Hintergrund

«The Mandalorian», Kapitel 22: Die Söldner – Folgenanalyse

Luca Fontana
6/4/2023

Das neuste Kapitel in «The Mandalorian» bot so einiges. Allen voran drei denkwürdige Cameo-Auftritte. Aber auch ein Ende, das die Meinungen spalten wird. Bei mir stellt sich langsam ein maues Gefühl ein.

Willkommen zur neuesten Folgenanalyse. Eines vorweg: Das ist eine Folgenbesprechung. Mit Spoilern! Schau dir also zuerst «The Mandalorian – Chapter 22: Guns for Hire» an, bevor du weiterliest.


Die letzte Episode endete mit einem Knall: Der böse Imperiale Moff Gideon, der einst die grosse Säuberung von Mandalore leitete und Jahre später von Din Djarin gestellt wurde, hat es wohl nie bis zum Tribunal der Neuen Republik geschafft. Dort hätte über sein Schicksal gerichtet werden müssen. Aber sein Gefangenentransport wurde auf dem Weg dahin gekapert – von Mandalorianern. Das schliesst der republikanische Captain Carson Teva aus dem mandalorianischen Beskar, das er im gekaperten Lambda-Shuttle findet.

Was steckt dahinter?

  • Hintergrund

    «The Mandalorian», Kapitel 21: Der Pirat

    von Luca Fontana

Fans spekulierten vergangene Woche wild. Wurde Gideon befreit? Soll das Beskar die Behörden der Neuen Republik auf eine falsche Fährte locken? Oder waren es tatsächlich mandalorianische Kriegerinnen und Krieger, die nicht vergessen haben, wer für die Beinahe-Auslöschung ihres Volkes verantwortlich ist? In dem Fall würden sie den Moff wohl selbst seiner gerechten Strafe zuführen wollen.

Soviel vorweg: Die neue Folge lässt diese Fragen offen. Aber sie gibt uns eine interessante neue Entwicklung zum Darksaber.

Die Söldner

Die Episode beginnt mit einer für «Star Wars» nur allzu typischen Skurrilität: einem Frachter der Quarren, deren Captain in einem mobilen Tank schwimmt, weil Quarren eigentlich Wasserbewohner sind. Genau genommen stammen sie von Mon Cala ab, genauso wie die andere berühmte Wasser-Spezies in «Star Wars»: die Mon Calamari. Früher koexistierten die beiden Spezies in Frieden. Dann waren es aber die Seperatisten, angeführt von Count Dooku, die während der Klonkriege beide Seiten gegeneinander aufwiegelten, um sie in einen Konflikt zu ziehen und so zu schwächen.

Der Konflikt konnte zwar dank der Intervention von Jedi-Ritter Anakin Skywalker und Senatorin Padmé Amidala beigelegt werden. Seitdem herrscht aber nur noch ein wackeliger Frieden zwischen Quarren und Mon Cala. Dass sich ein Prinz der Mon Calamari – ziemlich sicher ein Nachkomme von Lee-Char – und eine einfache Kapitänin der Quarren verlieben und davonstehlen wollen, geht darum gar nicht. Die Königsfamilie hat deshalb einen Söldnertrupp angeheuert, um den Prinzen zurückzubringen. Aber nicht irgendwelche.

Mandalorianer.

Die Quarren-Kapitänin macht beim Anblick von Mandalorianern keinen Mucks mehr.
Die Quarren-Kapitänin macht beim Anblick von Mandalorianern keinen Mucks mehr.
Quelle: Disney / Lucasfilm

Wer sich an «Chapter 11: The Heiress» erinnert, erkennt sofort, wer den Trupp anführt. Es ist Axe Woves, einst rechte Hand von Bo-Katan Kryze und damit auch ehemaliges Mitglied des Elitetrupps der Nite Owls. Laut Bo-Katan hätten sich ihre Anhänger von ihr getrennt, weil es ihr nicht gelungen ist, das Darksaber zurückzuerobern. Ohne das Schwert, das eine wichtige Symbolik in der Kultur der Mandalorianer hat, stünde es ihr nicht zu, Mandalore zurückzuerobern und wiederaufzubauen. Darum haben sich die verbliebenen Nite Owls von Bo-Katan abgewandt und heuern seitdem als Söldnerinnen und Söldner in der Galaxis an.

