Ratgeber

Nach zehn Jahren Pause einen PC bauen – kann ich es noch?

Früher habe ich alle meine Computer selber zusammengeschraubt. Dann landete ich im Apple-Gärtchen. Zehn Jahre später stehe ich endlich wieder vor einem Haufen PC-Komponenten und will herausfinden, was sich in der Zwischenzeit verändert hat.

Immer wenn ich PC-Komponenten sehe, werde ich nostalgisch: Meinen allerersten Gaming-PC hatte ich mir im Alter von 14 Jahren selber zusammengebaut. Es folgten diverse weitere, unter anderem im legendären Lanboy-Gehäuse. Dann stieg ich um auf Mac. Damit war meine Eigenbau-Karriere zu Ende.

Diesen Haufen an Komponenten hat mir mein Redaktionskollege überlassen.
Diesen Haufen an Komponenten hat mir mein Redaktionskollege überlassen.

Ein Budget-Gaming-PC

Heute darf ich wieder selber was zusammenschrauben. Dazu habe ich von Kollege Kevin eine Kiste mit Material bekommen. Auf Hilfe beim Zusammenbau verzichte ich genauso wie auf Guides – ich möchte selber herausfinden, was sich in der Zwischenzeit geändert hat. Im Gegensatz zu früher ist der Preisunterschied zu einem Komplettsystem zu vernachlässigen. Aber wenn du deine Kiste selber baust, setzt du deine eigenen Prioritäten und gibst je nach Anwendung für spezifische Komponenten mehr oder weniger Geld aus.

Folgende Einzelteile baue ich zu einem Budget-Gaming-PC zusammen:

Fractal Focus G (ATX, mATX, Mini-ITX)
PC Gehäuse
EUR70,67

Fractal Focus G

ATX, mATX, Mini-ITX

Gigabyte B550M DS3H (AM4, AMD B550, mATX)
Mainboard
EUR97,06

Gigabyte B550M DS3H

AM4, AMD B550, mATX

Gigabyte GeForce RTX 3060 Gaming OC LHR (12 GB)
Grafikkarte
EUR347,72

Gigabyte GeForce RTX 3060 Gaming OC LHR

12 GB

AMD Ryzen 5 5500 (AM4, 3.60 GHz, 6 -Core)
Prozessor
EUR103,44

AMD Ryzen 5 5500

AM4, 3.60 GHz, 6 -Core

Crucial Ballistix (2 x 8GB, 3200 MHz, DDR4-RAM, DIMM)
RAM

Crucial Ballistix

2 x 8GB, 3200 MHz, DDR4-RAM, DIMM

Crucial P2 (500 GB, M.2 2280)
SSD

Crucial P2

500 GB, M.2 2280

be quiet! Pure Rock Slim 2 (135 mm)
CPU Kühler
EUR34,40

be quiet! Pure Rock Slim 2

135 mm

Ich starte mit dem Gehäuse – das Fractal Focus G ist günstig, was sich am dünnen Material zeigt. Es bietet aber vernünftiges Kabelmanagement, genügend Platz für meine Konfiguration und durch die Mesh-Architektur guten Airflow. Standardmässig sind nur auf der Vorderseite zwei 120-Millimeter-Lüfter verbaut, für meine Zwecke reicht das.

Das Fractal Focus G ist ein guter Preis-Leistungs-Kompromiss.
Das Fractal Focus G ist ein guter Preis-Leistungs-Kompromiss.

Anfängerfehler

«Also los, rein mit dem Mainboard», denke ich mir. Das Platzieren ist einfach, dank einer vorinstallierten Noppe, die ins mittlere Schraubenloch der Boards passt. So liegt es auf Anhieb korrekt im Gehäuse. Sowas kenne ich von früher nicht. Acht Schrauben später stelle ich fest: Ich habe die I/O-Blende vergessen. Mist. Klassischer Anfängerfehler. Weitere Sechzehn Schraubenmanöver später sieht die Gehäuserückseite schon besser aus.

Gleich als Erstes montiere ich das Mainboard im Gehäuse – ein Anfängerfehler.
Gleich als Erstes montiere ich das Mainboard im Gehäuse – ein Anfängerfehler.
Etwas löchrig: Die Gehäuserückseite ohne I/O-Blende.
Etwas löchrig: Die Gehäuserückseite ohne I/O-Blende.

Als Nächstes setze ich den Prozessor ein – und bemerke meinen nächsten Fehler. Alle Komponenten, die aufs Mainboard kommen, lassen sich wesentlich einfacher ausserhalb des Gehäuses installieren. Daran erinnere ich mich leider erst jetzt und habe keine Lust, das Board ein weiteres Mal auszubauen. Ich arbeite im Gehäuse weiter. Wie kommt der Prozessor nochmal in den Sockel? Nachdem ich in der Anleitung keinen Hinweis finde, setze ich ihn vorsichtig in allen vier Positionen auf den Sockel. Nur in einer sinkt er ein – eine falsche Montage ist also unmöglich. Im Nachhinein weist mich Kevin darauf hin, dass ich die richtige Stellung auch durch kleine Rechtecke in den Ecken von Sockel und CPU erkennen kann.

