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Wann sage ich meinem Kind, dass es das Christkind nicht gibt?
Der Weihnachtsmann, das Christkind, der Nikolaus – Kinder glauben gerne und lange an diese Figuren. Doch wann ist der Zeitpunkt gekommen, um mit der Wahrheit rauszurücken? Ich habe bei Lars Adam, Psychologe für Kinder und Jugendliche, nachgefragt.
«Das wünsche ich mir vom Weihnachtsmann», «Und das!», «Oh, das auch noch!». So klingt es, wenn mein vier Jahre alter Sohn ein Spielzeugkatalog durchblättert oder auf Youtube eine spannende Werbung sieht. Und ich nicke brav und sage in ermahnendem Ton: «Dann musst du aber immer lieb sein und dein Zimmer aufräumen».
Auf diese Weise haben wir beide etwas dadurch gewonnen: Mein Sohn denkt, dass er viele tolle Geschenke bekommt, wenn er nur brav ist und ich habe einen zusätzlichen Grund, warum er sein Kinderzimmer in Ordnung halten muss. Und dann ist da noch der ganze Zauber, der Weihnachten umgibt: Die Tage, bis endlich der Weihnachtsmann beziehungsweise das Christkind kommt, sind für kleine Kinder magisch.
Nur: Wie lange noch? In einigen unserer Weihnachtsbücher säen die Protagonisten schon Zweifel an dem netten Mann im roten Gewand mit dem weißen Bart. Mir ist klar, dass die Magie nicht ewig anhalten wird. Aber wie viel Zeit bleibt mir noch?
Ich habe nachgefragt – bei Lars Adam in Köln. Der 44-Jährige ist Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeut mit eigener Praxis.
Herr Adam, gibt es ein bestimmtes Alter, in dem Kinder erfahren sollten, dass es den Weihnachtsmann nicht gibt?
Ich würde behaupten, und das ist nicht wissenschaftlich belegt, zum Ende der Grundschulzeit mit neun oder zehn Jahren fängt der Zauber an, sich zu entschärfen. Da werden die Kinder dann von Freunden und Klassenkameraden aufgeklärt, ohne dass die Eltern um ein Gespräch bitten.
Was ist, wenn mein Kind schon vor diesem Alter Verdacht schöpft?
Ich denke, man darf den Zauber so lange es geht bewahren. Das hängt aber auch von den Eltern ab, wie sehr sie an Weihnachten involviert sind. Manchen Eltern ist sehr daran gelegen, dem Kind noch lange die Illusion zu lassen. Letztendlich muss das jeder selbst entscheiden, wann man es dem Kind sagt. Ich bin aber der Meinung, dass eine kleine Notlüge hier in Ordnung ist. Kinder haben eine rege Fantasie und der Weihnachtsmann ist Bestandteil dieser Fantasie. Bis zu einem gewissen Alter ist es völlig legitim, diese Phase aufrechtzuerhalten. Einem Kind etwas zu verschweigen, ist etwas anderes, als es anzulügen.
Wie schaffe ich es, die Frage nicht sofort mit «Nein» zu beantworten?
Sie können zum Beispiel eine Gegenfrage stellen: ‘Was denkst du denn, wer die Geschenke unter den Christbaum legt?’ So können Sie abschätzen, wie weit das Kind ist. Interessanterweise – aber auch dies ist nicht wissenschaftlich belegt – wollen die meisten Kinder in dem Glauben an den Weihnachtsmann bleiben. Selbst wenn in ihnen ein großer Teil sagt, dass das Quatsch ist, möchte der andere Teil gerne daran festhalten. Denn sie spüren im Kern: Das ist Weihnachten.
![Lars Adam hat zwei Töchter im Alter von sieben und elf Jahren – die jüngere glaubt noch an den Weihnachtsmann, die ältere hilft dabei, den Zauber zu bewahren.](/im/Files/7/5/5/5/8/4/6/9/Lars%20Adam.jpeg?impolicy=resize&resizeWidth=430)
Quelle: Lars Adam
Wenn das ältere Kind nicht mehr an den Weihnachtsmann glaubt, das jüngere aber schon: Wie verhindere ich, dass das auffliegt?
Geschwister wissen natürlich, welche Knöpfe sie drücken müssen und nutzen das gerne mal als Provokation. Zum Beispiel, indem sie am Tisch zum jüngeren Kind sagen: ‘Ach, du glaubst noch an den Weihnachtsmann?’ Da ist auch ein Neid in ihnen. Man kann aber den älteren Kindern ruhig und sachlich erklären, dass sie es nicht vor den jüngeren erwähnen sollen. Dass man sich mit ihnen auf einer erwachsenen Ebene verbindet, finden sie dann wiederum gut. Eltern sollten die großen Kinder dann involvieren, zum Beispiel gemeinsam den Nikolausstiefel für das jüngere Kind befüllen.
«Kinder unterscheiden zwischen einer wirklichen Lüge und einer Notlüge»
Nehmen mir meine Kinder später übel, dass ich sie «angelogen» habe?
Ich habe noch nie von einem Fall gehört, dass die Kinder es den Eltern übel nehmen. Kinder unterscheiden zwischen einer wirklichen Lüge und einer Notlüge beziehungsweise «Bewahrungslüge». Die verstehen dann: Meine Eltern haben mir das nie gesagt, damit es mir gut geht.
Vielen Dank für das Gespräch!
Mir bleibt also noch Zeit – sowohl um meine pädagogisch sicherlich unwertvollen Erziehungsmaßnahmen einzusetzen, als auch den Zauber des Festes aufrechtzuerhalten. Und ich bin beruhigt, dass meine Glaubwürdigkeit durch diese kleine, aber nette Lüge nicht beschädigt wird. Ich habe nämlich auch gerne an den Weihnachtsmann geglaubt.
Wenn du (oder jemand anderes) dich für deine Kinder als Weihnachtsmann verkleiden möchtest, findest du hier ein paar nützliche Produkte:
*Wann denkst du, ist der richtige Zeitpunkt gekommen, um das Märchen aufzulösen? Oder glauben deine Kinder gar nicht an die Weihnachtsfiguren? Schreibe es mir gerne in die Kommentare.
Titelfoto: Irina Wilhauk/Shutterstock5 Personen gefällt dieser Artikel
Mama zweier Jungs, einer Hundedame und von zirka 436 Spielzeugautos in allen Farben und Formen. Für dich immer am Schnüffeln nach Neuigkeiten und Trends zum Thema Familie und (Haus-) Tiere.