Externe SSD Samsung T9: Gross, schwer – und schnell
Nach über drei Jahren veröffentlicht Samsung mit der T9 endlich die Nachfolgerin der T7. Sie kommt neu mit USB 3.2 Gen2x2 und lässt ihre Vorgängerin in meinen Tests Staub schlucken. Die externe SSD legt aber nicht nur bei der Leistung zu, sondern auch bei Grösse und Gewicht.
Die beiden kürzlich getesteten SSDs von Kingston und Crucial haben etwas gemein: Sie sind dank neuem Controller kleiner als bisherige externe SSDs. Die neue Samsung T9 legt im Vergleich zu ihrer Vorgängerin T7 Shield aber über 10 Prozent zu. Immerhin verdoppelt sich auch die Transferrate, was die SSD zur aktuell schnellsten ihrer Kategorie macht.
Die Samsung T9 im Detail
Mit 88 × 60 × 14 Millimetern ist die T9 die grösste SSD, die mir in letzter Zeit zwischen die Finger gekommen ist. Sie bringt 122 Gramm auf die Waage, fast 100 Gramm mehr als die Kingston XS1000.
Wie die T7 Shield ist die T9 von einem Gummi ummantelt. Dadurch überlebt sie Stürze aus bis zu drei Metern Höhe. Eine IP-Zertifizierung fehlt, weil die T9 im Gegensatz zur T7 Shield weder staub- noch wasserfest ist.
Die T9 gibt es in den Speichergrössen 1, 2 und 4 Terabyte (TB). Als Controller kommt der Samsung Pablo zum Einsatz, der auch in der T7 verbaut ist. Im Gegensatz zur X10 Pro benötigt die T9 deshalb noch einen Bridge-Chip zum Übersetzen vom SATA-/NVMe-Protokoll in das USB-Protokoll. Das erklärt auch die Dimensionen der T9. Der Bridge-Chip braucht zusätzlichen Platz.
Beim 3D-NAND-Speicher setzt Samsung auf 128-Layer TLC. NAND ist eine nichtflüchtige Speichertechnologie, die keinen Strom benötigt, um Daten zu speichern. TLC steht für «Triple Level Cell». Pro Speicherzelle sind somit 3 Bit möglich. Die SSD bietet zudem eine AES-Verschlüsselung mit 256 Bit und fünf Jahre Herstellergarantie.
Beim Datentransfer gibt Samsung 2000 Megabyte pro Sekunde (MB/s) beim Lesen und Schreiben an. Dies zumindest bei meinem 4 TB grossen Testsample. In den kleineren Varianten gibt der Hersteller die Schreibgeschwindigkeit mit 1950 MB/s an.
Die T9 kommt im USB-3.2-Gen2x2-Standard. Damit sind theoretisch Übertragungsraten bis zu 2000 MB/s möglich. Um diese Geschwindigkeiten zu erreichen, muss dein PC oder Notebook den Standard unterstützen. Zwar sind Thunderbolt 3 oder 4 auf dem Papier schneller, die Transferraten mit der T9 würden dennoch nur bis zu 1000 MB/s erreichen. Dies, weil USB 3.2 Gen2x2 über zwei Lanes überträgt und Thunderbolt 3 und 4 nur über eine.
Im Lieferumfang befinden sich zudem ein USB-A- auf USB-C-Kabel und eines von USB-C auf USB-C. Vorsicht: Nur das USB-C- auf USB-C-Kabel ist USB-3.2-Gen2x2-fähig, mit dem anderen sind nur Transferraten bis 1000 MB/s möglich.
Sequentielle Schreib- und Lesegeschwindigkeit im ATTO Disk Benchmark
Sequentiell abgelegte Daten sind in zusammenhängenden Blöcken abgelegt. Dank dem sequentiellen Lesen und Schreiben lässt sich abschätzen, wie schnell die SSD bei gewissen Aktivitäten ist. Konkret beim Zugriff auf grosse Multimedia-Dateien, beim Transkodieren von Videos oder beim Anschauen von Filmen. Hersteller geben gerne die sequentiellen Geschwindigkeiten an, da sie die höchsten Werte ergeben.
Alle Tests mache ich auf meinem Testsystem mit folgenden Komponenten:
In folgender Grafik siehst du die Resultate im Vergleich mit bereits getesteten externen SSDs. Die X10 Pro und die Extreme Pro V2 kommen ebenfalls im USB-3.2-Gen2x2-Standard. Ich habe der Übersichtlichkeit halber nicht alle Ergebnisse in die Grafik integriert. Du siehst die maximal gemessenen Resultate.
Mit 1910 MB/s erreicht die T9 die angegebene maximale Lesegeschwindigkeit von 2000 MB/s nicht. Die meisten internen sowie externen SSDs erreichen in diesem Benchmark die offiziellen Angaben nicht, da es sich um theoretische Angaben handelt. Diese werden nur unter optimalen Bedingungen erreicht. Gemessen an den anderen SSDs, ist die Differenz zwischen versprochener und tatsächlicher Leistung gut. Bei der angegebenen Schreibgeschwindigkeit von 2000 MB/s liegt sie mit 1850 MB/s weiter daneben. Dennoch ist dies im Vergleich zu anderen SSDs ein guter Wert. Die volle Lese- und Schreibgeschwindigkeit entfaltet die externe SSD erst ab einer Dateigrösse von ungefähr 512 Kilobyte (KB).
Zufälliger Zugriff und noch mehr zur sequenziellen Geschwindigkeit
Während beim sequentiellen Lesen und Schreiben der MB/s-Wert zentral ist, sind es beim zufälligen Schreiben die Eingabe- bzw. Ausgabebefehle pro Sekunde (IOPS). Je höher die IOPS-Werte, desto schneller die SSD. Je kürzer die Antwortzeiten, desto schneller reagiert die SSD. Unter «zufälligem Lesen und Schreiben» sind Daten zu verstehen, die nicht in zusammenhängenden Speicherzellen abgelegt sind. Sie sind zufällig auf der SSD verteilt.
