Hintergrund

«The Mandalorian», Kapitel 21: Der Pirat

Luca Fontana
30/3/2023

Wenn das 21. Kapitel des Mandalorianers etwas bietet, dann Action. Mandalorianer-Action, vor allem. Und ein Ende, das Ungemach fürs kriegerische Volk bedeutet. Lasst uns das besprechen.

Willkommen zur neuesten Folgenanalyse, wo wir die besten WTF-Momente und wichtigsten Easter Eggs besprechen. Eines vorweg: Das ist eine Folgenbesprechung. Mit Spoilern! Schau dir also zuerst «The Mandalorian – Chapter 21: The Pirate» an, bevor du weiterliest.


Seit vergangener Woche ist die Loth-Katze aus dem Sack: Es war Jedi-Meister Kelleran Beq, der Grogu damals vor der Order 66 rettete und aus dem Jedi-Tempel brachte. Zunächst fand ich die Enthüllung antiklimaktisch – Jahre spekulierten Fans und warfen grosse Namen wie Jedi-Ritterin Barriss Offee oder gar die siebten Schwester der Inquisitoren in die Runde potenzieller Grogu-Retterinnen und -Retter. Und dann war’s einer, der eigentlich nur für die Kinder-Gameshow «Star Wars: Jedi Temple Challenge» erfunden wurde. Hm.

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    «The Mandalorian», Kapitel 20: Das Findelkind

    von Luca Fontana

Aber: Schauspieler Ahmed Best sei der grosse Auftritt gegönnt. Schliesslich brachte ihm seine schräge «Star Wars»-Rolle damals im Jahr 1999 als Jar Jar Binks nicht «einfach» nur Hohn und Spott ein. «Ich erhielt Morddrohungen über das Internet. Leute kamen zu mir und sagten: ‘Du hast meine Kindheit zerstört.’ Das ist für einen 25-Jährigen schwer zu hören», erzählte Best in einem Interview mit dem Online-Magazin Wired. Nicht, dass er etwas dafür konnte, dass Star-Wars-Schöpfer George Lucas die Rolle so kindlich und zum Fremdschämen schrieb. Aber Best dachte ernsthaft über Selbstmord nach. Seine triumphale und von Fans gefeierte Rückkehr ins «Star Wars»-Franchise als Kelleran Beq ist darum das Happy End, das er sich verdient hat.

Und was haben wir uns verdient? Richtig, eine spannende, neue Folge «The Mandalorian»!

Der Pirat

Die Fronten in dieser neuen Folge sind schnell geklärt: Gorian Shard, der Piratenkönig aus «Chapter 17: The Apostate», ist zurück. Sein Zorn richtet sich auf Hoch-Magistrat Greef Karga, der einst als Agent der Gilde der Kopfgeldjäger auf Nevarro Aufträge verteilte. Aber seit Greef mit Hilfe Din Djarins das bröckelnde Imperium von Nevarro vertrieben und die Führung übernommen hat, befindet sich die Stadt im Umschwung. Seitdem sind auch keine Kriminellen mehr willkommen – erst recht keine Piraten. Das will Gorian Shard ändern.

Glaub mir, nicht nur du kriegst bei Gorian Shard «Pirates of the Caribbean»-Vibes.
Glaub mir, nicht nur du kriegst bei Gorian Shard «Pirates of the Caribbean»-Vibes.
Quelle: Disney / Lucasfilm

Dass Shard kein Pardon kennt, wird schnell klar: Mit seiner modifizierten Hammerhead Korvette bombardiert er die Stadt und seine Bewohner. Greef kann sich mit den Überlebenden zwar aus der Stadt retten, ist aber auf Hilfe angewiesen. Hilfe, die von der Neuen Republik kommen könnte – vielleicht. Greef erklärte Nevarro nämlich einst als unabhängig. Die Stadt ist also kein Teil der Neuen Republik. Und steht damit nicht unter republikanischem Schutz. Und selbst wenn: Offenbar scheint sie aktuell nicht mal imstande, die Welten näher am Kern zu beschützen, bemerkt Gorian Shard höhnisch. Wie soll sie da Randwelten wie Nevarro verteidigen?

