Jan Johannsen
Produkttest

Xiaomi 15 Ultra im Test: ein Smartphone, vier sehr gute Kameras

Mit seinen vier Kameras bietet das Xiaomi 15 Ultra eine große Auswahl an Brennweiten. Seinen Vorgänger toppt es dennoch nur knapp.

Das Xiaomi 15 Ultra ist die große Neuvorstellung des chinesischen Herstellers zum Mobile World Congress (MWC). Ich konnte es bereits vorab testen. Gegenüber dem Vorgängermodell haben sich vor allem die Brennweiten bei drei der Kameras ein wenig verändert und die Periskop-Telekamera hat eine höhere Auflösung. Zusätzlich gibt es Anpassungen beim Design, einen größeren Akku und einen neuen Chipsatz.

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    Xiaomi 14 Ultra im Test: Der große Sensor sorgt für sehr gute Fotos

    von Jan Johannsen

Designänderungen und neues Schutzglas

Beim Xiaomi 15 Ultra fügt sich das runde und immer noch riesige Kameramodul nahtloser als beim Vorgänger in die Rückseite ein. Der Hersteller spricht von einer Vulkan-Form. Mir fällt dagegen die Riffelung auf, die an klassische Objektive erinnert. Ich habe als Testgerät die weiße Variante mit dezenter Schraffur erhalten. Es gibt zudem eine schwarze Version und eine Variante, deren Design an die Kameras vom Xiaomi-Partner Leica angelehnt ist. Bei meinem Testgerät besteht die Rückseite aus Kunststoff Fiberglas – was ich spüre und höre. Das passt für mich nicht zum hohen Preis des Smartphones.

Den Aluminium-Rahmen gestaltet Xiaomi beim 15 Ultra gleichmäßiger und symmetrischer als beim Vorgänger-Smartphone. Der kleiner gewordene Power-Button hat eine Riffelung erhalten, mit der ihn meine Finger von der Lautstärketaste unterscheiden können. Das gesamte Smartphone ist nach IP68 – für 30 Minuten in zwei Meter Tiefe – wasserdicht. Für den Kameras verwendet der Hersteller Gorilla Glass 7i, um Kratzer zu verhindern.

Ein großes Telefon.
Ein großes Telefon.
Quelle: Jan Johannsen

Das 6,73 Zoll große AMOLED-Display auf der Vorderseite wird dagegen von Xiaomi Shield Glass 2.0 geschützt. Es soll Xiaomi zufolge 16 Mal besser vor Stürzen schützen als Gorilla Glass Victus. Mit einer automatischen Bildwiederholrate von 1 bis 120 Hertz, einer Auflösung von 3200 × 1440 Pixeln und einer maximalen Spitzenhelligkeit von 3200 Nits gibt der Touchscreen keinen Anlass zu Kritik.

Alle Kameras überzeugen

Die Hauptkamera des Xiaomi 15 Ultra ist gegenüber dem Vorgänger-Smartphone unverändert geblieben. Der 1-Zoll-Bildsensor LYT-900 mit einer Auflösung von 50 Megapixeln liefert weiterhin hervorragende Bilder. Ins Kleinbildformat umgerechnet liegt die Brennweite bei 23 Millimetern.

Das Xiaomi 15 Ultra liefert eine sehr hohe Detailgenauigkeit und eine natürliche Farbwiedergabe.
Das Xiaomi 15 Ultra liefert eine sehr hohe Detailgenauigkeit und eine natürliche Farbwiedergabe.
Quelle: Jan Johannsen

Die Ultraweitwinkelkamera behält ihre Auflösung von 50 Megapixeln und vergrößert ihre Brennweite gegenüber dem Vorgängermodell um zwei Millimeter auf 14 Millimeter. Qualitativ steht die Kamera der Hauptkamera in nichts nach.