Und ihren neuen Job machen sie offenbar ziemlich gut: Ohne grosses Brimborium dürfen sie den Frachter betreten und den Prinzen mitnehmen. Ende der Story. Schade. Ich hätte da etwas mehr Gegenwehr von Romeo und Julia erwartet. Oder die Co-Schöpfer und -Autoren Jon Favreau und Dave Filoni hätten sich ein Szenario ausdenken können, bei dem wir das Kampfgeschick der Nite Owls zu sehen kriegen. Eine Entführung zum Beispiel, der sie in beeindruckender Kürze ein Ende bereitet hätten. Denn die Nite Owls sind die übelsten Kriegerinnen und Krieger der Galaxis, bewaffnet bis an die Zähne und so stark wie eine gesamte Armee (okay, ich übertreibe vielleicht ein bisschen). Das haben wir bereits im besagten «Chapter 11: The Heiress» gesehen. Es hätte nicht geschadet, das auch in der dritten Staffel nochmals zu etablieren.

Eine verpasste Chance.

Die Royals

Andere Zeit, anderer Ort. Plazir-15, genau gesagt. Der Planet wurde eigens für diese Folge erdacht. Din Djarin und Bo-Katan haben hier die Spur der Nite Owls aufgenommen, die mit ihren mehrheitlich vom Imperium erbeuteten Schlachtschiffen hier kampieren. Bo-Katan will nämlich ihren alten Trupp und die Children of the Watch – Din Djarins Clan – zusammenführen: Jahrzehnte nach der Zerstörung Mandalores sollen Mandalorianer nicht mehr wie Sterne in der Galaxis verteilt leben, sondern sich endlich wieder vereinen.

Ihre Ankunft scheint bereits erwartet worden zu sein. Statt zu den Nite Owls werden sie nämlich zu den Regenten von Plazir-15 bestellt: Captain Bombardier und seine Herzogin, die von niemand geringerem als Schauspiel- und Rock-Ikone Jack Black und Sängerin Lizzo gespielt werden. Das nenne ich mal einen unerwarteten Cameo-Auftritt. Aber es kommt noch besser. Später.

Lizzo und Jack Black in «Star Wars»: Selbst Grogu weiss nicht so recht, ob das jetzt grad wirklich passiert.
Lizzo und Jack Black in «Star Wars»: Selbst Grogu weiss nicht so recht, ob das jetzt grad wirklich passiert.
Quelle: Disney / Lucasfilm

In der Zwischenzeit erklärt Jack Black die Lage: Plazir-15 war einst ein vom Imperium kontrolliertes System. Captain Bombardier, ein ehemaliger und mittlerweile begnadigter Planungsoffizier des Imperiums, erhielt im Zuge seiner Rehabilitation den Auftrag, eine demokratisch gewählte Regierung einzusetzen. Dass die Wahl ausgerechnet auf ihn und seine Herzogin fiel, kann kein Zufall sein – aber die Folge macht keine Anstalten, das irgendwie zu hinterfragen.

Offenbar sei Plazir-15 unter ihrer Regentschaft aber regelrecht aufgeblüht. Dafür verantwortlich seien umprogrammierte separatistische Kampfdroiden, welche die Drecksarbeit für die Bewohnerinnen und Bewohner übernehmen. So braucht kein Mensch oder Alien mehr zu arbeiten und die ehemaligen Kampfdroiden brauchen nicht verschrottet zu werden. Win-win.

Das Problem

Ganz so einfach ist’s dann doch nicht. Sonst wäre die Folge bereits hier zu Ende. Jack Black… ich meine, Captain Bombardier erklärt, dass es in letzter Zeit immer mehr mysteriöse Fehlfunktionen gebe, vereinzelte Kampfdroiden in ihre ursprüngliche Programmierung verfallen und es dadurch zu Unfällen und Verletzungen komme. Whoopsie.

Das Problem selber lösen können die Bombardiers nicht, weil ihnen die Charta mit der Neuen Republik ein eigenes Militär verbietet. Einerseits wegen ihrer imperialen Vergangenheit. Andererseits weil die erste gewählte Kanzlerin der Neuen Republik, Mon Mothma, die wir zuletzt als rebellische Senatorin in «Andor» gesehen haben, dagegen ist. Aus der Roman-Trilogie «Star Wars: Aftermath» wissen wir nämlich, dass Mon Mothma sich für die Demilitarisierung der Galaxis ausspricht. Ein ständiges Militär zu unterhalten sei gefährlich und nicht zielführend. Schliesslich sind die Zeiten, in denen das Galaktische Imperium mit eiserner Hand regierte, vorbei, so die Kanzlerin.

