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Eine Wohnungskatze stirbt: Darum solltest du wieder eine zweite kaufen

Veronica Bielawskis Katze Luna miaut nur noch, seit ihr Mitbewohner Loki an Blasensteinen gestorben ist. Soll die Digitec-Galaxus-Übersetzerin wieder ein Gspändli kaufen oder bei einer Wohnungskatze bleiben? Eine umstrittene Frage. Antworten hat eine Tierpsychologin.

Eigentlich wünschte sich Veronica Bielawski immer einen Hund. Doch mit dem Leben der Digitec-Galaxus-Übersetzerin liess sich das nie vereinen. Also ging die 26-Jährige vor ein paar Jahren einen Kompromiss ein. Sie kaufte Katzen, die sich wie Hunde benehmen: Ragdolls und Ragamuffins. Die Rassen sind bekannt für ihre Anhänglichkeit. Eigentlich. Auf Luna traf das nie zu – bis ihr vierbeiniger Mitbewohner, der Schmusekater Loki, starb. Dadurch änderte sich alles. Aber von vorne.

Alles beginnt mit Katzensand

Es ist Winter 2023. Veronica bemerkt, dass in der Wohnung vermehrt Katzensand rumliegt. «Ich musste fünfmal täglich staubsaugen», erinnert sie sich. Da sich ihre Wohnungskatzen wie immer verhalten, denkt sie: Etwas stimmt mit der Katzentoilette nicht. Also kauft sie ein selbstreinigendes WC. Auf der App fällt ihr auf, dass Kater Loki die Toilette teilweise alle zehn Minuten aufsucht. Sie wird skeptisch.

Beim Jahrescheck im Frühling macht sie den Tierarzt darauf aufmerksam. Loki werden Blut und Urin entnommen. Es wird nichts Auffälliges festgestellt, abgesehen von leicht schlechteren Blutwerten als beim letzten Check. «Da mein Kater übergewichtig war, dachten wir, es liegt daran. Also achtete ich auf seine Ernährung und kaufte einen automatischen Futterspender. Doch alles Hightech brachte nichts», erzählt Veronica.

Ein schmerzliches Ende

Es ist Samstagmorgen, der 8. Juli 2023. Veronica rennt beim «Muddy Angel Run» in Zürich mit, einem bekannten Frauenlauf, der auf Brustkrebs aufmerksam macht. Kurz bevor sie aufbricht, bemerkt sie, dass Loki ungewöhnlich ruhig wirkt. Sie nimmt sich vor, gleich am Nachmittag zum Tierarzt zu gehen, wenn sich nichts ändert. Als sie wieder zu Hause ist, steht es schon schlimm um Loki. «Er wirkte teilnahmslos, machte ganz merkwürdige Geräusche und musste sich übergeben. Es war schrecklich», erinnert sie sich. Veronica kontaktiert den Notfall-Tierarzt und fährt mit Loki in die Praxis nach Eschenbach LU. Dort werden sehr schlechte Blutwerte und eine übervolle Blase festgestellt. Nach dem Röntgen dann der Schock: Unzählige Blasensteine blockieren die Harnröhre.

Veronica wird mit Loki in die Notfallklinik in Hünenberg ZG geschickt. Hier sollen seine Blase entleert und die Blasensteine entfernt werden. Da die Operation länger dauert, fährt Veronica in der Zwischenzeit nach Hause. «Kaum daheim angekommen, bekam ich schon ein Telefon. Mir wurde gesagt, dass Loki die Narkose nicht überstanden habe. Er sei zu geschwächt gewesen», sagt Veronica. Also fuhr sie zurück und musste sich in der Notfallklinik schweren Herzens von ihrem Kater verabschieden. «Ich mache mir heute noch Vorwürfe, dass ich nicht früher etwas bemerkt habe. Aber so sind gewisse Katzen leider: Sie zeigen nicht, wenn etwas nicht stimmt. Immerhin habe ich alles versucht. Loki fehlt mir sehr», sagt sie.

