Produkttest
M3 iMac im Test: Herzensbrecher
von Samuel Buchmann
Mit dem M3 ist das MacBook Air besser als je zuvor. In der Basiskonfiguration passen RAM und SSD aber endgültig nicht mehr zur Stärke des Chips.
Ohne grosses Tamtam hat Apple dem MacBook Air den M3-Chip verpasst. Es soll mehr Leistung bei gleicher Akkulaufzeit bieten.
Ich teste den Fortschritt zum Vorgänger. Ausserdem interessiert mich der Unterschied zwischen der Basisversion und einer Variante mit mehr Arbeitsspeicher und grösserer SSD. Denn in der kleinsten Konfiguration hat das MacBook Air weiterhin nur 8 GB RAM und eine 256 GB Speicher. Das war absehbar, ist aber trotzdem enttäuschend. Folgende zwei Konfigurationen nehme ich unter die Lupe:
Seit der letzten Generation sieht das MacBook Air aus wie eine flache Version des MacBook Pro. Ein einheitliches, effizientes und ästhetisches Design – aber etwas emotionslos im Vergleich zur ikonischen Keilform früherer Geräte. Die Einführung des M3 bedeutet das endgültige Ende des alten Designs. Das M1 MacBook Air als letzter Keil-Vertreter wird ab sofort nicht mehr produziert.
Ich trauere der Ikone ein wenig nach. Das erste MacBook Air war eine Revolution, als Steve Jobs es an der Macworld 2008 aus einem gelben Umschlag zog. Die zweite Generation des Geräts war mein erster Mac überhaupt – ein treuer Begleiter während des Studiums. Im Verlaufe der Jahre wurden die Ränder ums Display kleiner, doch die Form blieb gleich. Ich werde den Keil vermissen.
Zu Display, Tastatur und Trackpad gibt es nichts Neues zu berichten. Sie sind alle gewohnt gut. Näheres kannst du in meinem Test des M2 MacBook Air nachlesen. Anschlüsse gibt es weiterhin nur vier: MagSafe für das Ladegerät und zweimal USB-C mit Unterstützung für Thunderbolt 3 auf der linken Seite. Rechts findet sich ein Kopfhöreranschluss. Die magere Auswahl entspricht Apples Minimalismus-Philosophie bei Nicht-Pro-Geräten. Ich wünsche mir trotzdem zumindest einen USB-Anschluss auf der rechten Seite.
Zum ersten Mal kommt eines meiner Testgeräte in «Mitternachtsblau». Es soll dank neuer Beschichtung resistenter gegen Fingerabdrücke sein als letztes Jahr. Davon merke ich nichts. Bereits nach wenigen Minuten sieht das Laptop schmuddelig aus. Ich würde dringend zu einer helleren Farbe wie Silber oder «Polarstern» raten. Sie sind massiv weniger heikel.
Der M3 soll mehr Leistung bei gleichem Energiebedarf bringen als der M2. Effizienz ist in einem lüfterlosen Laptop wie dem MacBook Air immer willkommen. Die RAM-Stufen bleiben allerdings gleich. Während es beim Pro-Chip auf dem untersten Level immerhin 2 GB mehr gibt, muss sich die Basisversion des regulären M3 weiterhin mit 8 GB RAM rumquälen.
Apple argumentiert gerne, dass das für viele Leute genug sei. MacOS gehe doppelt so effizient mit Arbeitsspeicher um wie Windows. Diese Aussage ist höchst umstritten. Ich frage mich vor allem: bringen die Verbesserungen bei CPU und GPU mit nur 8 GB RAM überhaupt etwas?
Die CPU des M3 hat wie beim Vorgängerchip 8 Kerne. Der Grafikprozessor entweder 8 oder 10, je nachdem welche Konfiguration du kaufst. Die einzelnen Kerne sind etwas schneller, sodass der M3 mehr leisten soll als der M2. Er hat zudem eine bessere Neural Engine für KI-Anwendungen und beherrscht ein paar Grafik-Tricks wie Raytracing und Dynamic Caching. Weitere Details findest du hier.
Die CPU des M3 ist im MacBook Air im Multi-Core-Betrieb rund 14 Prozent schneller. Wird nur ein einzelner Kern beansprucht, sind es 18 Prozent. Eine moderate Leistungssteigerung. Das 15 Zoll grosse Modell scheint die Hitze besser abzuführen: Im langen Cinebench R24 kommt es auf höhere Punktzahlen, weil der Prozessor später drosseln muss. In beiden Laptops werden die CPU-Cores unter Volllast bis zu 110 Grad heiss.
Bei der GPU beträgt der Fortschritt nur 11 Prozent. Zwischen der Version mit acht Kernen und derjenigen mit zehn liegen 17 Prozent. Davon profitierst du, wenn du zum Beispiel Videos schneidest oder zocken willst. In Office-Anwendungen macht es nur selten einen Unterschied. Allen M3 MacBook Air gemein ist, dass sie nun zwei externe Bildschirme unterstützen. Allerdings nur, wenn das Laptop zu ist. Die maximale Auflösung liegt bei 5K mit 60 Hertz bei zwei Monitoren – oder 6K mit 60 Hertz bei einem.
Und die SSD? Sie war bei der M2-Generation ein wunder Punkt. Apple hatte die Anzahl Speichermodule bei der Basisversion mit 256 GB halbiert – und damit auch die Geschwindigkeit. Das sorgte für Kritik. Denn gerade in einem Modell mit 8 GB RAM muss die SSD häufig als Puffer einspringen und sollte genügend Leistung mitbringen.
