Zehn Tricks, wie das Autopacken nicht im Fiasko endet
Hintergrund

Zehn Tricks, wie das Autopacken nicht im Fiasko endet

Martin Rupf
24/6/2022

Eigentlich wäre alles angerichtet für schöne Ferien. Nicht selten verflüchtigt sich die Vorfreude auf die Familienferien beim Packen des Autos vor lauter Stress und Genervtheit. Ich verrate dir zehn Tricks, damit du das Autopacken packst.

In ein paar Wochen beginnen die Sommerferien. Denke ich an längst vergangene Sommerferien zurück, gehen mir Szenen durch den Kopf, in denen mein Vater etwas gereizt (aus Rücksicht tendiere ich hier zu einer leichten Untertreibung), schwitzend und immer mal wieder einen genervten Laut von sich gebend das Auto für die Fahrt in die Sommerferien packt. Dieses Szenario gehörte oft zum Auftaktritual des sommerlichen Urlaubs.

Doch was verwende ich hier die Vergangenheitsform? Ob abgeschaut oder selber so veranlagt, weiss ich nicht. Fakt ist, dass es bei mir ähnlich aussieht. Sprich, ich bin in der Regel angespannt, genervt und gereizt.

Weil es mir ein Anliegen ist, dir solchen Stress zu ersparen, gebe ich dir einen Ratgeber in die Hand, wie du das Autopacken möglichst entspannt gestalten kannst. Hier meine zehn, teils ernst gemeinten, teils mit einem Augenzwinkern versehenen, Tipps.

1. Nichts geht über Aufgabenteilung

Ich bin grosser Fan von Aufgabenteilung – generell im Familienleben. Mir leuchtet nicht ein, weshalb Mutter und Vater alles in Personalunion erledigen sollen. Es ist doch viel zielführender und effizienter, wenn sich jeder und jede auf seine und ihre Kompetenzen besinnt und auf das konzentriert, was er oder sie besonders gut kann. So hat es sich bei mir und meiner Frau eingespielt, dass sie die Kindersachen und Medikamente packt und ich für Outdoor-, Freizeit- und Unterhaltungsausrüstung zuständig bin. Bevor jetzt das grosse Gendergewitter über mich hereinbricht: Ja, meine Kleider und mein Necessaire packe ich selber. Auch ums Autopacken sollte sich nur eine Person kümmern. Ganz wichtig: Niemand schwatzt rein.

2. Die besten Tetris-Skills sind gefragt

Ich behaupte, dass es in der Regel der Vater ist, der das Gefährt für die grosse Reise vorbereitet. Nicht, weil er mehr Kraft hat und die Koffer und Taschen besser in den Kofferraum hieven kann, sondern weil er in der Regel mehr Flair für das logische Aufeinanderstapeln und Verstauen Objekte jeglicher Art hat. Behaupte ich jetzt einfach mal so. Auch wenn diese Denkweise sowohl veraltet als auch wissenschaftlich schlichtweg nicht belegt ist. Scherz beiseite: Es soll die Person das Auto packen, die über die besten Tetris-Skills verfügt und das Auto mit einer Logik bepackt, die selbst unsere Kurierfahrer vor Neid erblassen lassen würde.

Ein Profi packt sein Auto so, dass sich das Resultat wie beim Tetris präsentiert.
Ein Profi packt sein Auto so, dass sich das Resultat wie beim Tetris präsentiert.
Quelle: Shutterstock

3. Kinder und sonstige nervige Lebewesen verbannen

Weil das Packen ein Akt höchster Konzentration ist, soll dieser durch nichts und niemanden gestört werden. Will heissen: Kinder und Vierbeiner haben in einem Radius von 50 Metern um das Auto nichts zu suchen. Sollte der Bannkreis willentlich oder versehentlich überschritten werden, dann gehören die Regel-Brecher deutlich hörbar für alle in die Schranken gewiesen. Doch mit dem Verbannen alleine ist es nicht getan. Kinder sind angehalten, sich so zu verhalten und zu beschäftigen, dass der Pack-Workflow nicht gestört wird. Tun sie das nicht von sich aus, ist auch der gezielte Einsatz von Medienkonsum ein probates Mittel.