Veronicas Erinnerungsstücke an Loki: seine Katzenurne und ein Bild des Katers, das ihre Mutter gemalt hat.
Veronicas Erinnerungsstücke an Loki: seine Katzenurne und ein Bild des Katers, das ihre Mutter gemalt hat.
Quelle: Darina Schweizer

So kannst du dein verstorbenes Tier auch in Erinnerung halten:

  • Hintergrund

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    von Darina Schweizer

Der Auftakt der Katzenoper

Veronica ist nicht die Einzige, die Loki vermisst. In den Tagen nach dem Tod des Katers beginnt seine sonst so unauffällige Mitbewohnerin Luna plötzlich, auffällig oft und laut zu miauen. «Es klingt sehr aufdringlich. Manchmal erinnert es etwas an ein weinendes Baby», sagt Veronica. Ausserdem sucht die Katze immer wieder die Nähe von ihr und anderen Menschen. Auch wenn diese Anhänglichkeit typisch für die Rasse ist, sei sie untypisch für Luna. Sie sei im Unterschied zu Loki immer die Zurückhaltende gewesen, erzählt Veronica. «Ich frage mich, ob sie Loki wohl vermisst. Er war für sie immer der kleine nervige Bruder, der sie durchs Haus jagte und dem sie auch mal eins schmetterte. Doch vielleicht liebte sie ihn ja trotzdem sehr. Ob ich ihr ein neues Gspändli kaufen soll?»

Das rät die Tierpsychologin

Vor dieser Frage stehen so manche Katzenbesitzerinnen und -besitzer, wenn ein Tier stirbt. Auch die Tierpsychologin Katharina Aeschimann wird dazu oft um Rat gebeten. Sie kennt sich mit kätzischen Bedürfnissen bestens aus.

Für die Tierpsychologin ist klar, dass Wohnungskatzen nicht alleine gehalten werden sollten. «Auch wenn immer jemand zu Hause ist, ersetzt das nicht den Katzenkumpel», sagt sie. Sterbe ein Tier, komme es häufig vor, dass die überlebende Katze durch das Miauen nach ihrem Gspändli suche. Gerade wenn der Tierarzt nicht nach Hause gekommen sei, um es einzuschläfern. «So versteht das überlebende Tier nicht, wo der Kollege hingegangen ist», sagt die Winterthurerin. Gewisse Tierärzte und -ärztinnen bieten eine sogenannte Euthanasie zu Hause an. Dabei geben sie den Besitzern und tierischen Gspändli im Anschluss noch etwas Zeit, um vom verstorbenen Haustier Abschied zu nehmen.

Worauf musst du nun aber achten, wenn du nach dem Tod deiner Katze wieder ein zweites Tier zutun willst? Katharina Aeschimann sagt, am wichtigsten seien:

  • ein ähnlicher Charakter
  • das ungefähr gleiche Alter
  • dasselbe Geschlecht

Im Fall von Veronica und ihrer sechsjährigen Luna könnte ein gleichaltriges Gspändli nicht ganz einfach zu finden sein. «Ältere Katzen in Tierheimen sind häufig Frei- und Einzelgänger, die lange alleine lebten. Vielleicht hat man aber Glück. Oder man fragt bei einem Züchter nach. Oft haben diese etwas ältere Katzen abzugeben, die kastriert werden mussten», sagt die Winterthurerin, die selbst Maine-Coon-Katzen züchtet.

Möchte man unbedingt eine junge Katze zu einer älteren hinzukaufen, reicht laut Katharina Aeschimann ein Tier nicht aus. «Man sollte zwei kaufen, damit die Jungspunde miteinander spielen können. Der älteren Katze sollte man es selbst überlassen, ob sie mitmachen möchte. Auf jeden Fall sollte sie eine Rückzugsmöglichkeit haben. Zum Beispiel mit einer Chipleseklappe in ein anderes Zimmer.»

Auch das Geschlecht der Katze kann entscheidend sein. Laut der Tierpsychologin neigen Kater zu gröberem Spielverhalten. Kätzinnen sind davon oft genervt. «Eigentlich empfehle ich bei Wohnungskatzen immer, Tiere desselben Geschlechts zu halten. Ausser, der Kater ist sanfter, weil er zum Beispiel mit vielen Schwestern aufgewachsen ist», so Katharina Aeschimann.

So geht’s für Luna weiter

Veronica ist sich noch nicht sicher, ob sie für die sanftmütige Luna wieder ein Gspändli kaufen soll. Sie gibt sich noch etwas Bedenkzeit. Währenddessen geht sie besonders auf Lunas Bedürfnisse ein und legt viele Schmusestunden mit der Vierbeinerin ein, die ihr auf Schritt und Tritt folgt. So hat Veronica gewissermassen doch noch einen «Hund» bekommen – zumindest vorläufig.

Wie ist deine Meinung zu Wohnungskatzen? Findest du, man sollte sie alleine oder zu zweit halten? Verrate es mir in einem Kommentar.

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Titelfoto: Darina Schweizer

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