Werde ich zur Teetrinkerin? Ich habe es ausprobiert
Ich trinke gerne, aber selten Tee. Diese Woche soll sich Letzteres ändern: mit einer täglichen Kanne Tee von Kamille über Minze bis zu Rooibos.
Tee und ich, wir haben eine ambivalente Beziehung: Einerseits faszinieren mich die unzähligen Teesorten dieser Welt und ihre vielfältigen positiven Eigenschaften für die Gesundheit. Genauso auch die Gemütlichkeit und Entspannung, die von einer in Ruhe genossenen Tasse Tee ausgeht. Andererseits trinke ich eher selten Tee. Warum, weiß ich eigentlich gar nicht so genau.
Möglicherweise liegt es an Pragmatismus gepaart mit Ungeduld: Tee muss schließlich erst mal gekocht werden und dann auch noch ziehen. Oder meine Liebe für Kaffee ist schuld, die Tee zwangsläufig auf den zweiten Platz meiner Heiß-Getränke-Rangliste verbannt. Oder es ist schlicht die Macht der Gewohnheit: Ich habe mir nie angewöhnt, regelmäßig Tee zu trinken.
Jeden Tag eine Kanne Tee
Und genau das soll sich diese Woche ändern. Ich werde eine Woche lang jeden Tag (mindestens) eine Kanne Tee trinken, komme was da wolle! Entweder trinke ich danach nie wieder Tee, weil es mir zu viel wird oder ich habe endlich eine Tee-Trink-Routine etabliert und bleibe auch in Zukunft dabei. Naja, oder irgendwas dazwischen.
Mit Wasser hat es bereits gut geklappt, bis …
Letztes Jahr um diese Zeit habe ich eine Woche lang darauf geachtet, ausreichend Wasser zu trinken. Zwei bis drei Liter am Tag war mein Vorsatz, den ich ziemlich unkompliziert und mit erfreulicher Wirkung umgesetzt habe. Danach habe ich mich langfristig bei einer etwas geringeren, aber durchaus ausreichenden Menge eingependelt. Doch Monate später, der Fokus lag wieder auf etwas anderem, hat sich die erfreuliche Gewohnheit langsam wieder ausgeschlichen.
Grund genug, nun meinen Flüssigkeitshaushalt mit Tee wieder aufzufüllen. Und damit es nicht zu langweilig wird, wechsle ich täglich die Sorte und mache mich auf die Suche nach meinem Lieblingstee für den täglichen Genuss.
Tag 1: Schwarzer Tee als Kaffee-Alternative macht den Anfang
Am ersten Tag ist die Wahl der Teesorte schnell getroffen: Schwarzer Tee. Warum? Weil mein Kaffee leer ist und ich morgens in die Gänge kommen muss. Grundsätzlich bin ich ohnehin ein Fan von Schwarztee. Neben dem Teein-Gehalt, der ihn zu einem willkommenen Kaffeeersatz macht, nutze ich ihn aber häufig eher «zweckentfremdet» als Wundermittel bei Hautproblemen. Sehr zu empfehlen bei trockener, wunder oder gereizter Haut.
Heute aber kommt der Tee nicht ins Gesicht, sondern wird von mir getrunken. Ich mache mir gleich morgens eine Kanne voll Darjeeling und trinke sie im Laufe der nächsten eineinhalb Stunden aus. Zwei Tassen habe ich mit einem Schuss Hafermilch verfeinert, so fehlt der Kaffee tatsächlich nicht. Und ich habe mein selbstgewähltes Tee-Soll schon vor dem Mittag erfüllt.
Tag 2: Fenchel-Anis-Kümmel geht immer
Am zweiten Tag kehre ich zwar morgens wieder zu meinem gewohnten Kaffee zurück und komme auch erst am späteren Nachmittag in die Nähe meiner Teekanne, aber mein Selbstversuch geht trotzdem weiter. Heute mit einer meiner liebsten Teemischungen: Fenchel, Anis und Kümmel. Die geballte Dreier-Kombo hilft großartig gegen Magen- und Darmbeschwerden.
Ich mag aber tatsächlich einfach den Geschmack gerne und kann die magenfreundliche Teemischung problemlos in größeren Mengen trinken. Bei Beschwerden mache ich das ohnehin, heute darf’s eine Kanne sein – ganz ohne Bauchzwicken. Ich muss mich zwei-, dreimal ans Trinken erinnern, aber dann ist die Kanne auch schon ausgetrunken. Na, das ging leicht.
Tag 3: Hagebutten aus dem Schnee für Tee
Trotz winterlich frostiger Temperaturen kann ich mir die Zutaten für meinen heutigen Tee im Garten ernten: Hagebutten. Hagebuttentee ist mein Favorit unter den Früchtetees, besonders, wenn er ganz frisch zubereitet wird. Vom angenehmen Geschmack ganz abgesehen, stecken die kleinen roten Früchte zudem voller gesunder Inhaltsstoffe und stärken das Immunsystem.
Ich bin allerdings etwas länger beschäftigt als bei den vorgefertigten Tees. Die Früchte müssen erst mal gepflückt und dann zerkleinert werden, bevor ich den Tee aufgießen kann. Dafür genieße ich ihn dann in aller Ruhe: Wie die meisten Tees mag ich auch Hagebuttentee gerne kalt. Für ein bisschen Abwechslung verfeinere ich mir eine Tasse: Ich presse eine Orange in den Tee und habe ein leckeres Tee-Frucht-Getränk voller Vitamine. Es fällt nicht schwer, die Kanne zu leeren.
