Garmin HRM-Fit
Der Garmin «HRM Fit»: Ein Pulsgurt für Frauen, der nicht rutscht oder scheuert
Es gibt Produkte, die sind so simpel und sinnvoll, dass ich mich frage: Warum erst jetzt? Der «Garmin HRM Fit» ist ein solches Produkt. Dieser Brustgurt zur Herzfrequenzmessung ist speziell für Frauen konzipiert und lässt sich einfach am Sport-BH befestigen.
Pulsgurte und ich: Das war noch nie ein «Match Made in Heaven». Eher ein notwendiges Übel. Denn die Herzfrequenzgurte mit Sensoren, die den Puls und andere Leistungsdaten messen, sind nicht für meinen Frauenkörper gemacht. Die Gurte rutschen bei mir unweigerlich Richtung Taille. Ausser, ich zurre sie vehement fest. Dann schnüren sie mir den Brustkorb ein und erschweren die Atmung. Stecke ich die Gurte unter den Sport-BH, scheuern sie so, dass ich oft wunde Stellen davontrage.
Sobald die Pulsmessung am Handgelenk einigermassen funktionierte, verschwand der Brustgurt in der Schublade. Zumindest zeitweise. Denn für die gezielte Vorbereitung auf einen Wettkampf mit einem herzfrequenzbasierten Trainingsplan ist ein Pulsgurt nötig. Die Messung am Handgelenk ist dafür nicht genau genug. Also holte ich den unbequemen Gurt wieder hervor. Zufrieden war ich damit aber nicht.
Umso mehr interessierte mich der neue Garmin HRM Fit, der Anfang des Jahres auf den Markt kam. Ich habe ihn getestet.
Ein erster Eindruck
Im Prinzip ist der Pulsgurt keiner. Sondern höchstens ein halber. Statt den Brustkorb zu umschliessen, lässt er sich einfach mit drei Clips am unteren Teil des Sport-BHs befestigen.
Ein reiner Pulsgurt ist er ebenfalls nicht, sondern zudem noch ein Fitness-Sensor: Neben der Herzfrequenz misst er eine Reihe anderer Daten wie Schrittfrequenz, Schrittlänge, Pace und Power. Das ist dann relevant, wenn du eine ältere oder rein auf das Messen von Gesundheitsdaten ausgelegte Garmin-Watch trägst. Bei neueren Modellen, wie der aktuellen Garmin-Fenix-7-Serie, sind diese Messungen bereits in der Uhr integriert.
Die Verbindung mit meiner Garmin Fenix Pro 6 war extrem einfach: Der Pulsmesser wurde sofort erkannt und die Verbindung stand mit einem einzigen Knopfdruck. Auch der Crosstrainer im Gym erkannte den Sensor. Das Koppeln mit der Strava-App war ebenfalls kein Problem. Die Elektroden auf der Rückseite des Bandes müssen, wie bei allen Pulsgurten, leicht angefeuchtet werden, damit sie messen können.
Damit der Pulsmesser akkurate Daten überträgt, solltest du gemäss Herstellerangaben einen Sport-BH mit mittlerem oder hohem Support tragen. Was ja beim Laufen meist ohnehin der Fall ist. Denn BHs, die für Yoga und Gymnastik konzipiert wurden, leisten bei High-Impact-Bewegungen wie dem Laufen keinen guten Dienst. Natürlich kannst du den Gurt für andere Sportarten, wie beispielsweise Indoor-Cycling, auch mit Sportbras mit weniger Halt verwenden. Wenn du und der BH euch nicht so stark bewegt, bleibt auch der Gurt an Ort und Stelle und überträgt zuverlässig Daten.
Das Batteriefach – bei früheren Versionen des Garmin-Pulsgurts ein Ärgernis – ist jetzt einfach mit einer Münze zu öffnen. Die CR2032-Batterie lässt sich leicht auswechseln. Gemäss Herstellerangaben soll die Batterie bei häufigem Gebrauch rund ein Jahr halten, was ich noch nicht bestätigen kann, da es den Gurt erst seit einigen Monaten gibt.
Sinnvoll beim Laufen, Biken und beim Kettlebell-Training
Das Laufen mit dem Gurt fühlt sich an, als wäre er gar nicht da. Das ist ein grosser Fortschritt gegenüber den Pulsgurten, die bei mir bisher entweder rutschten, scheuerten oder die Atmung beeinträchtigten. Tatsächlich vergass ich den Gurt bereits auf meinem ersten Lauf komplett und bemerkte ihn erst wieder, als ich den Sport-BH nach dem Joggen auszog.
Für dieses Komfort-Gefühl ist es wichtig, dass der BH gut sitzt. Denn Sportbras, die zu eng sind, können die Sauerstoffaufnahme und Leistungsfähigkeit von Läuferinnen beeinträchtigen.
Ich habe den Gurt zusätzlich zum Joggen beim Biken, Stand-Up-Paddeln und auf dem Laufband getragen. Ebenfalls ohne Reibung oder Einschnürung und mit guter Datenübertragung. Wird das Signal zwischen Uhr und Gurt kurzfristig getrennt, speichert der Gurt die Daten, zu denen auch Intensitätsminuten und Kalorienverbrauch zählen. Sobald die Verbindung wieder steht, werden die Daten heruntergeladen.
Ich finde das beispielsweise beim Kettlebell-Training sinnvoll. Dabei ziehe ich meine Uhr aus, um sie bei der Overhead-Press oder dem Turkish-Get-Up durch die Gewichtskugel nicht zu beschädigen. Bisher fehlten diese Trainingseinheiten in der Gesamtbelastung. Dank des Garmin HRM Fit kann ich jetzt die Intensitätsminuten und die Herzfrequenz aufzeichnen und so genauere Informationen zu Trainings- und Erholungsbedarf erhalten.
Theoretisch sollte der Gurt auch zum Schwimmen geeignet sein, das habe ich bisher aber noch nicht getestet. Vor allem, weil ich ihn an der Innenseite meines Schwimmanzug nirgends befestigen konnte. Da wäre ein aufs sportliche Schwimmen ausgelegter Bikini sicher besser geeignet.
Fazit
Ab jetzt nicht mehr ohne
Ich bin begeistert vom Garmin «HRM Fit», dem meines Wissens ersten frauenspezifischen Brustgurt eines grossen Sportzubehörherstellers. Sehr oft denke ich als Frau bei Sportgadgets, dass sie von Männern für Männer entwickelt wurden und zwar irgendwie für Sportlerinnen funktionieren können, aber einen Kompromiss darstellen.
Bei dem Garmin HRM Fit ist das nicht der Fall. Er ist technisch leistungsstark und erfüllt die Bedürfnisse, die ich als Sportlerin habe. Ich würde wetten, dass Frauen die Entwicklung vorangetrieben haben. Der Gurt reibt, scheuert und drückt nicht und lässt sich einfach in den Sport-BH, den ich ohnehin trage, integrieren. Nachdem ich den Gurt getestet habe, will ich nicht mehr zu den Rundherum-Gurten zurück.
Pro
- Lässt sich einfach am Sport-BH anbringen
- Kann Daten ohne Verbindung zur Uhr speichern
- Genaue Messung von Puls und Leistungsdaten
- Kein Scheuern, Reiben oder Rutschen
- Sitzt bequem
Forschungstaucherin, Outdoor-Guide und SUP-Instruktorin – Seen, Flüsse und Meere sind meine Spielplätze. Gern wechsel ich auch mal die Perspektive und schaue mir beim Trailrunning und Drohnenfliegen die Welt von oben an.