Apple verbaut im M3 MacBook Air tatsächlich wieder mindestens zwei SSD-Module à 128 GB. Das ist überraschend, da der M3 iMac nicht in den Genuss dieser Verbesserung kam – zumindest, als ich ihn letzten Herbst testete.
In meinen Benchmarks ist die 256 GB SSD des neuen MacBook Air mehr als doppelt so schnell wie die im Vorgängermodell. Das gilt allerdings nur für sequenzielles Lesen. Schreiben und zufällige Zugriffe sind weiterhin deutlich langsamer als mit dem 512-GB-Modell. Kollege und SSD-Experte Kevin Hofer tippt auf einen schlechteren Controller.
Als Office-Gerät für leichte Lasten brilliert das M3 MacBook Air dennoch. Hier fühlt es sich blitzschnell an, auch wenn ich mehrere Programme offen habe. Wenn du mit deinem Laptop vor allem schreiben und im Web surfen willst, geht das auch mit 8 GB RAM und 256 GB SSD. Im Browser-Benchmark Speedometer 3.0 (dritte Folie in der Grafik unten) sind meine M3-Modelle beide 17 Prozent schneller als die Vorgänger.
Bei leistungshungrigen Programmen stösst die Basisversion aber schnell an ihre Grenzen. Öffne ich ein Videoprojekt in DaVinci Resolve, fängt das MacBook an zu ruckeln. Ein Export des Videos dauert 78 Prozent länger als mit der 10-Core GPU und 16 GB RAM. In Lightroom brauche ich für den Export von 100 RAW-Fotos 72 Prozent mehr Zeit. Auch die Bildbearbeitung selbst fühlt sich weniger flüssig an. Der YouTube-Kanal MaxTech hat die Performance mit weniger und mehr RAM mit noch mehr Tests geprüft:
Beim M1 vor über drei Jahren fand ich den kleinen Arbeitsspeicher der günstigsten Konfiguration noch nicht so schlimm. Der Chip war zwar schnell, aber nie für wirklich anspruchsvolle Anwendungen gedacht. Nun sind wir aber zwei Generationen weiter – der M3 ist fast so stark wie der Pro-Chip der M1-Generation. Da werden 8 GB RAM zum gnadenlosen Flaschenhals.
Apple gibt die Akkulaufzeit des M3 MacBook Air mit 18 Stunden an – gleich viel wie beim Vorgängermodell. Beim M3 Pro MacBook Pro erlebte ich im Test mit gleichen Vorzeichen eine schöne Überraschung: Es hielt 25 Prozent länger durch. Deshalb mache ich mir vor den Messungen auch beim Air Hoffnungen auf einen versteckten Fortschritt.
Fehlanzeige. Die Akkulaufzeit bleibt tatsächlich etwa gleich: Um die 17 Stunden in meinem YouTube-Ausdauertest sind für ein Laptop dieser Grösse nach wie vor ein super Wert. Das 15-Zöller hält dabei nicht wesentlich länger durch als das 13-Zöller. Wahrscheinlich heben sich der höhere Energiebedarf des Displays und der grössere Akku auf.
Anders sieht es aus, wenn du mehr Leistung abrufst. Für fünf Videoexporte benötigt das grosse MacBook 60 Prozent weniger Akku als das kleine. Das liegt vielleicht auch daran, dass es in meiner Testkonfiguration mehr RAM hat und die Exporte so schneller erledigt. Aber auch sonst dürfte das 15 Zoll grosse Modell im Alltag etwas länger durchhalten.
Absolut betrachtet ist das M3 MacBook Air grossartig: ein leichtes, schönes und reaktionsschnelles Laptop. Schon in der Basisversion meistert es Office-Anwendungen problemlos. Dabei hält es für sein geringes Gewicht unverschämt lange durch. Und mit mehr Arbeitsspeicher eignet es sich auch gut für Dinge wie Bildbearbeitung. Das 15-Zöller mit 16 GB RAM und 512 SSD ist ein exzellenter Allrounder.
Relativ zur letzten Generation betrachtet, enttäuscht mich das M3 MacBook Air jedoch. Es macht wenig Fortschritte. Anders als beim MacBook Pro hat sich die Akkulaufzeit trotz 3-Nanometer-Chip nicht verlängert und der Leistungszuwachs ist klein. Apple verbaut nun auch bei der 256 GB SSD wieder zwei Speichermodule. Aber mutmasslich weiterhin einen schlechteren Controller.
Es entsteht der Eindruck, dass die Kalifornier sich auf ihren Lorbeeren ausruhen. Am meisten stört mich der nach wie vor winzige Arbeitsspeicher der günstigsten Konfiguration. Ja, 8 GB reichen für leichte Anwendungen. Aber sie passen einfach nicht mehr zu den immer stärkeren Chips. Wenn du mit so wenig RAM auskommst, kannst du ein altes Modell mit M2 oder M1 kaufen und wirst genauso zufrieden sein. Ich hoffe, der nächste Chip hat endlich mindestens 12 GB RAM. Es ist Zeit, Apple.
Pro
Contra
Mein Fingerabdruck verändert sich regelmässig so stark, dass mein MacBook ihn nicht mehr erkennt. Der Grund: Wenn ich nicht gerade vor einem Bildschirm oder hinter einer Kamera hänge, dann an meinen Fingerspitzen in einer Felswand.