Um beim Packen auch von den Kindern nicht gestört zu werden, ist es legitim, sie dem Medienkonsum zuzuführen.
Um beim Packen auch von den Kindern nicht gestört zu werden, ist es legitim, sie dem Medienkonsum zuzuführen.
Quelle: Shutterstock

4. So wenig mitnehmen wie nur möglich

Der Tipp ist so trivial wie naheliegend. Um den Packvorgang so kurz als möglich zu gestalten, empfiehlt es sich, so wenig wie möglich in die Ferien mitzunehmen. Wobei mir bewusst ist, dass dies einer Gratwanderung gleichkommt. Nimmst du weniger Kleider mit in die Ferien, musst du die einzelnen Kleidungsstücke entweder viel länger tragen, was deinem Erscheinungsbild nicht unbedingt zuträglich ist. Oder aber du bist gezwungen, deine Kleider in den Ferien hin und wieder zu waschen. Die Frage ist, was mehr Stress generiert. Das Autopacken oder das Waschen in den Ferien? Die Entscheidung liegt ganz alleine bei dir.

Diesen Preis zahlst du, wenn du zu wenig eingepackt hast und in den Ferien einen Münz-Waschsalon aufsuchen musst.
Diesen Preis zahlst du, wenn du zu wenig eingepackt hast und in den Ferien einen Münz-Waschsalon aufsuchen musst.
Quelle: Shutterstock

5. Die Dachbox vereinfacht vieles –- aber nicht alles

Vor ein paar Jahren haben wir uns eine Dachbox angeschafft und staunten nicht schlecht, was sich in dieser alles verstauen lässt. Anfänglich war der Kofferraum weniger dicht bepackt. Aber irgendwie ist es wie beim Geld. Man gibt immer so viel aus, wie man zur Verfügung hat – Geizhälse ausgenommen. Sprich: Man kommt auf den Geschmack und packt dann einfach noch mehr ein für die Ferien.

Seit wir uns eine Dachbox angeschafft haben, gestaltet sich das Autopacken deutlich entspannter.
Seit wir uns eine Dachbox angeschafft haben, gestaltet sich das Autopacken deutlich entspannter.

Weiterer Nachteil der Dachbox: Man kommt nicht so schnell an die Gepäckstücke wie im Kofferraum und nicht zuletzt schenkt der Sprit-Verbrauch wegen des höheren Luftwiderstands auf langen Strecken mehr ein. Und noch etwas sollte man tunlichst vermeiden. Dass nämlich unterwegs der Schlüssel für die Dachbox verloren geht. Der Badener Slampoet Simon Libsig beschreibt in seiner Kolumne sehr schön, wie es ihm geht, als er realisiert, dass der Schlüssel nicht mehr auffindbar ist.

Handiworld Faltbare Dachtasche (330 l)
Dachbox

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330 l

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6. Sinnvoll und mit System packen

Anknüpfend an obigen Punkt (Erreichbarkeit der Gepäckstücke) empfiehlt es sich beim Autopacken mit System vorzugehen. Das beginnt damit, dass man die Reiseutensilien in geeignete Behältnisse packt – in der Regel Koffer oder grosse Taschen. Es darf auch mal ein praktischer Ikeasack sein, wie meine Kollegin Katja in ihrem Skiferien-Pack-Ratgeber richtig erkannt hat.

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North Face Base Camp Duffel (50 l)
Tasche

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Wer seine sieben Sachen in 34 Migrosäcken packt, braucht sich nicht zu wundern, wenn später im Auto das pure Chaos herrscht. Dass Unterhaltungs-Tools, Ferienlektüre und Zwischenverpflegung nichts in der Dachbox zu suchen haben, versteht sich von selbst. Und nicht vergessen, weil gerade das der Vorteil von Autoferien ist: Immer ein wenig Platz frei lassen, damit genug schöne Souvenirstücke den Weg zurück in die Heimat finden.