Mit der Ultraweitwinkelkamera bekomme ich viel vom Ponton mit aufs Bild.
Mit der Ultraweitwinkelkamera bekomme ich viel vom Ponton mit aufs Bild.
Quelle: Jan Johannsen
Zum Vergleich, der Bildausschnitt der Hauptkamera.
Zum Vergleich, der Bildausschnitt der Hauptkamera.
Quelle: Jan Johannsen

Mit der In-Sensor-Zoom-Technologie ist die Hauptkamera ebenfalls für Aufnahmen mit zweifachem Zoom zuständig. Dabei wird die hohe Auflösung genutzt, um einen kleineren Bildausschnitt qualitativ besser als mit einer simplen digitalen Vergrößerung abzubilden.

Die 50-Megapixel-Telekamera bietet einen dreifachen Zoom im Vergleich zur Hauptkamera. Die Brennweite reduziert Xiaomi gegenüber dem 14 Ultra um 5 Millimeter auf 70 Millimeter.

Die Telekamera mit dreifachem Zoom liefert schärfere Bilder als der zweifache In-Sensor-Zoom.
Die Telekamera mit dreifachem Zoom liefert schärfere Bilder als der zweifache In-Sensor-Zoom.
Quelle: Jan Johannsen

Bei der Periskop-Telekamera erhöht Xiaomi die Auflösung von 50 auf 200 Megapixel. Wie bei allen anderen Kameras nutzt der Hersteller auch hier «Pixel Binning». Das bedeutet, mehrere Pixel werden zu einem zusammengerechnet. Dadurch soll sich die Lichtempfindlichkeit erhöhen und damit die Bildqualität verbessern.

Die Brennweite der Periskop-Telekamera liegt bei 100 Millimetern. Das entspricht im Vergleich zur Hauptkamera einem 4,3-fachem Zoom.

Eine Telekamera, die ich sehr gerne benutze.
Eine Telekamera, die ich sehr gerne benutze.
Quelle: Jan Johannsen

Reicht dir das immer noch nicht aus, kannst du die Brennweite auf 200 Millimeter oder einen 8,6-fachen Zoom erhöhen. Das gelingt mit einem Tipp auf den Touchscreen. Der In-Sensor-Zoom weist hier im Gegensatz zur Hauptkamera keine Nachteile auf.

Bei der Periskop-Telekamera gefällt mir der In-Sensor-Zoom besser als bei der Hauptkamera.
Bei der Periskop-Telekamera gefällt mir der In-Sensor-Zoom besser als bei der Hauptkamera.
Quelle: Jan Johannsen

Insgesamt bieten alle Kameras des Xiaomi 15 Ultra eine sehr gute Bildqualität. Anders als bei anderen Smartphones muss ich keine Abstriche jenseits der Hauptkamera hinnehmen. Die verschiedenen Brennweiten sind dabei in der Lage, ein kleines Set an Objektiven zu ergänzen. Da will ich gar keine große Kamera mehr mit in den Urlaub nehmen.

Bei Dunkelheit ist die Hauptkamera die beste

Bei Dunkelheit schaltet die Kamera automatisch einen Nachtmodus mit längeren Belichtungszeiten ein. Ich könnte ihn deaktivieren. Da die Software leichte Verwacklungen bei der langen Belichtungszeit ausgleicht, ist das aber nicht nötig. Qualitativ zeigen sich bei Dunkelheit größere Unterschiede zwischen den Kameras. Die Ultraweitwinkelkamera gefällt mir dabei am wenigsten.

Bei der Ultraweitwinkelkamera liefert der Nachtmodus das schlechteste Ergebnis.
Bei der Ultraweitwinkelkamera liefert der Nachtmodus das schlechteste Ergebnis.
Quelle: Jan Johannsen

Am besten gefallen mir bei Nacht die Aufnahmen der Hauptkamera. Sie gleicht helle Lichter und dunkle Bereiche gut aus für ein kontrastreiches Bild. So bleibt die nächtliche Atmosphäre erhalten.

Die beiden Telekameras liegen bei Dunkelheit qualitativ nah zusammen und nur geringfügig hinter der Hauptkamera.