Tag 4: Heute wird es grün
Auch wenn ich von der gesunden Wirkung von Grünem Tee überzeugt bin, trinke ich ihn zugegebenermaßen sehr selten: Einerseits weil ich nicht sonderlich auf den Geschmack stehe, andererseits weil ich es bei den Ziehzeiten und der Wassertemperatur selten genau nehme und die bei Grüntee besonders wichtig sein sollen. Heute will ich es dann eben mal etwas genauer nehmen und dem Grüntee-Aroma nochmal eine Chance geben.
Ich finde in der hinteren Ecke meines Küchenschranks ein paar Beutel Grünen Tee (mit Ingwer-Zitrone) und achte auf die exakte Ziehzeit (zwei Minuten) und Wassertemperatur (etwa 80 Grad). Es folgt der Geschmackstest, der zwar besser ausfällt als gedacht, mich trotzdem wohl nicht langfristig bekehren wird.
Tag 5: Minztee in der Sommerversion
Heute kommt meine Wanddeko zum Einsatz: Ich hatte vor einiger Zeit frische Minze zum Kochen besorgt, die leider schneller trocknete, als ich kochen konnte. Deswegen landete sie zwischenzeitlich zum Fertigtrocknen als Deko-Accessoire an der Küchenwand. Doch bevor die Blätter dort verstauben, kommt heute eine Ladung heißes Wasser drauf und mein Teetag Nummer fünf wird minzig.
Allerdings ist Minztee für mich ähnlich wie Kamillentee immer mit Erinnerungen an Krankheiten in der Kindheit verbunden. Kann man mal machen, haut mich in der warmen Variante aber nicht vom Hocker. Auch wenn die Jahreszeit nicht stimmt: Lieber mache ich mir aus dem abgekühlten Minztee einen Ice-Tea.
Ein paar Eiswürfel rein, ein Spritzer Zitrone und etwas Honig. Das schmeckt mir dann sehr gut. Ich muss aber zugeben, dass das Getränk nicht wirklich zum Ausblick in den winterlichen Garten passt.
Tag 6: Kamille als top Alternative zu Wasser
Heute kommt «Krankheitstee» Nummer zwei auf den Plan: Kamillentee. Auch so ein Klassiker, der kranken Kindern aufgetischt wird. Zurecht selbstverständlich, denn die kleinen runden Blüten stecken voller gesunder Stoffe. Und anders als bei Pfefferminz fühle ich mich nicht reflexartig krank, wenn ich Kamillentee rieche. Ich mag den sanften Geschmack und kann Kamillentee wunderbar als Wasseralternative auch in großen Mengen trinken. Es gibt also gleich zwei Kannen über den Tag verteilt, wobei ich den Großteil abgekühlt trinke.
Inzwischen, am vorletzten Versuchstag, merke ich übrigens wieder wie schon in meiner Wasser-Trink-Woche, dass ich über den Tag verteilt mehr Flüssigkeit zu mir nehme als sonst. Ich muss häufiger mal auf die Toilette, fühle mich aber auch insgesamt erfrischt. Ich bin energiegeladener, fitter. Ob das nun der zusätzlichen Flüssigkeit, den gesunden Teeinhalten oder einfach meiner Erwartungshaltung zuzuschreiben ist, kann ich natürlich nicht sagen. Aber ich freue mich trotzdem darüber und weiß meine Tees von Tag zu Tag mehr zu schätzen.
Tag 7: Zum Abschluss nochmal was Neues mit Rooibos
Ich habe Roibuschtee (auch Rooibostee oder Rotbuschtee) lange ignoriert, aus dem einfachen Grund, weil ich ihn nicht kannte. Jetzt weiß ich: Roibuschtee wird aus den Blättern der Pflanze Aspalathus linearis gewonnen, die ausschließlich in den Cederbergen Südafrikas wächst.
Und diese Pflanze kann so einiges: Der Tee ist reich an Antioxidantien, enthält dafür aber keine Oxalsäure, was ihn auch für diejenigen verträglich macht, die mit Nierensteinen zu kämpfen haben. Auch Teein ist nicht enthalten, sodass er auch für Kinder geeignet ist. Ein weiterer positiver Aspekt ist seine beruhigende Wirkung auf das Nervensystem. Der regelmäßige Konsum soll Stress reduzieren und die Qualität des Schlafs verbessern. Außerdem sollen die enthaltenen Flavonoide die Ausschüttung von Stresshormonen positiv regulieren. Also ran an den Tee! Ich trinke auch meine letzte Kanne für diese Woche gerne und problemlos schon am Vormittag. Rotbusch kommt in Zukunft sicher häufiger in meine Tasse: Neben all der gesunden Gründe dafür schmeckt mir das rote Getränk auch richtig gut.
Fazit: Mehr Tee, aber keine dauerhafte Wasseralternative
Nach sieben Tagen voller Tee ziehe ich ein positives Fazit. Mir hat die tägliche Getränkeabwechslung gut gefallen und ich konnte jedem der Tees etwas abgewinnen. Trotzdem werde ich in diesem Leben wohl nicht mehr dauerhaft zur täglichen Teetrinkerin. Als übliches Getränk kommt für mich dann doch nur Wasser in Frage: immer verfügbar aus der Leitung, geschmacksneutral, unkompliziert und erfrischend, wie sonst nichts. Für verschiedene Anlässe möchte ich Tee aber keinesfalls missen: Bei Erkältung oder Magenbeschwerden, zum Aufwärmen, Abkühlen oder Entspannen. Und eine neue Teesorte habe ich auch noch für mich entdeckt. Ich werde sicher nun häufiger mal eine Tasse Rooibostee trinken.
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Wissenschaftsredakteurin und Biologin. Ich liebe Tiere und bin fasziniert von Pflanzen, ihren Fähigkeiten und allem, was man daraus und damit machen kann. Deswegen ist mein liebster Ort immer draußen – irgendwo in der Natur, gerne in meinem wilden Garten.