So einfach ersetzt du das Mainboard im Framework-Laptop
Framework ist ein Laptop, den du komplett selber reparieren kannst – behauptet der Hersteller. Wie einfach das ist, darf ich nun testen, denn bei meinem ist das Mainboard kaputt.
Das Konzept des Framework-Laptops ist einzigartig. Du kannst die Ausstattung bestimmen, ihn jederzeit upgraden und mit Steckmodulen die Anschlüsse frei wählen. Zusätzlich sollen Käuferinnen und Käufer des Notebooks jedes Element selber ersetzen und reparieren können. Das überprüfe ich unfreiwillig.
Wie bereits in meinem Review vermerkt, startet mein Laptop nicht zuverlässig. Oft muss ich mehrmals den Startknopf drücken, bis sich endlich etwas tut. Der Framework-Support lieferte mir in den vergangenen Wochen stets und flott verschiedene Lösungsmöglichkeiten: Mainboard-Batterie entfernen, einzelnen RAM-Riegel probieren, Akku-Stecker kontrollieren –
Geholfen hat nichts davon. Stattdessen hat sich das Problem verschlimmbessert. Der Laptop schaltet sich nur noch ein, wenn das Netzteil angeschlossen ist. An diesem Punkt hat mir der Support ein Ersatzmainboard zugeschickt. Das baue ich nun ein.
34 Schritte zum Erfolg
Framework liefert für jede Reparatur nützliche Anleitungen mit Bildern und Videos. So auch für den Austausch des Mainboards. 34 Schritte umfasst sie. Geschätzter Zeitaufwand: 10 bis 15 Minuten. Schwierigkeitsgrad: mittel. Ich habe schon viel am Framework herumgeschraubt und bin mir sicher, diese Bestzeit werde ich nicht erreichen. Für eine zügige Reparatur würde es natürlich helfen, die Anleitung genau zu lesen. Ich habe im Eifer zuerst das Gehäuse aufgeschraubt, anstatt vorher die Steckermodule zu entfernen. Also nochmal zurück auf Start.
Weil ich mit dem Support schon diverse Sachen ausprobiert habe, sind mir die meisten Schritte bereits bekannt. Hier in Kurzform:
- Steckermoduel entfernen
- Gehäuse aufschrauben
- Touchpad-Kabel ausstecken
- Akku-Kabel ausstecken
- Lautsprecher-Kabel ausstecken
- Soundkarten-Kabel ausstecken
- Display-Kabel ausstecken
- Webcam-Kabel ausstecken
- Wifi-Modul ausstecken
- RAM entfernen
- SSD entfernen
- Mainboard-Schrauben entfernen
- Altes Mainboard entfernen
- Neues Mainboard einsetzen
- Alles wieder zusammenbauen
Ich benötige rund 30 Minuten, dafür gab es nach meinem Fehlstart keine weiteren Komplikationen. Nur ein kleiner Schrecken im Anschluss: Auch mit dem neuen Mainboard passiert erstmal nichts, wenn ich den Startknopf drücke. Erst als ich das Netzteil anschliesse, wacht Dornröschen aus dem Tiefschlaf auf. Alles für die Katz? Zum Glück nicht. Möglicherweise war einfach die CMOS-Batterie leer und musste erstmal geladen werden, denn nach ein paar Stunden am Strom, bootet der Framework wieder ohne Starthilfe. Hurra!
Leider zu früh gefreut. Es folgt ein neues Problem: Das Wifi funktioniert nicht. Im Windows-Gerätemanager heisst es: Das Gerät kann nicht gestartet werden. Toll. Also nehme ich wieder den Schraubenzieher zur Hand und baue die Karte nochmal aus und wieder ein. Der Fehler bleibt. Vielleicht ist es ein Treiberproblem? Ich schliesse per USB-C-Adapter ein Netzkabel an und lade mir bei Intel den neusten Treiber für die AX210-Wifi-Karte herunter. Aber auch damit läuft sie nicht. Aus Mangel an Ideen installiere ich das automatische Treiberaktualisierungs-Tool von Intel. Und siehe da, es findet einen neueren Treiber zum Installieren und tada: Das Notebook ist wieder im WLAN.
Relativ einfach, aber es braucht Geduld
Framework hat sein Versprechen gehalten. Selbst grössere Reparaturen wie der Austausch eines Mainboards können vom Enduser ohne grosse Vorkenntnisse vorgenommen werden. Die Anleitung dazu ist verständlich und die einzelnen Schritte sind ohne Informatikausbildung schaffbar. Dass nach der Reparatur ein neues Problem auftritt, verdeutlicht aber, dass der Framework wohl nicht der Laptop für die Masse ist. Man muss Geduld aufbringen und auch etwas Spass an der Fehlersuche haben. Von einem habe ich mehr als vom anderen. Nach erfolgreicher Support-Odyssee hat sich meine positive Meinung über das Konzept des Framework-Laptops bestätigt. Mehr Hersteller sollen gewillten Userinnen und Usern die Werkzeuge in die Hand geben. Lang lebe der DIY-Laptop. Wortwörtlich.
Update: Wir sind in erneuter Abklärung, ob wir das Gerät anbieten können.
Als Kind durfte ich keine Konsolen haben. Erst mit dem 486er-Familien-PC eröffnete sich mir die magische Welt der Games. Entsprechend stark überkompensiere ich heute. Nur der Mangel an Zeit und Geld hält mich davon ab, jedes Spiel auszuprobieren, das es gibt und mein Regal mit seltenen Retro-Konsolen zu schmücken.