Meinung

Warum ich kein Bücherregal will

Pia Seidel
19/5/2022

In meinem Bücherregal herrscht immer Ordnung – weil ich keine Bücher besitze. Magazine haben den Wälzern einiges voraus.

Meine Bücher müssen gar nicht erst eingeräumt werden, weil sie dank Kindle mit mir um die Welt reisen. Als E-Version passen sie selbst in die kleinste Handtasche, ohne dass mir dabei der Arm abfällt. Gleichzeitig halte ich zu Hause mein Gestell frei und automatisch Ordnung. Denn für mich sieht jedes Bücherregal messy aus. Egal wie sorgfältig kuratiert es ist – mich stören die unterschiedlichen Grössen und Farben der Umschläge, aber vor allem die schräg stehenden Bücher und ungenutzten Leerräume dazwischen.

Mit Magazinen sieht das schon anders aus. Gegenüber Büchern besitzen sie viele Vorzüge.

Sie fördern ein einheitliches Bild

Dank ähnlicher Stapelgrösse und Farben wirkt das Arrangement stimmig.
Dank ähnlicher Stapelgrösse und Farben wirkt das Arrangement stimmig.

Bücher kommen immer in unterschiedlichen Grössen, die Cover in anderen Farben und die Titel in anderen Schriftarten daher. Das stresst mich. Wie kann ich da optische Ruhe reinbringen? Indem ich alles mit dem Rücken zur Wand drehe? Sogar sauber wie ein Regenbogen arrangiert, wäre es mir mit Büchern noch zu bunt.

Meine Kollegin Natalie Hemengül füllt allfällige Lücken zwar, indem sie Bücher horizontal ins Regal legt, aber bei mir kommt es gar nicht erst so weit. Schon vor dem Kauf wähle ich das Gestell so, dass ich Stapel entsprechend der DIN-A4-Masse bilden kann, noch Luft nach oben für neue Ausgaben habe und in der Horizontalen die volle Fläche ausnutzen kann. Auch das fördert ein stimmiges Gesamtbild.

Meine Hefte passen von Anfang an zueinander. Es mag Zufall sein, aber sie sind meistens etwa im DIN-A4-Format und der Magazinrücken bleibt innerhalb eines Herausgebers gleich, meistens weiss. So werden sie optisch eins mit ihrer Umgebung. Wenn Magazine mal farbiger sind, ist ihr Rücken so schmal, dass es kaum auffällt, sodass ich meine Regale gleichmässig auffüllen und mühelos ein Farbschema einhalten kann.

Sie machen Kunst erschwinglicher

Zeitungsausschnitte können Kunstwerke sein, Buchseiten weniger.
Zeitungsausschnitte können Kunstwerke sein, Buchseiten weniger.

Ob Wörter auf echtem oder elektronischem Papier stehen, ist mir egal. Bei Bildern ist mir jedoch wichtig, sie ausgedruckt zu sehen. Dann sind sie grösser, gehen nicht mit einem Klick oder im Infinite-Scroll unter. Sie wirken einfach. Die Haptik des Papiers macht sie lebendiger. Wörter auf Papier tanzen im Vergleich weniger herum – sie bleiben in ihrem Format gefangen. Wenn mir ein Foto oder eine Illustration gefällt, schneide ich es aus, rahme es ein und hänge es auf. Anders als bei gebundenen Bildbänden habe ich hier keine Hemmungen herumzuschnipseln. Als Ausschnitt konnte ich mir schon so manches Kunstwerk leisten.

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Sie regen die Kreativität an

Rohmaterial für Projekte: Bei Heften tut es nicht so weh, etwas herauszuschneiden.
Rohmaterial für Projekte: Bei Heften tut es nicht so weh, etwas herauszuschneiden.

Ich habe Zeitungsausschnitte auch schon verwendet, um selber «Kunst» zu machen. Collagen, um genauer zu sein. In den Anfängen der Pandemie experimentierte ich mit unterschiedlichen Techniken und bastelte mir sogar mein Trauminterieur, das bis heute an meiner Wand hängt. Magazine dienen als Material, das du nach Belieben gestalterisch einsetzen kannst. Sie sind wie gemacht, um Geburtstagskarten, Collagen oder Objekte daraus zu machen.

Sie können Möbel ersetzen

Ob als Couchtisch oder Beistelltisch neben dem Bett – Zeitschriftenstapel können sich sehen lassen.
Ob als Couchtisch oder Beistelltisch neben dem Bett – Zeitschriftenstapel können sich sehen lassen.

Da Hefte in der Regel grösser als ein herkömmliches Buch sind, dienen sie gestapelt als Ablagefläche. Sie können zum selbst gestalteten Couchtisch oder Pflanzenpodest werden. Mit jedem einzelnen Exemplar bestimmst du die perfekte Höhe oder Farbe. Du kannst Magazine sogar in Papier einwickeln, beschriften, stapeln und als Kirsche auf der Sahnetorte ein Tablett obendrauf ergänzen. Wenn du selber keine Stapel bilden magst, übernehmen den Job Zeitungsständer mit ansprechenden Designs, die teilweise Skulpturen gleichen. Statt wie ein Bücherregal gleich ganze Wände einzunehmen, kannst du sie in der gesamten Wohnung verteilen und damit dekorieren.

Sie halten das Zeitungswesen am Leben

Bei Printmedien tue ich mich schwer, sie wegzugeben oder zu ersetzen, weil sie ohnehin schon vom Aussterben bedroht sind. So musste der Laden namens Print Matters, der unabhängige und visuell ansprechende Magazine in Zürich verkaufte, letztes Jahr auch schon schliessen. Ein Buch nach dem Lesen direkt wieder abzugeben oder es gegen die E-Version einzutauschen macht mir hingegen nichts aus. So erspare ich mir zu Hause ein «Grümpelgestell» mit Büchern, wie Kollege David seins tauft, und lese locker auch mal unterwegs auf Bistrotischen, in der Badi, in Paris oder sonst irgendwo.

Mein mobiles Bücherregal hält mir im Gestell den Platz für schön gestaltete Magazine frei.
Mein mobiles Bücherregal hält mir im Gestell den Platz für schön gestaltete Magazine frei.

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Chaotisch, chronologisch, alphabetisch; nach Farben, nach Grösse, nach Stimmung; geografisch, autobiografisch, thematisch. Jede:r hat eigene Vorstellungen, wie ein Bücherregal eingeräumt zu sein hat. Wir Redaktor:innen von Digitec Galaxus zeigen dir unsere Regale.

Weitere bereits erschienene Artikel aus dieser Reihe findest du hier:

  • Hintergrund

    Mein Bücherregal – das nicht meins ist

    von Carolin Teufelberger

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Wie ein Cheerleader befeuere ich gutes Design und bringe dir alles näher, was mit Möbeln und Inneneinrichtung zu tun hat. Regelmässig kuratierte ich einfache und doch raffinierte Interior-Entdeckungen, berichte über Trends und interviewe kreative Köpfe zu ihrer Arbeit. 

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