Die Charta geht sogar noch weiter: Die von den Bombardiers angeheuerten Söldnerinnen und Söldner dürfen zwar zum Schutz des Planeten vor der Stadt kampieren, sie aber nicht betreten. Nur für Din Djarin und Bo-Katan Kryze gelten diese Regeln nicht: Waffen gehören nämlich zur Kultur der Mandalorianer und dürfen ihnen darum nicht abgenommen werden. Und so lange sie nicht offiziell angeheuert werden, zählen sie auch nicht zu irgendeinem Militär oder Verteidigungstrupp, das die Stadt nicht betreten darf.

Ganz gratis sind Din Djarin und Bo-Katan Kryze dann doch nicht zu haben: Im Gegenzug für ihre Hilfe würde Plazir-15 Mandalore offiziell als unabhängiges System anerkennen und einen entsprechenden Antrag bei der Neuen Republik stellen. Quietsch pro Quetsch oder so.

Der Krimi

«You had me at battle droid», sagt Din Djarin, als Bo-Katan ihn fragt, ob sie auf das Angebot eingehen sollen. Ich muss schmunzeln, obwohl die Hintergrundgeschichte dazu eigentlich tragisch ist. Din Djarin ist nämlich ein Findelkind der Mandalorianer: Seine Eltern wurden auf dem Mandalore-Mond Concordia während der Klonkriege vor seinen Augen von separatistischen Kampfdroiden ermordet. Hätten die Kinder der Watch nicht eingegriffen, hätte Din Djarin dasselbe Schicksal ereilt. So wurde er in letzter Sekunde gerettet und auf den Weg des Mand'alor eingeschworen. Seitdem hegt Din Djarin ein tiefes Misstrauen gegenüber sämtlichen Droiden – nur IG-11 vertraut er, weil der Kopfgeldjäger-Droide ihm in der ersten Staffel das Leben rettete.

Kampfdroiden aus Zeiten der Klonkriege? Nice!
Kampfdroiden aus Zeiten der Klonkriege? Nice!
Quelle: Disney / Lucasfilm

Was dann folgt, ist ein Buddy-Cop-Krimi im «Star Wars»-Mantel. Zunächst führt sie ihr Weg zum Sicherheitschef, Commissioner Helgait, gespielt vom legendären Doc-Brown-Schauspieler Christopher Lloyd – das noch bessere Cameo, das ich oben meinte. Durch ihn gelangen Din und Bo-Katan in den Untergrund zu den Ugnaughts, die bereits zu Zeiten des Imperiums galaxisweit zu den besten Droiden-Ingenieuren zählten. Wenn jemand etwas über die Fehlfunktionen weiss, dann sie. Und wenn jemand nähere Informationen aus ihnen holen kann, dann Din Djarin, der seit seiner Begegnung mit Kuiil die Gepflogenheiten der eitlen Ugnaughts kennt. «I have spoken», nicht wahr?

Die Ugnaughts schicken unsere Neo-Detectives weiter zu den Docks, wo ein abtrünniger Kampfdroide vermutet wird. Und tatsächlich: Nach einer intensiven Verfolgungsjagd können Din und Bo-Katan den Ursprung der Fehlfunktionen auf eine Droiden-exklusive Kantina eingrenzen, wo sogenanntes Nepanthé serviert wird – quasi ein Drink für Droiden. Es ist aber nicht der Drink selbst, der faul ist, sondern eine Charge, die mit Nano-Droiden versehen wurde, welche die Fehlfunktionen verursacht. Die Nano-Droiden wiederum lassen sich zurück zu einem Mann verfolgen, den wir bereits kennen: Commissioner Helgait.

