Die Game-Zukunft ist digital und du zahlst den Preis dafür
Meinung

Die Game-Zukunft ist digital und du zahlst den Preis dafür

Die PS5 Pro kommt ohne Laufwerk und schlägt einen weiteren Nagel in den Sarg physischer Spiele. Mir ist das egal, solange ich die vollen Besitzrechte an meinen digitalen Games bekomme.

Den Anfang macht Steam. 2004 veröffentlicht Valve «Half-Life 2», das nur über die digitale Vertriebsplattform gespielt werden kann. Das bedeutet, dass du das Spiel nie mehr verkaufen kannst. Es ist für immer an deinen Account gebunden. Der Aufschrei ist gross, die Folgen bleiben aus. Steam zählt heute über 130 Millionen aktiver User und ist damit wohl die grösste Spieleplattform der Welt.

Mit «Half-Life 2» begann für viele PC-Spieler die «digital only»-Ära.
Mit «Half-Life 2» begann für viele PC-Spieler die «digital only»-Ära.
Quelle: Valve

Konsolenspielerinnen haben gut lachen. Während am PC die Weichen für die digitale Zukunft bereits vor 20 Jahren gestellt wurden, kannst du auch heute noch praktisch jedes Spiel für Switch, Xbox oder Playstation physisch kaufen und wieder verkaufen. Die Frage ist, wie lange noch?

Physische Games nur gegen Aufpreis

Am Dienstag hat Sony die neue PS5 Pro vorgestellt. Sie kostet saftige 799 Euro, verfügt dafür über grosszügige 2 Terabyte Speicher. Viel Platz also für Game-Downloads. Was fehlt, ist ein Blu-ray-Laufwerk. Das gibt es wie schon bei der PS5 Slim nur gegen einen Aufpreis von 120 Franken/Euro. Die Absicht dahinter ist klar: Sony macht die Disc-Version preislich wie optisch unattraktiver – mit dem Laufwerk sieht die Konsole klobiger, nicht mehr symmetrisch aus. Je mehr Spielerinnen auf die digitale Version umschwenken, desto einfacher wird es, bei der kommenden Playstation 6 komplett auf ein Laufwerk zu verzichten. Sicher ist das zwar noch nicht, aber physische Games sind definitiv rückläufig.

Sowohl für die PS5 Slim als auch die PS5 Pro gibt es ein Disc-Laufwerk nur gegen Aufpreis.
Sowohl für die PS5 Slim als auch die PS5 Pro gibt es ein Disc-Laufwerk nur gegen Aufpreis.
Quelle: Youtube/CNET

Als eingefleischter PC-Spieler habe ich mich längst damit abgefunden, dass ich meine Spiele nur noch digital habe. Ich kaufe höchstens eine Special-Edition eines Spiels, das mir besonders viel bedeutet. Ansonsten dankt es mir mein Regal, dass es nicht unter hunderten von Plastikhüllen begraben wird. Hübsche Kartonhüllen sind längst passé. Auch auf der Konsole greife ich meist zur digitalen Version, ausser sie ist deutlich teurer als die physische. Ich mag es, alle Spiele in meiner digitalen Bibliothek zu haben und ich nicht erst eine Disc suchen und einlegen muss.

Digitale Games sind praktischer als physische Spiele. Allerdings müssen einige entscheidende Faktoren erfüllt sein, um ihnen endgültig zu entsagen:

  • Zuverlässige und schnelle Server für Downloads
  • Unlimitierte und schnelle Internetverbindung zuhause
  • Games müssen wiederverkauft werden können
  • Games müssen tauschbar sein

Selbst Sony erfüllt mittlerweile grösstenteils den ersten Punkt. In der Schweiz sind unlimitierte Internetverbindung zudem Standard. Die Durchschnittsgeschwindigkeit liegt bei 200 Mbit/s. In Deutschland sind es immerhin 90 Mbit/s. Da Games immer grösser werden, musst du dich damit aber gedulden. Ein Spiel wie «EA FC 24» benötigt rund 50 GB Speicherplatz. Das dauert 33 respektive 75 Minuten.

Erst Witze machen und dann selber den Wiederverkauf bremsen

Der Kommentarspalte zur Ankündigung der PS5 Pro entnehme ich, dass durch den Verzicht auf ein Laufwerk die zwei wichtigsten Vorteile physischer Spiele wegfallen: verkaufen und tauschen. Kaufst du digitale Spiele auf der Konsole, sind sie wie bei Steam an deinen Account gebunden. Das Problem ist, dass du die Spiele nicht wirklich kaufst, sondern nur die Lizenz an der Benutzung erwirbst. In den AGB auf Steam wird dann auch von Abonnementvereinbarung geredet. Ein französisches Gericht hat bereits vor fünf Jahren entschieden, dass diese Bedingungen gegen EU-Recht verstossen. Passiert ist meines Wissens seither nichts. Immerhin gibt es auf dem PC keine Konsolengenerationen, die Abwärtskompatibilität massiv einschränken.

Dennoch ist auch mir seit der Lancierung von Steam ein Dorn im Auge, dass ich bei digitalen Spielen nicht die gleichen Rechte habe wie bei einer physischen Version. Das Tauschen und Wiederverkaufen war und ist ein wichtiger Teil davon, wie Games konsumiert werden. Sony machte sich beim Launch der PS4 über die Xbox One lustig, weil Microsoft in die digitale Einbahnstrasse abbog. Bekanntermassen machten sie diese Entscheidungen kurz darauf wieder rückgängig. Mittlerweile wenden sich Sony und Microsoft sowie in geringerem Masse auch Nintendo immer weiter von physischen Games ab. Zum Leidwesen der Konsumentinnen und Konsumenten. Auf Steam kann ich meine Spiele zwar mittlerweile mit meinen Freunden teilen, andere Plattformen bieten so eine Funktion nicht. Gegen den digitalen Wiederverkauf sperren sich die Hersteller weiterhin geschlossen.

Macht «GTA 6» den Sack endgültig zu?

Noch ist die PS5 Pro nicht erhältlich. Sie erscheint am 7. November. Mit dem Launch von «GTA 6» im nächsten Jahr könnte sie aber endgültig das digitale Schicksal besiegeln. Sony hat sich Gerüchten zufolge die exklusiven Marketingrechte gekrallt. Das bedeutet, dass Rockstars kommendes Gangster-Epos zusammen mit der PS5 und wohl besonders der leistungsfähigeren PS5 Pro beworben wird. In unserer Kommentarspalte zur Ankündigung der Konsole gibt es einige, die genau dafür ihr Sparschwein schlachten wollen. Und wenn du erst einmal zu digitalen Games konvertiert hast, kehrst du kaum zurück.

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Als Kind durfte ich keine Konsolen haben. Erst mit dem 486er-Familien-PC eröffnete sich mir die magische Welt der Games. Entsprechend stark überkompensiere ich heute. Nur der Mangel an Zeit und Geld hält mich davon ab, jedes Spiel auszuprobieren, das es gibt und mein Regal mit seltenen Retro-Konsolen zu schmücken. 


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