Die Politikerin

Den Grund dafür erwähnt Gorian nicht. Wer die Roman-Trilogie «Star Wars: Aftermath» gelesen hat, kennt ihn aber. Gorian spricht die Demilitarisierung der Neuen Republik an. Angeordnet hat sie die erste gewählte Kanzlerin der Neuen Republik, Mon Mothma, die wir zuletzt als rebellische Senatorin in «Andor» gesehen haben. Mon Mothma fand nämlich, dass ein ständiges Militär zu unterhalten, gefährlich und nicht zielführend für eine friedliche Republik ist. Schliesslich sind die Zeiten, in denen das Galaktische Imperium mit eiserner Hand regierte, vorbei. Erinnerst du dich noch an Dr. Pershings Szenen in «Chapter 19: The Convert»? Sie handelten von genau jener Demilitarisierung.

Zuletzt kämpfte die politische Anführerin Mon Mothma noch in «Andor» für Anstand und Gerechtigkeit in der Galaxis.
Zuletzt kämpfte die politische Anführerin Mon Mothma noch in «Andor» für Anstand und Gerechtigkeit in der Galaxis.
Quelle: Disney / Lucasfilm

Die gut gemeinten Absichten Mon Mothmas wenden sich aber schon bald gegen die Neue Republik. Zu denen gehört auch, ehemalige imperiale Befehlshaber und Politiker in die Strukturen der friedlichen Republik einzugliedern. Dies, nachdem sie dem Amnestie-Programm zugestimmt und von den alten Wegen abgeschworen haben. Auch das sahen wir in «Chapter 19» zum ersten Mal in Live-Action. Während einige ehemalige Imperiale tatsächlich einen Sinneswandel durchlebt haben, gibt es auch jene, die insgeheim noch mit dem Imperium sympathisieren. In «The Mandalorian» ist Elia Kane eine von ihnen. In den Büchern sind es andere, die letztlich verhindern, dass Leia zur Kanzler-Nachfolgerin Mon Mothmas gewählt wird.

Und es kommt noch schlimmer: Während die Neue Republik ihr Militär abschafft, nutzten ehemalige Imperiale in den Unbekannten Regionen die Zeit, unbemerkt eine neue böse Streitmacht aufzubauen: Die Neue Ordnung. Leia, die das Unheil kommen sieht, gründet nach ihrer verpassten Wahl den Widerstand. Als die Neue Ordnung sich in «Episode VII: The Force Awakens» endlich zu erkennen gibt, ist es tatsächlich Leias Widerstand, welche die einzige Verteidigungslinie gegen das Böse stellen kann. Die Neue Republik hingegen wird Opfer der gewaltigen Feuerkraft der Starkiller-Basis. Sang- und klanglos geht sie unter – knapp 30 Jahre nach ihrer Gründung.

Der Verbündete

Kurz vor seiner Flucht aus der Stadt gelingt es Greef Karga noch, einen Notruf abzusetzen. Dieser erreicht Captain Carson Teva auf der Adelphi-Basis – eine versiffte Militärbasis im Dschungel, gefilmt in Sepia-Tönen und mit rockiger Hintergrundmusik. Wohl sowas wie die «Star Wars-Version des Vietnams. Und klar ist: Eigentlich wäre hier wohl Cara Dunes Auftritt gewesen, wäre sie vor zwei Jahren nicht aus der Serie geschrieben worden, weil Schauspielerin Gina Carano wegen wiederholt kontroversen und fragwürdigen Tweets gefeuert wurde.