Die Aufnahme stammt aus der Telekamera und ist qualitativ mit der Periskop-Telekamera identisch.
Die Aufnahme stammt aus der Telekamera und ist qualitativ mit der Periskop-Telekamera identisch.
Quelle: Jan Johannsen

Selfies könnten noch besser sein

Die Frontkamera des Xiaomi 15 Ultra behält ihre Auflösung von 32 Megapixeln bei. Gegenüber dem Vorgänger-Smartphone gibt es nur eine winzige Änderung. Die Brennweite reduziert sich um 1 Millimeter auf 21 Millimeter. Anders als bei den anderen Kameras nutzt Xiaomi bei Selfies die volle Auflösung. Das führt bei Betrachtung in Originalgröße zu Artefakten, die die Detailgenauigkeit reduzieren. Hier könnte Pixel Binning hilfreich sein – vor allem, weil die 32 Megapixel eine unnötig hohe Auflösung sind.

Pixel Binning könnte die Selfies noch verbessern und detailreicher machen.
Pixel Binning könnte die Selfies noch verbessern und detailreicher machen.
Quelle: Jan Johannsen

Für das Xiaomi 15 Ultra gibt es erneut den 199-Euro-teuren Kameragriff «Photography Kit». Er ergänzt das Smartphone um einen Auslöser, eine Zoom-Wipp für die stufenlose Einstellung der Brennweite und ein Drehrad für die Anpassung der Belichtungsstufen. Mit seinem 2000-mAh-Akku erhöht er die Laufzeit des Smartphones und ermöglicht die Anbringung von 67-mm-Filtern an einem Adapterring.

Viel Power und ein enttäuschender, größerer Akku

Mit dem Snapdragon 8 Elite hat das Xiaomi 15 Ultra den derzeit besten Chipsatz von Qualcomm an Bord. Er sorgt dafür, dass KI-Tools und die Bildverarbeitung flüssig auf dem Smartphone laufen. Spiele mit anspruchsvoller Grafik sind ebenfalls kein Problem – und alltägliche Apps sowieso nicht.

Beim Vergleich mit seinem Vorgänger mit dem Snapdragon 8 Gen 3 schneidet das Xiaomi 15 Ultra in Benchmarks klar besser ab. Bei der Leistung der CPU liegt es mit dem Xiaomi 15 und dem Galaxy S25 Ultra gleichauf. Das Smartphone von Samsung verfügt allerdings über eine etwas höher getaktete Version des Chipsatzes. Das erklärt den leichten Vorsprung.

Bei den Messungen der Grafikleistung hat das 15 Ultra dagegen die Nase vorn. Es wird nur vom Mediatek Dimensity 9400 des Oppo Find X8 Pro übertroffen.

Die Akkukapazität des 15 Ultra hat Xiaomi gegenüber dem Vorgänger-Smartphone um 410 mAh auf 5410 mAh erhöht. Mit der Schnellladetechnologie «HyperCharge» ist er schnell geladen – 90 Watt via Kabel und bis zu 80 Watt kabellos.

Der Batterietest von PCMark Work 3.0 misst bei der Akkulaufzeit allerdings keine Verbesserung. 9:08 Stunden sind gegenüber dem Vorgänger nur ein Zuwachs von zehn Minuten. Da schneidet das kleinere Xiaomi 15 schon besser ab, bleibt aber seinerseits klar hinter dem Galaxy S25 Ultra zurück. Das Find 8X Pro ist dagegen noch enttäuschender als das 15 Ultra.

Xiaomi Hyper AI: Gemini und noch mehr KI

Xiaomi stattet das 15 Ultra ab Werk mit HyperOS 2 aus. Die Software mit eigener Oberfläche basiert auf Android 15. Der Hersteller verspricht, das Betriebssystem vier Jahre lang zu aktualisieren. Sicherheitsupdates soll es sechs Jahre lang geben und damit ein Jahr länger als beim Vorgängermodell.