Wie muss ich die CPU nochmal einsetzen? Zum Glück sinkt sie nur in einer Position ein.
Wie muss ich die CPU nochmal einsetzen? Zum Glück sinkt sie nur in einer Position ein.
Der CPU-Kühler lässt sich ohne Schrauben montieren. Noch leichter wäre es ausserhalb des Gehäuses.
Der CPU-Kühler lässt sich ohne Schrauben montieren. Noch leichter wäre es ausserhalb des Gehäuses.

Auch der CPU-Kühler ist kein Problem: Aufsetzen, Bügel schliessen, Lüfter montieren, fertig. Dazu ist beim AM4-Sockel keine einzige Schraube notwendig, das ist praktisch. Auch die Wärmeleitpaste ist schon drauf. Genauso problemlos ist die Installation des Arbeitsspeichers – auf dem Mainboard ist netterweise vermerkt, welche zwei Slots ich zuerst füllen soll.

Damit auch (Wieder-)Einsteiger wie ich es checken: Die Beschriftung der RAM-Slots ist selbsterklärend.
Damit auch (Wieder-)Einsteiger wie ich es checken: Die Beschriftung der RAM-Slots ist selbsterklärend.

Wo sind meine SATA-Schnittstellen geblieben?

Das ist bei den zwei M.2-Plätzen anders. Erstens gab es die Schnittstelle vor zehn Jahren nicht, zweitens verstehe ich auch mit Anleitung nicht, welchen der zwei Slots ich für die SSD am besten nehme – oder ob es überhaupt einen Unterschied macht. Schliesslich nehme ich einfach den oberen, der mit «CPU» beschriftet ist. Das stellt sich im Nachhinein als richtig heraus, wie mir Kevin erklärt: Dieser Slot ist direkt mit der CPU verbunden statt über das Chipset. Dadurch ist er etwas schneller.

Zufällig erwische ich den richtigen: Die SSD entfaltet ihre volle Leistung im mit «CPU» beschrifteten M.2-Slot.
Zufällig erwische ich den richtigen: Die SSD entfaltet ihre volle Leistung im mit «CPU» beschrifteten M.2-Slot.

Nachdem ich die Grafikkarte eingesteckt habe, mache ich mich ans Netzteil und alle Anschlusskabel. Zum Glück ist das Bequiet System Power 9 modular, das macht die Sache übersichtlich. Auch die Kabelführung hinter der Seitenwand des Gehäuses trägt dazu bei, dass alles schön aufgeräumt aussieht. Sowas war vor zehn Jahren noch eine Seltenheit. Gleich geblieben sind die fummeligen winzigen Stecker für On- und Reset-Schalter und die Gehäuse-LEDs.

Die winzigen Stecker, die Gehäuse und Mainboard verbinden, sind genauso fummelig wie früher.
Die winzigen Stecker, die Gehäuse und Mainboard verbinden, sind genauso fummelig wie früher.
Das Kabelmanagement hinter der Seitenwand des Gehäuses ist dank modularem Netzteil kein Problem.
Das Kabelmanagement hinter der Seitenwand des Gehäuses ist dank modularem Netzteil kein Problem.

Fazit: (Fast) alles noch beim alten

Am Ende sieht die Kiste trotz meiner zehnjährigen Bau-Pause ordentlich aus und springt beim ersten Versuch an. Mit so wenig Problemen habe ich nicht gerechnet. Das spricht nicht für mein Geschick, sondern dafür, dass das heutzutage alle können – vorausgesetzt du weisst, welche Komponenten zueinander passen, oder kriegst sie wie ich pfannenfertig serviert. Kevin hat als Inspiration in den letzten Monaten übrigens je einen Vorschlag für einen Einsteiger- und einen Mittelklasse-PC zusammengestellt. Klar wird bei meinem Versuch auch, dass sich in der vergangenen Dekade wenig in Sachen Schnittstellen und Stecksystemen geändert hat.

Nun muss ich den PC nur noch aufsetzen und mich wieder an Windows gewöhnen. Davor graut mir ein wenig. Wie es mir dabei ergeht, erfährst du hier:

  • Hintergrund

    Das erste Mal Windows nach zehn Jahren Mac

    von Samuel Buchmann

Update, 17. Oktober 2022: Wenn du den PC gewinnen willst, kannst du ganz unten im Nachfolgeartikel bis am 24. Oktober 2022 an der Verlosung teilnehmen. Viel Glück!

Fertig ist die Kiste – jetzt muss ich sie nur noch aufsetzen.
Fertig ist die Kiste – jetzt muss ich sie nur noch aufsetzen.

202 Personen gefällt dieser Artikel


User Avatar
User Avatar

Mein Fingerabdruck verändert sich regelmässig so stark, dass mein MacBook ihn nicht mehr erkennt. Der Grund: Wenn ich nicht gerade vor einem Bildschirm oder hinter einer Kamera hänge, dann an meinen Fingerspitzen in einer Felswand.

Diese Beiträge könnten dich auch interessieren

  • Ratgeber

    So könnte dein Einsteiger-Gaming-PC aussehen

    von Kevin Hofer

  • Ratgeber

    Gaming-CPU-Ratgeber Dezember 2024

    von Kevin Hofer

  • Ratgeber

    So könnte dein Gaming-PC der Mittelklasse aussehen

    von Kevin Hofer

Kommentare

Avatar