich über das Jahr eine bedenkliche Anzahl von Keimen anhäuft. Unterwäsche ist nicht steril, ja – aber entscheidend ist, ob die Keime, die zurückbleiben, gesundheitliche Konsequenzen haben. Mir persönlich ist kein solcher Fall bekannt.
Über welche Art von Keimen sprechen wir denn?
Da müssen wir uns nur überlegen, womit eine Unterhose in Kontakt kommt. Zum einen wären da also klassische Hautbakterien wie Staphylokokken, ausserdem Harnwegs- und Darmbakterien wie E. Coli oder Hefepilze wie Candida. Hinzu kommen Umweltbakterien aus der Waschmaschine. In Unterhosen sammelt sich also auch bei gesunden Menschen ein ganzer Zoo.
Und das ist dennoch unbedenklich?
Zumindest für Menschen mit gesundem Immunsystem. Voraussetzung ist natürlich, dass die Unterhosen hygienisch gewaschen werden.
Das heisst?
Sie gehören bei mindestens 40 Grad, idealerweise 60 Grad, mit einem Vollwaschmittel in die Wäsche. Das eigentliche Problem ist, dass ein Grossteil der Unterwäsche heutzutage Kunststoffanteile enthält oder aus heiklen Stoffen wie Seide besteht und diesen Temperaturen nicht standhält. Hygienisch gesehen ist das unsinnig.
Kann ich bei einer Kaltwäsche nachhelfen, indem ich Hygienespüler hinzugebe?
Hygienespüler sind tatsächlich sehr gut darin, Mikroorganismen abzutöten, helfen jedoch nicht unbedingt bei Flecken. Ausserdem sind sie teuer, belasten die Umwelt und können die Haut reizen. Meine Empfehlung: Lieber schon beim Kauf der Unterhosen auf das Pflegeetikett und die Qualität achten. Ist auch nachhaltiger.
Von heikler Spitzenwäsche also lieber die Finger lassen?
Sagen wir mal so: Im Normalfall stellen Unterhosen kein Gesundheitsrisiko dar. Gelegentliches Waschen bei 30 Grad ist in der Regel also unbedenklich. Für den Alltag empfehle ich jedoch pflegeleichte Unterhosen, die bei mindestens 40 Grad gewaschen werden können – insbesondere für Personen, die zu Infektionen neigen.
Gibt es Fälle, in denen ich meine Unterhosen unbedingt bei 60 Grad waschen sollte?
Bei akuten Erkrankungen wie etwa Magen-Darm- oder Pilzinfektionen. Ansonsten können sich die Erreger über die Waschmaschine auf andere Kleidungsstücke ausbreiten. Grundsätzlich gilt: Einfach ein bisschen Menschenverstand walten lassen. Wenn ich gerade Durchfall habe, sollte ich meine Unterhosen nicht zusammen mit der 30-Grad-Feinwäsche in die Trommel geben.
Wenn ich gesund bin, ist es aber unbedenklich, Unterhosen zusammen mit der restlichen Kleidung zu waschen?
Bei einem 40-Grad-Waschgang spricht meiner Meinung nach aus hygienischen Gründen nichts dagegen. Ökologisch gesehen ist es sogar empfehlenswert, die Waschmaschine gut zu beladen.
Abschliessend nochmal für all jene, die um die Daseinsberechtigung ihrer fünf Jahre alten Lieblingsunterhose bangen: Es gibt also wirklich keinen Grund, sie zu ersetzen?
Natürlich ist es nicht verkehrt, sich ab und zu eine neue zu gönnen. Aber solange die Unterhose keine Verfärbungen aufweist oder unangenehm riecht, gibt es keinen Grund zur Sorge. Der Trennungsschmerz schadet der Gesundheit wohl mehr als die wenigen Keime, die nach dem Waschen zurückbleiben.
Hat grenzenlose Begeisterung für Schulterpolster, Stratocasters und Sashimi, aber nur begrenzt Nerven für schlechte Impressionen ihres Ostschweizer Dialekts.