Produkttest

Wilder Raptor-NUC mit noch wilderem Preis

Kevin Hofer
10/4/2023

Mit dem Extreme Raptor Canyon liefert Intel den bislang grössten NUC – von den Dimensionen und von der Leistung her. Ich stelle mir die gleiche Frage, wie bei allen extremen NUCs: Wer soll das kaufen?

Mit dem NUC 13 Extreme Raptor Canyon hat Intel die Grenze vom Kleinst-PC zum PC im kleinen Formfaktor überschritten. Der Raubvogel hat ordentlich Leistung verpackt, kostet aber verhältnismässig viel.

ASUS NUC 13 – RNGI90002 Extreme kit (Intel Core i9-13900K)
Barebone

ASUS NUC 13 – RNGI90002 Extreme kit

Intel Core i9-13900K

Design, Spezifikationen und Anschlüsse

Mit 33,7 × 12,9 × 25 Zentimetern ist die NUC der grösste seiner Art, der mir je untergekommen ist. Auf den Seiten und oben dominiert ein Gittergewebe zur Belüftung. Aufgebrochen wird der Gitter-Stil durch abgerundete Rhomben.

Jup, es ist ein NUC; steht zumindest auf der Computing-Einheit.
Jup, es ist ein NUC; steht zumindest auf der Computing-Einheit.
Quelle: Kevin Hofer

Das mitgelieferte Netzteil hat 750 Watt. Mein Testsample kommt mit einer Intel Core i9-13900K CPU mit 24 Kernen. SSD, RAM und Grafikkarte muss ich selbst besorgen. Beim Arbeitsspeicher werden SO-DIMM DDR5 Module bis 64 Gigabyte (GB) unterstützt. Drei M.2-Anschlüsse mit PCI-Gen4-Standard stehen für SSDs zur Verfügung.

Die Grafikkarte wird kopfüber eingebaut.
Die Grafikkarte wird kopfüber eingebaut.
Quelle: Kevin Hofer

Bei den Verbindungsmöglichkeiten bietet der Extreme Raptor unter anderem elf Anschlüsse für USB-Geräte. Hier alle Ports im Überblick:

  • 2 × Thunderbolt 4 (USB Typ C)
  • 1 × HDMI 2.1
  • 6 × USB 3.2 Gen2 Typ A hinten
  • 2 × USB 3.2 Gen1 Typ A vorne
  • 1 × USB Gen 2x2 Typ C vorne
  • 1 × 3,5 mm Headsetanschluss
  • 1 × 2,5 Gigabit LAN
  • 1 × 10 Gigabit LAN
  • Wi-Fi 6E und Bluetooth 5.2

Ich statte mein Testsample mit 32 GB RAM, einer 1 TB SSD und einer Radeon 7900 XTX aus. Die Grafikkarte wähle ich, weil sonst alle anderen meiner aktuellen Test-Karten nicht in den Extreme Raptor Canyon passen. Die GPU darf maximal 31,3 Zentimeter lang und drei Slots dick sein. Eine Liste mit der von Intel empfohlenen, kompatiblen Hardware findest du hier.

Auf der Rückseite ziehen zwei grosse Lüfter die Hitze weg.
Auf der Rückseite ziehen zwei grosse Lüfter die Hitze weg.
Quelle: Kevin Hofer

Temperatur, Lautstärke und Leistungsaufnahme

Es ist erstaunlich, wie kühl das System auch unter Last bleibt. Die CPU erreicht selbst im Stresstest nicht ihr thermisches Limit. Das liegt daran, dass sie auf 125 Watt Leistung begrenzt ist. In den extremen Szenarien darf sie dennoch 150 Watt abrufen. Von den maximal 500 Watt Systemleistung fallen 347 auf die GPU.

Beim Browsen oder bei Office-Arbeiten macht sich der Extreme Canyon mit 35,5 Dezibel (dB) kaum bemerkbar. Beim Zocken ist das Gerät mit 44 dB bereits deutlich hörbar. Im Stresstest mit AIDA64 und FurMark röhren die Lüfter mit 51 dB ordentlich. Hier sind alle gemessenen Werte im Überblick:

Dass das Lüftungskonzept des NUCs aufgeht, zeigen Aufnahmen mit der Wärmebildkamera. Auf der linken Seite wird die Hitze abgeführt, während auf der rechten Seite frische Luft hinzukommt. Du solltest dir also gut überlegen, wie du den NUC hinstellst, damit er genug Frischluft ziehen kann. Falls du im Winter kalt hast, stellst du einfach die linke Seite gegen dich und hast einen netten Ofen. Im Sommer drehst du den NUC und fühlst eine frische Brise.

