Produkttest
M2 Mac Mini im Test: Level Up
von Samuel Buchmann
Apples Leichtgewicht gibt es jetzt mit grösserem Display. Die zusätzliche Arbeitsfläche macht das 15 Zoll MacBook Air zu einem hervorragenden Allrounder.
Beim Design jedes Laptops kämpft Kompaktheit gegen Bildschirmgrösse und Ausdauer. Der Preis liefert sich eine Schlacht mit Leistung und Verarbeitungsqualität. Das neue 15 Zoll MacBook Air ist der beste Friedensvertrag, den ich je gesehen habe. Ich teste es in der Basisversion mit 8 GB Arbeitsspeicher und 256 GB SSD.
Nur vier Minuten der über zweistündigen Keynote an der World Wide Developers Conference widmete Apple dem neuen MacBook Air. Kein Wunder: Auf den ersten Blick wirkt es unspektakulär, weil es praktisch identisch zur bekannten 13-Zoll-Version ist. Nur die Bildschirmdiagonale wächst um 1,7 Zoll. Trotzdem dürfte das grosse Air Apples wichtigster Computer seit dem Umstieg auf M-Chips sein – ein Gerät für die Masse.
Ein MacBook Air muss ich bequem an einer Ecke packen und herumtragen können. Dieses Gefühl von Leichtigkeit fand ich vor zwölf Jahren revolutionär. Damals war die zweite Generation des 13-Zöllers mein erster Mac überhaupt. Das neue 15 Zoll MacBook Air besteht diesen Test, es fühlt sich deutlich handlicher an, als mein 16 Zoll MacBook Pro. Weil das Gehäuse aus Aluminium 11,5 Millimeter dünn ist, wirken die 1,5 Kilogramm Gewicht anfangs trotzdem überraschend schwer. Wie wenn du eine Goldmünze in die Hand nimmst. Die Verarbeitung meines Testexemplars ist makellos. Es hat die Farbe «Starlight» – etwas zwischen Gold und Creme.
Genau wie alle anderen MacBooks hat das Air eine «Notch» oben in der Mitte des Bildschirms. In der Aussparung sitzt eine 1080p-Webcam. Die Anschlüsse beschränken sich auf das Nötigste: MagSafe, Kopfhörerbuchse und zweimal USB-C mit Unterstützung für Thunderbolt 3. Für ein Laptop dieser Art finde ich das in Ordnung, wobei ein zusätzlicher Thunderbolt-Port auf der rechten Seite praktisch wäre. Ein weiterer Wermutstropfen: Das Air unterstützt nur einen externen Monitor.
Technisch ist der Bildschirm eine leicht grössere Version des Displays aus dem 13-Zöller. Es hat eine Auflösung von 2880 × 1864 Pixel und eine Pixeldichte von 224 Pixel pro Zoll. Farbwiedergabe, Kontrast und Schärfe des Displays sind sehr gut. Die maximale Helligkeit von 500 Nits ist in Innenräumen mehr als ausreichend, im Freien wünsche ich mir mehr.
Wie stark macht sich das grössere Display im Alltag bemerkbar? 1,7 Zoll mehr Diagonale klingt nach wenig, bedeutet aber 26 Prozent mehr Arbeitsfläche. Für mich transformiert dieser Unterschied das MacBook Air komplett. Während sich das 13er vor allem für Vollbild-Browsing und Textprogramme eignet, kann ich mit dem 15er auch zwei Fenster nebeneinander aufmachen. In Lightroom sehe ich Fotos viel grösser, weil Navigator und Einstellungen nicht mehr so viel Anteil der Arbeitsfläche einnehmen. Auch in DaVinci Resolve ist der Player keine Briefmarke mehr und ich kann vernünftig damit arbeiten.
Die 1,7 Zoll machen in solchen Anwendungen den Unterschied, ob ich unbedingt einen externen Monitor brauche oder nicht. Ein gewaltiger Vorteil für alle, die minimalistisch unterwegs sind und ausschliesslich mit einem Laptop auskommen wollen.
