Der Mac Studio ist effizient, aber langsamer als ein PC
Produkttest

Der Mac Studio ist effizient, aber langsamer als ein PC

Apples schnellster M2 Ultra Chip im neuen Mac Studio wird mit fast allem fertig und bleibt dabei kühl. Doch er ist ein Luxusprodukt, denn vieles kann ein weniger teurer Windows-Rechner besser.

Vor mir steht ein Mac Studio mit M2 Ultra – dem schnellsten Chip, den Apple produziert. Das Testgerät hat eine 24-Core CPU, eine 76-Core GPU und 128 GB RAM. Es kostet bei Apple 6619 Franken oder 7329 Euro. In unserem Shop ist diese exakte Konfiguration momentan nicht erhältlich, nur die Variante mit noch mehr Arbeitsspeicher:

Apple Mac Studio (M2 Ultra, 192 GB, 1000 GB, SSD)

Apple Mac Studio

M2 Ultra, 192 GB, 1000 GB, SSD

Apple Mac Studio (M2 Ultra, 192 GB, 1000 GB, SSD)
PC

Apple Mac Studio

M2 Ultra, 192 GB, 1000 GB, SSD

Der silberne Würfel stellt mich vor ein Problem: Wie soll ich beurteilen, ob er gut ist? Einen Vergleich mit anderen Macs finde ich schon fast müssig. Natürlich ist der M2 Ultra schneller als die kleineren Chips der gleichen Generation. Bei Laptops reicht ein solcher Vergleich. Dort hat Apple die Windows-Konkurrenz in Dingen wie Verarbeitungsqualität, Display, Lautsprecher und Akkulaufzeit so sehr abgehängt, dass die Kaufentscheidung entweder zwischen verschiedenen MacBooks fällt – oder diese wegen des Betriebssystems sowieso nicht in Frage kommen.

Bei einem stationären High-End-Computer ist das anders. Hier sind diese Faktoren weniger wichtig oder entfallen komplett. Was in erster Linie zählt, ist rohe Leistung. Der Mac Studio muss sich deshalb den Vergleich mit einem PC gefallen lassen. «PC» verwende ich hier übrigens umgangssprachlich als Synonym für Windows-Desktop-Computer – eine historisch gewachsene Ungenauigkeit.

Design und Anschlüsse: klein aber fein

Das Aussehen hat sich im Vergleich zum ersten Mac Studio nicht verändert: ein schlichter Würfel aus Aluminium, etwa dreimal so hoch wie ein Mac Mini. Im Innern kühlt ein zylinderförmiger Lüfter das System-on-a-Chip (SoC). Dazu zieht er Luft von unten an und bläst sie durch ein Gitter auf der Rückseite wieder raus. Das Design ist schlicht und funktional. Ein Kränzchen winde ich Apple für ein kleines Detail: Das dreipolige Stromkabel mit Textilummantelung ist weich und kringelt nicht. So sollten alle Kabel sein.

Die Auswahl der Anschlüsse auf der Rückseite ist nicht riesig, aber es sind genau die richtigen.
Die Auswahl der Anschlüsse auf der Rückseite ist nicht riesig, aber es sind genau die richtigen.
Quelle: Samuel Buchmann

In den letzten Jahren scheint sich Apple bei Profi-Produkten um gute Anschlussmöglichkeiten zu bemühen. So auch beim Mac Studio. In der Version mit M2 Ultra kommt er mit:

  • 6 x USB-C (Thunderbolt 4)
  • 2 x USB-A 3.0
  • HDMI 2.1
  • 10 Gigabit Ethernet
  • WLAN 6E
  • 3,5 mm Klinkenanschluss
  • SD-Kartenleser (UHS-II)

Es lassen sich bis zu acht 4K-Displays, sechs 6K-Displays oder drei 8K-Displays anschliessen. Bei mehr als sechs Monitoren musst du mindestens zwei davon per Daisy Chain anhängen – also an einem anderen Bildschirm oder einer Dockingstation.

Auf der Vorderseite gibt's zwei Thunderbolt 4 Ports und einen Kartenleser.
Auf der Vorderseite gibt's zwei Thunderbolt 4 Ports und einen Kartenleser.
Quelle: Samuel Buchmann

Mac Studio vs. Mac: schneller

Zunächst will ich die Leistung des M2 Ultra Chips innerhalb des Mac-Universums einordnen. Das SoC ist nichts anderes als zwei fusionierte M2 Max Chips. In gewissen Benchmarks, wie Cinebench R23, bedeutet das tatsächlich auch die doppelte Leistung. In anderen ist der Vorsprung des M2 Ultra gegenüber kleineren Chips weniger gross.