Die T9 liegt zwischen den beiden USB-3.2-Gen2x2-Konkurrentinnen, der X10 Pro und der SanDisk Extreme Pro V2. Der Rückstand auf die X10 Pro, die am besten abschneidet, ist mit 4,5 Prozent aber gering. Und in der Realität sieht es sowieso anders aus, wie die nächsten Tests zeigen.
Übertragen von Dateien
Um die Leistung der SSD in realen Szenarien zu testen, kopiere ich verschiedene Dateien vom Systemlaufwerk auf die T9.
Als erstes ist ein 101 GB grosser Dateiordner mit MP4, RAW-Fotos und einem Premiere-Pro-Projekt dran – insgesamt 60 Dateien. Die T9 Pro benötigt dafür 94 Sekunden. Die Geschwindigkeit beträgt durchschnittlich 1070 MB/s. Diese kann die SSD während der ganzen Übertragungsdauer durchziehen. Damit ist die T9 drei Sekunden schneller als die X10 Pro. Die Konkurrenz mit langsamerem Übertragungsstandard wird um über eine Minute geschlagen.
Wird das externe Laufwerk nicht verwendet, zeigt mir die Software Crystal Disk Info 29 Grad Celsius an. Während der Übertragung des 101 GB grossen Ordners steigt die Temperatur auf 34 Grad Celsius. Äusserlich zeigt mir meine Wärmebildkamera sogar noch höhere Temperaturen an. Der Sensor der T9 scheint unglücklich platziert zu sein. Dasselbe ist mir bei der Crucial X10 Pro aufgefallen.
Ich teste jeweils auch, ab welcher Datenmenge eine SSD die Rate herunterdrosselt. Dazu kopiere ich den 101 GB grossen Dateiordner gleich mehrfach auf die SSD. Erst nach etwa 500 GB übertragener Daten drosselt die SSD den Speed leicht herunter. Statt den 1070 MB/s beträgt die Geschwindigkeit bei der Datenübertragung nur noch rund 850 MB/s. Ab einem Füllstand von 500 GB beträgt die Geschwindigkeit noch etwa 900 MB/s. Bei halbem Füllstand, also 2 TB, fällt sie auf rund 870 MB/s. Dieses Tempo kann die T9 halten, bis sie zu 90 Prozent voll ist. Ab da liegen immerhin noch rund 750 MB/s drin.
Bei diesen langen Kopiervorgängen wird die SSD dann abermals deutlich heisser: Der Sensor zeigt mir 71 Grad Celsius an und mit der Wärmebildkamera messe ich sogar 81 Grad Celsius.
Beim zweiten Test kopiere ich einen knapp zehn GB grossen Dateiordner mit MTS-, MP4-, MP3-, MOV- und JPEG-Dateien sowie einem anderen Premiere-Projekt – insgesamt 100 Dateien. Hier ist die T9 noch eine Sekunde schneller als die X10 Pro und die Extreme Pro V2. Die Übertragungsgeschwindigkeit ist in diesem Fall nicht so rasant wie beim ersten Test und liegt bei durchschnittlich 1040 MB/s. Das liegt wohl daran, dass der Ordner eine höhere Anzahl Dateien beinhaltet, wodurch eher die zufälligen Zugriffe als die sequenziellen zum Tragen kommen.
Dasselbe gilt umso mehr für den letzten Test. Der knapp vier GB grosse Dateiordner beinhaltet mehr als 160 Fotos im RAW-Format. Hier sind die drei externen SSDs mit demselben Verbindungsstandard gleich schnell. Die T9 überträgt die Daten mit rund 920 MB/s.
Schiebe ich Dateien auf der SSD selbst herum, ist die Geschwindigkeit deutlich tiefer. Ich messe durchschnittlich 380 MB/s.
Fazit: Die derzeit schnellste SSD mit USB-3.2-Gen2x2-Standard
Die T9 löst die X10 Pro als schnellste externe SSD mit USB-3.2-Gen2x2-Standard ab. Sie reizt die theoretisch mögliche Bandbreite von 2000 MB/s gut aus. Schneller geht’s nur mit einer Thunderbolt-3-fähigen externen SSD, die kostet aber deutlich mehr.
Die Frage ist nur: Unterstützt dein Computer USB 3.2 Gen2x2? Viele Geräte tun das nicht – und das, obschon sie über Thunderbolt 3 oder gar 4 verfügen. Bei diesen Standards steht theoretisch noch mehr Bandbreite zur Verfügung. Davon kann die T9 aufgrund des unterschiedlichen Standards jedoch nur 1000 MB/s nutzen. Achte vor dem Kauf also darauf, dass dein Computer oder Notebook USB-3.2-Gen2x2-fähig ist.
Im Vergleich zur Konkurrenz spricht vor allem der etwas höhere Speed für die T9. Im Alltag wirst du davon aber wenig bemerken: Die um vier Sekunden schnellere Datenübertragung für 100 GB fällt wohl für die wenigsten ins Gewicht. Aufgrund ihrer Grösse und ihres Gewichts sehe ich die T9 eher für den Büroeinsatz geeignet als für unterwegs. Zumal sie im Vergleich zur Konkurrenz über keine IP-Zertifizierung verfügt. Hast du bei der Datenübertragung noch mehr Geduld, kannst du mit einer USB-3.2-Gen2-SSD etwas Geld sparen. Preislich liegt die T9 zwischen der Extreme Pro V2 und der X10 Pro.
Technologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.