Wenn du in den letzten zwei Jahren ein aktuelles MacBook in den Händen hattest, kennst du auch die Tastatur des neuen Airs. Laptop-typisch ist sie flach und leichtgängig. Ob dir das gefällt, ist Geschmackssache. Ich tippe gerne darauf.
Auch das Touchpad ist gewohnt hervorragend. Es nutzt die ganze Fläche, die das Gehäuse zwischen Rand und Tastatur bietet. Apple kopiert also nicht einfach das Touchpad des kleineren Modells, sondern produziert für das grosse eine eigene Version davon.
Sechs Lautsprecher sind im grossen Air verbaut, zwei mehr als im kleinen. Das tönt etwas besser und für ein Laptop sehr gut. Für eine Netflix-Serie ohne Kopfhörer sind die Lautsprecher mehr als ausreichend. An den hervorragenden Klang aus dem dickeren 16 Zoll MacBook Pro kommen sie allerdings nicht heran.
Da der M2 Chip nicht neu ist, gibt es bei der Leistung des 15 Zoll MacBook Air keine Überraschungen. Kleiner Unterschied zum 13-Zoll-Modell: Bereits die Basisversion kommt mit zehn Grafikkernen, beim kleinen Air sind es nur acht. Willst du dort auch zehn, kostet das extra – womit die Preisdifferenz zwischen den Grössen auf ein Minimum schrumpft. Die 8-Core CPU ist die gleiche.
Wie viel Arbeitsspeicher du nehmen solltest, hängt von deinen Anwendungen ab. Für Office-Tätigkeiten ist die Basisversion mit 8 Gigabyte (GB) genug. Für Bild- und Videobearbeitung würde ich zu 16 GB greifen. Die maximal möglichen 24 GB erscheinen mir für die Leistung des M2 hingegen überdimensioniert.
Wie bei allen Modellen mit M2 Chip ist die Basis-SSD mit 256 GB langsamer als die grösseren Varianten. Das merkst du, wenn du den RAM auslastest und die SSD als Puffer einspringen muss. Der Unterschied ist aber nicht dramatisch. Ausführliche Benchmarks findest du in meinem Test des M2 Mac Mini. Diese Ergebnisse lassen sich auch auf die SSD des MacBook Air übertragen:
Gegenüber dem 13 Zoll MacBook Air zeigen meine CPU-Benchmarks kaum Unterschiede. Das bedeutet gleichzeitig: Auch das 15 Zoll MacBook Air ist in Single-Core-Tests fast gleich schnell wie das 14 Zoll MacBook Pro mit M2 Pro Chip. In Multi-Core-Benchmarks leistet das Pro erwartungsgemäss mehr und erreicht durchschnittlich 70 Prozent höhere Punktzahlen. Noch grösser ist der Vorsprung bei den Grafik-Benchmarks – hier ist der Pro-Chip im Mittel doppelt so schnell wie das 15 Zoll MacBook Air. Die 8-Core GPU des 13-Zöllers fällt noch stärker ab.
Bei Office-Lasten wirst du zwischen MacBook Air und MacBook Pro keinen Unterschied merken. Das zeigt zum Beispiel der Browser-Benchmark Speedometer 2.0, in dem das Air sogar leicht vorne liegt.
Bild- und Videobearbeitung ist eine andere Geschichte: In Lightroom braucht der M2 Chip fast doppelt so lange wie der M2 Pro für den Export von 100 RAW-Bildern mit 50 Megapixel Auflösung. Das ist nicht weiter schlimm, denn die Bearbeitung an sich läuft flüssig. Für gelegentliche Bildbearbeitung eignet sich das Air deshalb gut. Erst Dinge wie die neue KI-Rauschreduzierung dauern etwas länger.
In DaVinci Resolve lassen sich einfache 4K-Projekte flüssig schneiden. Rauschfilter und Effekte zwingen das dünne Laptop aber in die Knie. Der Export meines Testprojekts dauert fast dreimal solange wie mit dem M2 Pro MacBook Pro. Wohlgemerkt besteht es aus einer Mischung aus 4K- und 8K-Videos im rechenintensiven H.265-Codec. Diese Last überschreitet die Grenzen dessen, was ich dem MacBook Air zumuten würde. Wenn du regelmässig aufwändige Videos schneiden willst, brauchst du mehr Power.