Xiaomi bündelt die KI-Funktionen auf dem 15 Ultra unter dem Begriff «Xiaomi Hyper AI». Dazu gehört die Integration Googles Gemini als KI-Assistenten ins Betriebssystem. Unter «KI-App-Boost» bietet der Hersteller weitere Funktionen:

  • KI-Schreiben: Hilft beim Korrigieren, Erweitern, Verfeinern und Zusammenfassen von Texten.
  • KI-Spracherkennung: Transkribiert Audio zu Text, unterscheidet dabei zwischen Stimmen, übersetzt oder fasst zusammen.
  • KI-Dolmetscher: Sowohl Offline für Gespräche als auch für Telefonate.
  • KI-Untertitel: Verpasst Videos oder Videocalls Untertitel und kann diese übersetzen.

Vor allem die Übersetzungen und die Transkription funktioniert hier bereits sehr gut. Mit den Zusammenfassungen bin ich noch nicht zufrieden und die Textbearbeitung jenseits von Korrekturen überzeugt mich ebenfalls nicht.

Für die Bildbearbeitung bietet Xiaomi gleich vier KI-Tools an. Diese sollen einfach Fotos verbessern, Bilder generativ erweitern, störende Objekte spurlos entfernen und automatisch Filme aus Fotos und Videos erstellen.

Der KI-Radierer hat keine Scheu vor großen Flächen. Bei anderen Smartphones hat sich die Funktion teilweise geweigert, so groß Bereiche wie im folgenden Beispiel zu entfernen.

Bei allem, was sie fortsetzen kann – Gebäude, Geländer und Wasser – arbeitet die KI gut. Wenn es darum geht zu raten, was wirklich hinter mir ist, hat sie dagegen kaum eine Chance. Dennoch löst sie die Aufgabe auch hier erstaunlich gut.

Die Verbesserungen der Fotos sind hilfreich, wenn ich mir selber keine Gedanken um die Nachbearbeitung machen will. Ein schöner Spielkram ist das KI-Tool, um den Himmel zu bearbeiten. Damit erscheint der graue Hamburger Winterhimmel strahlend blau oder die Sonne geht im Osten unter. Dabei passt die KI sogar den Rest der Aufnahme farblich an.

Das generative Erweitern klappt gut, wenn die KI etwas zur Orientierung hat. Das folgende Bild wurde auf 125 Prozent der ursprünglichen Größe ergänzt – ohne einen Prompt. Vergrößere ich den Faktor auf 170 Prozent, muss die KI mehr raten und füllt Bereiche mit irgendetwas aus. Das ist nicht komplett unpassend, hat aber nichts mehr mit dem Original zu tun. Der richtige große Bildausschnitt befindet sich in den oberen Beispielen der Kameras.

Je größer der zu füllende Bereich wird, desto mehr Sachen ergänzt die KI.
Je größer der zu füllende Bereich wird, desto mehr Sachen ergänzt die KI.
Quelle: Jan Johannsen

Fazit

Verlockende Kamera mit hohem Preis

Das Xiaomi 15 Ultra ist ein sehr gutes Smartphone, das allerdings auch seinen hohen Preis hat. Von anderen Top-Smartphones setzt es sich mit seinen vier Kameras ab. Diese bieten eine große Auswahl an Brennweiten und liefern allesamt eine sehr gute Bildqualität.

Wie es sich für ein Smartphone dieser Preisklasse gehört, ist das Display hervorragend und die Leistungsfähigkeit hoch. Enttäuschend ist dagegen die Akkulaufzeit, die nur mittelmäßig ausfällt.

Die Veränderungen gegenüber dem Vorgängermodell sind gering. Entsprechend könnte das Xiaomi 14 Ultra eine attraktive günstigere Alternative sein. Sogar das ganz neue Galaxy S25 Ultra von Samsung ist bereits günstiger zu haben, bietet aber auch im Telebereich etwas weniger Brennweite. Erfahrungsgemäß fallen bei Xiaomi die Preise aber zügiger als bei der Konkurrenz, sodass es sich unter Umständen auch lohnt, mit der Anschaffung des 15 Ultra noch etwas zu warten.

Pro

  • alle Kameras sehr gut
  • hilfreiche KI-Tools
  • viel Rechenkraft
  • hervorragendes Display

Contra

  • mittelmäßige Akkulaufzeit
  • Ultraweitwinkelkamera im Nachtmodus
Titelbild: Jan Johannsen

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