Great Scott! Doc Brown kommt vor Kriegsgericht!
Great Scott! Doc Brown kommt vor Kriegsgericht!
Quelle: Disney / Lucasfilm

Nachdem Helgait den Behörden übergeben und zu Captain Bombardier und seiner Herzogin vorgeladen wird, gesteht der Sicherheitschef alles: Als Anhänger von Count Dooku habe er nie aufgehört, an dessen Ideale zu glauben. Genau wie Dooku sei er nämlich davon überzeugt, dass zuerst die Galaktische Republik, dann das Imperium und nun auch die Neue Republik allesamt korrupt seien und bekämpft gehören. Zum Glück braucht es nur eine kurze Ansprache der Herzogin, um ihn all seine Taten bereuen zu lassen und sich von seinen Überzeugungen loszusagen, die er zuvor während Jahrzehnten nicht abgelegt hatte.

Tja, so einfach kann’s gehen. Aber ganz ehrlich: An dieser Stelle wünschte ich mir, dass in der dritten Staffel von «The Mandalorian» nicht ganz alles so kinderfreundlich und «Ende gut, alles gut» wäre. Nicht, nachdem ich in «Andor» gesehen habe, wie viel packender ein ernstes und erwachsenes «Star Wars»-Universum sein kann.

Das Schwert

Nachdem die Nebenquest erledigt ist, geht’s weiter mit der Hauptquest. Bo-Katan stellt ihre ehemaligen Anhängerinnen und Anhänger und fordert Axe Woves zum Duell um die Führerschaft der Nite Owls heraus. Ein einigermassen cool choreographierter Kampf später steht Bo-Katan als Siegerin fest. Die Nite Owls sind dennoch nicht überzeugt. Nicht, solange Bo-Katan nicht das Darksaber besitzt, das hat ja immer noch Din Djarin. Der gewann das Schwert im Duell mit Moff Gideon, der das Schwert zuvor während der Grossen Säuberung an sich riss. Djarin hätte Bo-Katan das Schwert ja längst überlassen. Aber die Tradition besagt, dass das Darksaber nur in einem Zweikampf um Leben und Tod übergeben werden darf. Solange Bo-Katan also Djarin, ihrem Waffenbruder, nicht in den Rücken fällt, werden ihr die anderen Mandalorianer nicht folgen.

Dann kommt es zur grossen Wende.

Technisch gesehen hat Din Djarin das Schwert längst an Bo-Katan verloren. Nämlich in «Chapter 18: The Mines of Mandalore». Din liess es im Kampf gegen das hässliche, halb organische, halb maschinelle Wesen abnehmen. Als Din anschliessend in Gefangenschaft geriet, war es Bo-Katan, die das Schwert an sich nahm und Dins Entführer damit niederstreckte. Wenn sie also den besiegte, der zuvor Din Djarin besiegte, dann macht sie das technisch gesehen zur neuen rechtmässigen Trägerin des Darksabers. Törööö, Törööö! Bo-Katan kriegt das Darksaber! Die Nite Owls schliessen sich ihr an! Hurra!

Könnte Bo-Katan Kryze der nächste Mand’alor sein?
Könnte Bo-Katan Kryze der nächste Mand’alor sein?
Quelle: Disney / Lucasfilm

Zynismus beiseite: Für mich fühlt es sich in dieser dritten Staffel so an, als ob Jon Favreau und Dave Filoni nicht mehr so recht wüssten, was sie mit Din Djarin und Grogu anstellen sollen. Die ersten beiden Staffeln lebten vom Mysterium um Grogus Herkunft und seiner Rückführung zu den Jedi. Jetzt, da das passiert ist, kommt ihre Geschichte nicht mehr vom Fleck. Stattdessen sind es andere, die das Zepter übernehmen. Allen voran Bo-Katan Kryze. Was ich eigentlich super finde. Sie ist schon seit «The Clone Wars» einer meiner Lieblingscharaktere. Aber heisst diese Serie nicht «The Mandalorian»? Sollte es nicht hauptsächlich um Din Djarin gehen? Versteh mich nicht falsch: Gebt mir ruhig noch mehr Bo-Katan, kein Problem, aber macht dafür doch ein «The Book of Bo-Katan Kryze»!?

Naja. Zwei Folgen fehlen noch. Ich hoffe, Din Djarin und Grogu dürfen darin mehr tun, als bei Bo-Katans Aufstieg zur neuen Mandalorianer-Anführerin nur «dabei» zu sein.


Wie hat euch die Folge gefallen? Gibt’s noch Easter Eggs, die mir entgangen sind? Schreibt es in die Kommentare. Nächsten Donnerstag mache ich mit der Folgenbesprechung von «Chapter 23» weiter.

Titelfoto: Disney / Lucasfilm

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