Stille. Die herrscht in meinem Zimmer, wenn ich am MacBook Air arbeite. Es hat nämlich keinen Lüfter verbaut, die Hitze wird ausschliesslich über das Gehäuse abgeleitet. Dieses Design spart Platz und funktioniert für leichte Lasten oder kurze Spitzen gut. Im Normalbetrieb wird das Laptop kaum warm. Perfekt fürs Office.
Der Nachteil der fehlenden Lüfter zeigt sich bei anhaltend rechenintensiven Anwendungen – wie dem oben erwähnten Export eines Videoprojekts. Erstens wird das Gehäuse warm, die FLIRCam misst bis zu 46,5 Grad Celsius. Zweitens muss die CPU im Cinebench-Stresstest schon nach einer Minute heruntertakten, weil sie über 100 Grad heiss wird. Von 3,2 Gigahertz geht es langsam runter bis auf 2 Gigahertz. Ein MacBook Pro mit aktiver Kühlung hält die maximale Taktfrequenz auch über längere Zeit aufrecht. Bei einer typischen Nutzung dürften ein MacBook Air aber selten in solche Situationen kommen.
«Batterie für den ganzen Tag» soll das 15 Zoll MacBook Air gemäss Apple bieten. Dieses Versprechen hält es. Fast 17 Stunden hält das Laptop in meinem YouTube-Ausdauertest durch, genau wie die 13-Zoll-Version. Das 14 Zoll M2 Pro MacBook Pro schafft gut 14 Stunden.
Wenn du eine rechenintensive Aufgabe erledigen musst, ist das Pro leicht im Vorteil – es ist schneller und braucht etwa gleich viel Prozent des Akkus wie das Air. Nach fünf Exporten meines Testprojekts in DaVinci Resolve hat das 15 Zoll MacBook Air 54 Prozent übrig, das 14 Zoll MacBook Pro 57 Prozent.
Diese Ergebnisse sind insgesamt hervorragend angesichts der Displaygrösse und des geringen Gewichts. Sie bedeuten, dass du das Ladegerät für einen Arbeitstag problemlos zuhause lassen kannst – ausser vielleicht, du schneidest durchgehend Videos oder kompilierst stundenlange Code.
Das 15 Zoll MacBook Air ist mein neues Lieblingslaptop. Es ist hübsch, dünn und leicht. Trotzdem hat es viel Arbeitsfläche, eine lange Akkulaufzeit und ist schnell genug für fast alles. Sogar beim Preis hält Apple sich zurück. Das neue Air ist damit ein optimal ausbalanciertes Gerät für Studierende und alle, die ein Office-Laptop brauchen.
Das grössere Display im Vergleich zur bisherigen 13-Zoll-Version macht das Air zudem für neue Zielgruppen attraktiv. Zum Beispiel Hobbyfotografinnen und -fotografen, die nicht das Geld für das 16 Zoll grosse Pro-Modell ausgeben wollen. Wenn du Lightroom und Photoshop oft brauchst, machst du allerdings besser das Upgrade auf 16 GB RAM und mindestens 512 GB SSD. Damit stemmt das Air sogar einfache 4K-Videoprojekte.
Erst bei extrem rechenintensive Szenarien stösst die Flunder an ihre Grenzen. Dann bieten die Pro-Modelle mit stärkeren Chips einen Mehrwert. Oder wenn du mehrere externe Bildschirme betreiben willst. Für alles andere kann ich das 15 Zoll MacBook Air uneingeschränkt empfehlen.
Titelbild: Samuel BuchmannMein Fingerabdruck verändert sich regelmässig so stark, dass mein MacBook ihn nicht mehr erkennt. Der Grund: Wenn ich nicht gerade vor einem Bildschirm oder hinter einer Kamera hänge, dann an meinen Fingerspitzen in einer Felswand.