Dafür spendieren uns «The Mandalorian»-Co-Schöpfer Jon Favreau und Dave Filoni ein paar Sekunden lang ein anderes, nur allzu bekanntes Gesicht: das von Zeb Orrelios, dem ruppigen, aber herzlichen Lasat aus «Star Wars: Rebels». Fans der Animationsserie kennen ihn als einer der wenigen Lasat, welche die Zerstörung seiner Heimatwelt durch das Imperium überlebt haben. Genau das motivierte ihn, sich vor über 30 Jahren der Rebellenzelle von Lothal anzuschliessen, die von der Twi'lek Hera Syndulla und dem Ex-Jedi Kanan Jarrus angeführt wurde. Und: Er war ebenfalls ein enger Freund von Ezra Bridger, der vielleicht bereits in «The Mandalorian», spätestens aber in der «Ahsoka»-Serie eine wichtige Rolle spielen wird. Darüber habe ich in der Folgenbesprechung zu Kapitel 17 geschrieben.

Ein vom Kampf gezeichneter und deutlich älterer Zeb Orrelios als jener, den wir zuletzt noch in «Star Wars: Rebels» gesehen haben.
Ein vom Kampf gezeichneter und deutlich älterer Zeb Orrelios als jener, den wir zuletzt noch in «Star Wars: Rebels» gesehen haben.
Quelle: Disney / Lucasfilm

Nun denn, jetzt ist es halt Captain Teva, der sich nach Coruscant begibt, um im Machtzentrum der Neuen Republik um Verstärkung im Kampf gegen die Piraterie zu bitten. Aber eben: Die Demilitarisierung ist in vollem Gange, die Ressourcen knapp und als Nicht-Mitglied geniesst Nevarro keine Priorität. Dazu schlägt ausgerechnet Amnestie-Offizierin Elia Kane mit ihrer imperialen Denkweise vor, Nevarro noch etwas unter den Angriffen leiden zu lassen. Zumindest, bis man «einsehe», welche Vorteile es hätte, Teil der Republik zu sein.

Keine Hilfe.

Captain Teva hat aber noch ein Ass im Ärmel: R5-D4. Also jener Astromech-Druide, den Din Djarin in «Chapter 18: The Mines of Mandalore» von Peli Motto erworben hat. Damals schrieb ich in der Folgenbesprechung, dass im zwar offiziellen, aber als Witz gedachten und darum nicht zum Kanon gehörenden Comic «Skippy the Jedi Droid» R5-D4 der eigentliche Held der Galaxis ist. Denn dort ist er machtsensitiv, hat Visionen einer düsteren Zukunft und zerstört sich selbst, damit diese nicht eintritt. Haha. Tatsächlich erklärt Captain Teva aber, dass er einst mit R5 gedient hätte. Ist er also doch ein Held? Wie dem auch sei: Teva kann R5 wegen damals irgendwie jederzeit aufspüren. Und weil sich R5 gerade bei Din Djarin befindet, findet Teva auch die geheime Basis der Children of the Watch.

Der Freund

Zwar sind die Kinder der Watch nicht allzu erfreut, von einem Piloten der Neuen Republik aufgespürt worden zu sein. Trotzdem braucht es nicht viel, sie für einen Kampf gegen Piraten – und für einen Freund – zu überzeugen. Wir reden hier schliesslich von Mandalorianern!

Was folgt, ist meiner Meinung nach eine der besten Action-Sequenzen der gesamten Staffel. Der Kampf gegen den Jai'galaar vergangene Woche enttäuschte mich nämlich ein bisschen. Vor allem der stämmige Paz Vizla stellte sich reichlich doof an. Sowas passt nicht zum kriegerischen Volk der Mandalorianer, wo bereits die Kinder wie Spartiaten oder Wikinger zum Kampf ausgebildet werden.

Hier aber schlagen die Mandalorianer gnadenlos zu, gehen taktisch klug vor und kennen keine Gnade, während Din Djarin und Bo-Katan Kryze für Unterstützung aus der Luft sorgen. Dass sie zahlenmässig unterlegen sind, macht nichts. Denn spätestens, wenn Din Djarin seinen aus der ersten Staffel ikonischen Satz «I like those odds» sagt, juble ich. Das Tüpfelchen auf dem i: Die Waffenmeisterin, die endlich auch in den Kampf greift. Nicht mit einer Waffe. Sondern mit zwei Hämmern.