7. Viel, viel Zeit einplanen zum Packen

Wer eine Stunde vor geplanter – es wird dann beim Plan bleiben – Abfahrt beginnt, sein Vehikel zu packen, ist selbst schuld. Zeitmanagement lautet das Zauberwort. Sprich: Am besten planst du genügend Zeit fürs Packen ein und rechnest auch damit, dass unter anderem der von dir befolgte Punkt 3 (siehe oben) keine Früchte trägt. Dann nämlich, wenn dein Sohn beim Packen noch seine schönen Zeichnungen des letzten Schuljahres zeigen, die Tochter von dir schnell noch die Schatzkarte erklärt haben will oder dein Mann/deine Frau just vor der Abfahrt noch den Möbelkatalog für das neue Sofa durchgehen will.

Nein liebe Tochter, jetzt ist definitiv nicht der Moment, um gemeinsam auf Schatzsuche zu gehen.
Nein liebe Tochter, jetzt ist definitiv nicht der Moment, um gemeinsam auf Schatzsuche zu gehen.

8. Packen wie ein Buddha

Was gleich zum nächsten Tipp führt. Versuche das Packen als Teil der Ferien zu sehen. Packen ist keine lästige Pflicht, sondern ein Akt grösster Vorfreude. Vielleicht helfen dir dabei auch Chillout-Musik, ein Bier oder die Zuführung sonstiger runterfahrender Substanzen.

Schau aber, dass du, wenn du dann endlich den Zündschlüssel drehst, wieder absolut nüchtern bist.

9. Beim Packen auch an das treue Gefährt denken

Dieser Tipp betrifft weniger den Packvorgang selbst, als dessen Auswirkungen auf die Reise. Will heissen: Packe dein Auto nicht zu schwer, verteile das Gewicht vernünftig, schütze den Kofferraumboden mit einer Wolldecke und achte darauf, dass der Reifendruck angepasst ist. Ich selber vergesse dies immer, nehme es mir für dieses Jahr aber ganz fest vor. Ob’s klappt?

Vor der Abreise lohnt es sich den Reifendruck zu prüfen. Die Angaben dazu befinden sich oft auf der Innenseite der Karosserie.
Vor der Abreise lohnt es sich den Reifendruck zu prüfen. Die Angaben dazu befinden sich oft auf der Innenseite der Karosserie.

10. Nicht mit dem Auto in die Ferien reisen

Der letzte Punkt ist der zielführendste, wenngleich ziemlich radikal. Du willst keinen Stress beim Autopacken? No Worries. Dann fährst du einfach nicht mit dem Auto in die Ferien. Dabei tun sich verschiedene Möglichkeiten auf.

Erstens: Zuhause auf Balkonien ist es eh am Schönsten. Nach dem Motto: Weshalb in der Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah.

Zweitens: Direkt von zu Hause in die Veloferien gen Bodensee radeln.

Drittens: Mit dem Zug in die Berge fahren und dort zur SAC-Hütte wandern.

Oder viertens: Konsequent und ohne Scham auf das Fortbewegungsmittel Flugzeug setzen. Wenn du dabei gleich noch das besonders billige Handgepäck-Offer buchst, dann hast du quasi den Pack-Optimierungs-Gipfel erklommen.

Wer auf das Auto verzichten will, fährt mit der Bahn in die Berge.
Wer auf das Auto verzichten will, fährt mit der Bahn in die Berge.
Oder fliegt mit der Familie gleich in die Ferne.
Oder fliegt mit der Familie gleich in die Ferne.
Quelle: Shutterstock

Mir ist klar: Selbst wenn du diese zehn Tipps beherzigst, bedeutet das noch lange nicht, dass beim Autopacken alles reibungslos verläuft. Man kann das Ganze umdrehen und sich fragen, ob der Stress und die Anspannung nicht sogar zum Autopacken dazu gehören. Denn ist erst einmal alles gepackt und reisebereit, fällt die ganze Anspannung ab und Ferienstimmung macht sich breit –- zumindest bis zum ersten Stau oder bis dir in den Sinn kommt, dass etwas vergessen ging. Ich pflege in solchen Fällen immer gerne meiner Frau die Schuld zu geben, war es doch an ihr, beim Packen im Haus an alles zu denken.

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Zweifachpapi, nein drittes Kind in der Familie, Pilzsammler und Fischer, Hardcore-Public-Viewer und Halb-Däne. Was mich interessiert: Das Leben - und zwar das reale, nicht das "Heile-Welt"-Hochglanz-Leben.


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