In Produktivitätsanwendungen wie Videoschnitt und Bildbearbeitung ist der M2 Ultra ebenfalls signifikant schneller als jeder andere Apple-Chip. Wirklich spürbar wird das allerdings erst beim Export von Projekten oder bei anspruchsvollen Effekten. Oder wenn du extrem rechenintensives Quellmaterial schneidest – etwa 8K-RAW aus einer RED-Kamera. Auch Anwendungen wie Blender oder After Effects laufen flüssiger und rendern schneller.

Die Geschwindigkeit der SSD teste ich nicht im Detail. Sie liegt bei über 7000 Megabyte pro Sekunde. Das ist sehr gut und vergleichbar mit den schnellsten PCIe-4.0-SSDs.

Mac Studio vs. PC: langsamer

Soweit so vorhersehbar. Doch was, wenn ich einen High-End-PC mit in den Vergleich nehme? Für gewisse Leute ist Windows keine Option, für andere ist es die einzige Option. Für beides gibt es gute Gründe. Doch es gibt auch Situationen dazwischen: Wer mit beiden Systemen zurechtkommt und Programme wie Blender, DaVinci Resolve oder die Adobe Suite nutzt, hat die freie Wahl. Ein PC ist günstiger, selbst mit Top-Komponenten. Meine Test-Konfiguration kostet rund 3400 Franken, wenn du sie selber zusammenbaust. Das ist deutlich weniger wie der M2 Ultra Mac Studio.

Zeit für ein paar Tests also. Dabei bieten synthetische Benchmarks erste Anhaltspunkte – sie sind aber meist entweder für Mac oder Windows optimiert.

Die unterschiedlich gute Optimierung zeigt sich in den CPU-Benchmarks: Im Multi-Core-Test von Cinebench R23 übertrifft der Intel i9-13900K den Apple-Chip um 42 Prozent. Bei Geekbench 6 ist hingegen der M2 Ultra fünf Prozent schneller. Die GPU-Benchmarks sind noch schwieriger zu vergleichen, weil Mac und Windows unterschiedliche Programmierschnittstellen nutzen. Games wie Tomb Raider müssen zudem mit Rosetta 2 übersetzt werden. Trotzdem: Unter dem Strich wird klar, dass die Nvidia RTX 4090 mehr Power hat als Apples SoC.

Mein Test-PC ist gross und leuchtet – quasi die Antithese zum Mac Studio.
Mein Test-PC ist gross und leuchtet – quasi die Antithese zum Mac Studio.
Quelle: Samuel Buchmann

Aussagekräftiger als synthetische Benchmarks sind Szenarien oder Benchmarks in realen Programmen. Auch diese sind besser oder schlechter an die einzelnen Systeme angepasst. Doch das widerspiegelt den Arbeitsalltag.

Hier zeigt sich, wie wichtig eine gute Abstimmung zwischen Hardware und Software ist. Obwohl der PC sowohl mehr CPU- als auch mehr GPU-Power mitbringt, kommt der Mac Studio in vielen meiner Testszenarien nahe ran.

In DaVinci Resolve Studio exportiert der M2 Ultra mein H.265-Video acht Prozent schneller. Bei einem Mix aus verschiedenen Formaten und Filtern liegt hingegen der PC 29 Prozent vorne. Wenn du mit Adobe-Programmen schneidest, sind beide Systeme momentan gleichauf: Der Mac hat leichte Vorteile in After Effects, der PC in Premiere Pro. Apple kompensiert im Videobereich eine Menge roher Rechenpower mit den dedizierten Media Engines. Davon hat der M2 Ultra vier fürs Encoding und zwei fürs Decoding von H.264 und H.265 – und nochmal vier für ProRes. Anders als beim Vorgänger-Chip können während eines Exports zwei Engines gleichzeitig genutzt werden.

Wenn du Bilder bearbeiten willst, sind die getesteten Systeme ein Overkill. Für Lightroom und Photoshop brauchst du keinen so teuren Computer. Aber fürs Protokoll: Der PC ist minimal langsamer im Export von 100 RAW-Bildern, dafür deutlich schneller bei anspruchsvollen Filtern wie KI-gestützter Rauschreduzierung.

Chancenlos ist der Mac Studio im 3D-Programm Blender. Es unterstützt seit einigen Versionen Apples Metal-Schnitstelle für GPU-Rendering. Doch das hilft nichts – die Nvidia RTX 4090 mit OptiX-Engine zerlegt Apples 76 GPU-Cores komplett. Sie rendert das Testfile in einem Viertel der Zeit. Die Gaming-Performance vergleiche ich gar nicht erst. Denn auf MacOS gibt es die allermeisten Spiele nur über ineffiziente Umwege.