Kampf um Nevarro: Din Djarin und Bo-Katan Kryze stürzen sich in die Schlacht.
Kampf um Nevarro: Din Djarin und Bo-Katan Kryze stürzen sich in die Schlacht.
Quelle: Disney / Lucasfilm

Letztlich erkennt auch der Piratenkönig Goran Shard, dass er keine Chance hat, als er schreiend und zusammen mit seiner brennenden Hammerhead in einen tödlichen Flammenball aufgeht. Nevarro ist gerettet, und zum Dank gewährt Hoch-Magistrat Greef Kargo den Mandalorianern Land, um ein neues Zuhause aufzubauen.

Die Auserwählte

Noch ist die Folge nicht ganz fertig. Zuerst kommt die Waffenmeisterin auf das zurück, was ihr Bo-Katan am Ende von Kapitel20 sagte: Dass sie einen lebenden Mythosaurier gesehen habe. Für die Waffenmeisterin, die wie alle anderen Mandalorianer glaubte, diese Wesen stammen bloss aus Legenden, ist klar: Ein neues Zeitalter könnte gerade geboren werden. Eines, in dem die Mandalorianer wieder aufblühen, nachdem sämtliche Clans, die aktuell in der weit, weit entfernten Galaxis verstreut sind, unter einem gemeinsamen Banner vereint werden. Und zwar von jemandem, der sich dem Titel des Mand’alor als würdig erweisen wird: Bo-Katan aus dem Hause Kryze.

Irgendwo, weit weg von Nevarro, stösst Captain Teva zur gleichen Zeit auf ein im All treibendes Lambda-Shuttle. Keine Lebenszeichen. Aber eine Sonde enthüllt einen fehlgeschlagenen Gefangenentransport, der unter Verschluss gehandelt werden sollte: den vom bösen Imperialen Moff Gideon. Einst war er es, der die grosse Säuberung von Mandalore leitete, bei welcher der gesamte Planet verwüstet und beinahe unbewohnbar gemacht wurde. Seitdem gibt es nur noch wenige Mandalorianer, und die haben gerade erst eine neue Heimat auf Nevarro gefunden.

Komisch ist nur eines: Der Gefangenentransport wurde offenbar überfallen, um Moff Gideon zu befreien. Und die im Wrack gefundenen Beskar-Teile lassen vermuten, dass ausgerechnet Mandalorianer ihre Hände im Spiel hatten. Verräterische Mandalorianer? Meine Theorie: In Kapitel 16 meinte Bo-Katan, ihre verbündeten Nite Owls hätten sie verlassen, weil sie das Darksaber nicht besässe – eine Waffe, deren Symbolkraft eng mit dem Titel des Mand’alor verbunden ist. Was aber, wenn Bo-Katan sie in Wahrheit losgeschickt hätte, um Moff Gideon, der ihren Heimatplaneten und beinahe ihr gesamtes Volk auslöschte, gefangen zu nehmen und selbst zu richten? Vielleicht erhofft sie sich dadurch, die Unterstützung der restlichen überlebenden Clans zu bekommen.

Wer weiss, vielleicht ist es Bo-Katan Kryze, welche die Mandalorianer wieder zusammenführen wird.
Wer weiss, vielleicht ist es Bo-Katan Kryze, welche die Mandalorianer wieder zusammenführen wird.
Quelle: Disney / Lucasfilm

Meine Meinung: Endlich scheinen die vielen losen Fäden, die diese dritte Staffel bis jetzt ausgelegt hatte, zusammenzufinden. Bis jetzt hatten wir ein bisschen Mando-Action, mystische Wesen und Prophezeiungen, Politik auf Coruscant und Grogus Flashbacks. Alles super Elemente. Aber nicht wirklich zusammenhängend. Bis jetzt. «The Mandalorian – Staffel 3» scheint aber gerade im Begriff, genau dies zu ändern.

This is the Way.


Wie hat euch die Folge gefallen? Gibt’s noch Easter Eggs, die mir entgangen sind? Schreibt es in die Kommentare. Nächsten Donnerstag mache ich mit der Folgenbesprechung von «Chapter 22» weiter.

Titelfoto: Foto: Disney / Lucasfilm

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