Links: die heisse Rückseite – Rechts: die kühle Vorderseite

Leistung in Produktivitäts-Anwendungen

Der i9-13900K liefert ordentlich Power im Extreme Raptor Canyon. Dass seine Leistung im NUC begrenzt ist, zeigt sich jedoch: Sowohl in Cinebench R23 als auch im Blender Benchmark bleibt der Prozessor 23 respektive 22 Prozent hinter einem unlimitierten 13900K. Im Vergleich zum Vorgänger-NUC und dem NUC 12 Enthusiast Kit ist der Leistungssprung hingegen enorm.


Das testen die Benchmarks
Cinebench R23 testet, wie sich eine CPU beim Rendern von 3D-Modellen schlägt. Aus diesen Berechnungen erstellt der Benchmark Scores für Single und Multi Core Performance.
Der Blender Benchmark rendert ab Version 3.3 drei Szenen in der 3D-Grafiksuite und errechnet daraus drei Scores. Ich rechne diese jeweils zu einem Endscore zusammen.
Beim Photo Editing Benchmark und Video Editing Benchmark UL Procyon werden verschiedene Workloads in der Adobe Creative Suite simuliert. Am Schluss berechnet der Benchmark einen Score.


Leistung in Games

In der folgenden Galerie siehst du das arithmetische Mittel der Frames per Second (FPS) der drei Game Benchmarks im Vergleich zum Desktop-System. Klickst du in den Galerien weiter, siehst du die Resultate der einzelnen Spiele. Zum besseren Vergleich habe ich dir auch noch die Resultate eines Benchtable Systems mit i9-13900K und RX 7900 XTX hinzugefügt.

Bei den Games zeigt sich: Egal, ob auf offener Testbench mit unbegrenztem i9-13900K und RX 7900 XTX oder NUC mit denselben Komponenten, die FPS bleiben gleich. Die kleinen Unterschiede liegen in der üblichen Varianz. Den NUC kannst du also perfekt mit entsprechender Grafikkarte als kleinen Gaming-PC nutzen.


So teste ich die Games
Das System läuft auf Windows 11 in der Version 22H2 (22621.1413). Ich aktiviere XMP im BIOS, sonst lasse ich alles auf Standard, Resizable BAR ist aktiviert. Bei der Grafikkarte verwende ich die Version 23.3.2 WHQL des Treibers. Alle Benchmarks mache ich dreimal und nehme das beste Ergebnis. Bei den Games verwende ich die höchstmöglichen Voreinstellungen. Sonst lasse ich bis auf die Auflösung alles auf Standard. DLSS, FSR oder Xess lasse ich deaktiviert.


Fazit: Cool, aber zu teuer

Von der Leistung her kann ich am NUC 13 Extreme Raptor Canyon nichts bemängeln. Den auf 125 Watt beschränkten i9-13900K im NUC trennen in Anwendungen maximal 23 Prozent vom selben, unbeschränkten Desktop-Prozessor. Dafür bleibt er im kleinen System angenehm kühl. Beim Zocken bemerke ich keinen Unterschied. Er könnte also vor allem für Gamer interessant sein – wenn da nicht der Preis wäre.

Mit etwas über 1400 Franken / Euro (Stand: 28. März 2023) ist der NUC Extreme Raptor Canyon teuer. Dazu kommen nämlich noch die Kosten für SSD, RAM und Grafikkarte – in meinem Fall nochmal so viel.

Ich komme beim NUC 13 Extreme Raptor Canyon zum selben Schluss wie beim Elfer- und Zwölfer-Modell: Ich sehe keine Zielgruppe. Die Vorgänger konnten noch mit der Grösse punkten. Der Neue ist jedoch genauso gross wie gewisse Mini-ITX-Gehäuse. Ein Mini-ITX-System bietet dir bei allen Komponenten freie Wahl. Beim Raptor kannst du nur RAM, SSD und Grafikkarte aussuchen. Zudem wird er luftgekühlt – bei den Eigenbau-PCs kannst du meist eine All-in-one-Wasserkühlung verbauen. So muss die teure CPU bei der Leistung auch nicht begrenzt werden, wie das beim NUC der Fall ist. Ich würde ein Mini-ITX-System in jedem Fall dem gestutzten Raptor vorziehen.

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Technologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.

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