Nasendusche: So gelingt die ayurvedische Praktik
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Nasendusche: So gelingt die ayurvedische Praktik

Eine Nasendusche anzuwenden, sieht komisch aus. Und fühlt sich auch so an. Doch die ursprünglich ayurvedische Praktik soll bei Infekten der oberen Atemwege helfen. Stimmt das? Ein Blick auf die Studienlage sowie ein how-to Nasendusche.

Wer regelmäßig zur Nasendusche greift, hat wahrscheinlich einen guten Grund. Immerhin ist das Prozedere, das wir der ayurvedischen Medizin zu verdanken haben, kein Freizeitspaß: Über ein Trichtersystem befördern wir Salzwasser in ein Nasenloch hinein und lassen es beim anderen wieder hinauslaufen. Das soll die Nase von Pollen, Krankheitserregern oder Schmutz befreien und so die Atemwege reinigen. Übung und ein wenig Überwindung bedarf es dazu allemal.

Nasendusche – Nase frei nach Ayurveda-Art

Vertreter der ayurvedischen Medizin hatten sich vor tausenden Jahren zwar noch nicht mit einem Kunststofftrichter die Nase gespült. Aber: Die Reinigung der Nasenschleimhaut mit einer Salzflüssigkeit wurde schon früh zur Pflege der oberen Atemwege und zur Behandlung von Infekten genutzt. Ursprünglich wurde dazu Meerwasser durch die Nase gezogen, bis sich die Praktik vor rund 500 Jahren um den «Neti Pot» erweitert: Eine Keramikkanne, die mit Salzwasser befüllt wurde, wodurch das Wasser nicht länger geschnupft wurde, sondern sanft durch die Nase fließen konnte.

Erst im 20. Jahrhundert ist die Praktik nach Europa gekommen und stößt in der hiesigen Schulmedizin auf viel Zuspruch. Denn das Spülen mit Salzwasser erfüllt gleich mehrere Zwecke: Die Nase wird von Schmutzpartikeln befreit, während das Salz antibakteriell gegen Erreger, Allergene und Viren wirkt und dicken Schleim löst.

Nasendusche bei Entzündungen der Nasennebenhöhlen

Die chronische Entzündung der Nasennebenhöhlen, auch chronische Rhinosinusitis genannt, betrifft rund fünf Prozent aller Erwachsenen in der Schweiz. Die Nase ist dauerhaft verstopft, die Luft fließt nur schwer und ein unangenehmer Druck im Nasenbereich sorgt für Unbehagen. Betroffene sehnen sich oft nach nachhaltigeren Alternativen zu Nasenspray (das man nur sieben Tage lang anwenden sollte) & Co.
Nasenspülungen mit Kochsalzlösung können dazu beitragen, Entzündungen zu verringern, den Schleimfluss zu verbessern und den Bedarf an anderen Medikamenten zu senken. Mehrere Studien konnten zeigen, dass Nasenspülungen mit Kochsalzlösung die Symptome chronischer Nasennebenhöhlenentzündungen wirksam verbessern. Eine Studie des American College of Allergy, Asthma & Immunology weist jedoch darauf hin, dass die tägliche Nasenspülung mit Kochsalzlösung nicht für eine langfristige Anwendung empfohlen wird, da sie das normale Gleichgewicht der Bakterien in der Nasenhöhle stören und andere Komplikationen verursachen kann.

Forschende aus den USA weisen in ihrer Studie im Ear, Nose & Throat Journal mit Covid-positiven Hochrisiko-Patientinnen und -patienten darauf hin, dass ein rascher Beginn der Nasenspülung mit Kochsalzlösung den Schweregrad der Symptome bei ambulanten Hochrisikopatienten mit COVID+ verringern kann. Die Autorinnen und Autoren schreiben: «Die Nasendusche zeigt vielversprechende Effekte, den Schweregrad einer Covid-19-Infektion bei Hochrisiko-Patientinnen und -Patienten zu lindern, vorausgesetzt die Praktik wird innerhalb der ersten 24 Stunden nach dem positiven Testergebnis angewandt.» Über die Dauer der Anwendung bestehe allerdings noch Forschungsbedarf.

Insgesamt kann die Nasenspülung mit Kochsalzlösung bei bestimmten Erkrankungen positive Auswirkungen haben, aber es ist wichtig, sie angemessen und unter ärztlicher Aufsicht anzuwenden.

Nasendusche: Tipps für zuhause

Fest steht: Die ayurvedische Praktik der Nasendusche verspricht gewisse positive Effekte auf Infektionen der oberen Atemwege. Wer sich gesund fühlt und keine Schwierigkeiten beim Atmen hat, für den ist die Nasendusche aber nicht nötig. Wenn du jedoch das Nasenspülen während der nächsten Erkältungswelle ausprobieren möchtest, kommen hier ein paar Anwendungstipps:

1. Die richtige Salzkonzentration bei der Nasendusche

Salz kann Entzündungssymptome lindern und wirkt antibakteriell. Ist aber die Konzentration im Wasser zu hoch, kann es zu Irritationen kommen. Mösges und Achilles empfehlen daher eine Salzkonzentration von 2 bis 3,5 Prozent Salz, was ungefähr dem Salzgehalt im menschlichen Körper entspricht.

Viele Hersteller liefern einen Messlöffel zu der Nasendusche, damit die Dosierung gelingt. Wenn du deine Kochsalzlösung selbst zuhause herstellen willst, kannst du 4,5 Gramm Salz in einem halben Liter auflösen und mit der Nasenspülung starten. Damit reizt du die Schleimhäute nicht.

Und Vorsicht: Auch eine zu niedrige Salzkonzentration kann zu Irritationen führen, weil auch hier der osmotische Unterschied zwischen Salzgehalt im Körper und der Spül-Flüssigkeit zu groß ist.

2. Vorsicht bei Zusatzstoffen und der Anwendung nach Operationen

Im Idealfall verwendest du Salz ohne Zusatzstoffe wie Jod oder Fluorid. Wenn du unsicher bist, bietet jede Apotheke ideal abgemischte Salzlösungen für die Nasendusche zum Verkauf an.

Gesunde Menschen können in der Schweiz außerdem ohne Probleme Leitungswasser für die Nasendusche verwenden. Sie können Viren und Bakterien, die in kleinen Dosen im Leitungswasser enthalten sind, über die Magensäure regulieren. Aber: Wenn du gerade eine Operation hinter dir hast oder dein Immunsystem aus anderen Gründen geschwächt ist, solltest du das Leitungswasser vor der Nasendusche abkochen.

3. Eine gründliche Reinigung

Dieser Punkt ist natürlich Usus, aber nach der Anwendung solltest du deine Nasendusche gründlich reinigen. Immerhin willst du verhindern, dass Keime erhalten bleiben und deine Nase bei der nächsten Anwendung auf ein Neues gereizt wird. Durch die richtige Reinigung nach der Anwendung verhinderst du Folgeinfektionen und kannst die Nasendusche in vollen Zügen genießen – wortwörtlich.

Quellen:

Achilles, N., Mösges, R. (2013): Nasal Saline Irrigations for the Symptoms of Acute and Chronic Rhinosinusitis. In: Current Allergy and Asthma Reports, Vol. 13. URL: https://link.springer.com/article/10.1007/s11882-013-0339-y

Harvey, R. et al. (2007): Nasal saline irrigations for the symptoms of chronic rhinosinusitis. In: Cochrane Database Systemic Reviews Vol. 18 Issue 3. URL: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/17636843/

Brauser, D. (2009): Daily Nasal Saline Irrigation Not Recommended for Long-Term Use. In: Medscape Medical News. URL: https://www.medscape.com/viewarticle/712146

Baxter, A. et al. (2022): Rapid initiation of nasal saline irrigation to reduce severity in high-risk COVID+ outpatients. In: Ear, Nose & Throat Journal. URL: https://journals.sagepub.com/doi/10.1177/01455613221123737

Titelbild: shutterstock

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Ich liebe blumige Formulierungen und sinnbildliche Sprache. Kluge Metaphern sind mein Kryptonit, auch wenn es manchmal besser ist, einfach auf den Punkt zu kommen. Alle meine Texte werden von meinen Katzen redigiert: Das ist keine Metapher, sondern ich glaube «Vermenschlichung des Haustiers». Abseits des Schreibtisches gehe ich gerne wandern, musiziere am Lagerfeuer oder schleppe meinen müden Körper zum Sport oder manchmal auch auf eine Party. 


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