  • Hintergrund

    Windows-Games auf Mac – klappt das jetzt?

    von Samuel Buchmann

Effizienz: Die wahre Stärke des Mac Studio

Wo der Mac Studio jedes leistungsfähige Windows-Gerät alt aussehen lässt, ist bei der Energieeffizienz. Bei minimalen Lasten wie YouTube-Playback zieht der silberne Würfel gerade mal 12 Watt. Der High-End-PC gönnt sich in der gleichen Situation 117 Watt. Wenn ich die volle Leistung von CPU und GPU gleichzeitig abrufe, verlangt das System fast 800 Watt – während der Mac Studio bei der gleichen Last nie über 225 Watt benötigt.

Wie schon erwähnt, spielt das bei einem stationären Computer nicht so eine grosse Rolle wie bei einem Laptop. Bei den momentanen Strompreisen lässt sich der Mehrverbrauch des PCs finanziell verschmerzen.

  • Hintergrund

    Was kostet arbeiten am Gaming-PC?

    von Samuel Buchmann

Doch ein effizientes System hat noch andere Vorteile: Es wird weniger heiss und braucht weniger Platz. Ich teste den Mac Studio im Hochsommer, draussen herrschen Temperaturen über 30 Grad. Deshalb bin ich froh, dass die kleine Rakete selbst unter Last kühl bleibt. Der High-End-PC heizt die Bude wesentlich stärker auf und braucht mehr Platz.

Ein kleiner leistungsfähiger Würfel, der im Alltag unhörbar bleibt. Möglich macht das der Arm-Chip.
Ein kleiner leistungsfähiger Würfel, der im Alltag unhörbar bleibt. Möglich macht das der Arm-Chip.
Quelle: Samuel Buchmann

Vor allem aber macht er mehr Lärm. Klar: Auch PCs lassen sich mit den richtigen Lüftern leise gestalten. Doch bei gleicher Leistung niemals so leise wie der Mac Studio. Dieser ist im Normalbetrieb unhörbar – selbst bei einem zehnminütigen Videoexport bleibt der Lüfter auf 1000 Umdrehungen pro Minute (RPM). Ich nehme ihn nur wahr, als ich mein Ohr direkt hinten ans Lüftungsgitter halte. Erst bei anhaltender Volllast von CPU und GPU gleichzeitig dreht der Lüfter nach einigen Minuten auf und verharrt bei 2200 RPM. Das ist gut hörbar, aber auch nicht laut.

Fazit: leiser Luxuscomputer

Der M2 Ultra Mac Studio ist schneller als alle anderen Apple-Computer. Er ist aber in in den meisten Fällen langsamer als ein guter Windows-Rechner. Je nach Anwendung variiert der Abstand von winzig bis riesig. Klar ist: Mit einem PC bekommst du pro Franken oder Euro deutlich mehr rohe Leistung als mit dem Mac Studio – selbst bei den momentan exorbitanten Grafikkarten-Preisen.

Der Mac Studio ist je nach Anwendung gleich schnell oder langsamer als ein PC, kostet aber mehr. Je nach Prioritäten ist er trotzdem eine legitime Wahl.
Der Mac Studio ist je nach Anwendung gleich schnell oder langsamer als ein PC, kostet aber mehr. Je nach Prioritäten ist er trotzdem eine legitime Wahl.
Quelle: Samuel Buchmann

Der Vorteil des Mac Studio liegt in seiner Effizienz. Der Energieverbrauch ist im Verhältnis zur Leistung um ein Vielfaches tiefer als beim PC. Unter Last verschlingen die Intel-CPU und Nvidia-Grafikkarte einzeln je doppelt so viel Watt wie Apples gesamter Computer. Die tiefere Stromrechnung kompensiert den höheren Preis zwar bei Weitem nicht. Doch weniger Energieverbrauch bedeutet auch weniger Abwärme und weniger Lärm. Während die Kühlung eines High-End-PCs schnell aufdrehen muss, verrichtet der Mac Studio weitgehend unhörbar seinen Dienst auf dem Bürotisch.

  • Ratgeber

    Wofür welcher Mac gut ist – Stand Juni 2023

    von Samuel Buchmann

Ist der Mac Studio also dein Geld wert? Nur in zwei sehr spezifischen Fällen würde ich ihn einem High-End-PC vorziehen: Entweder du nutzt Programme, die es nur für MacOS gibt. Oder du willst zu jedem Preis einen kleinen, leisen und trotzdem potenten Computer. In beiden Fällen lohnt sich der M2 Ultra Chip nur, wenn du Unmengen an Leistung benötigst. Falls du fragen musst, wozu, brauchst du sie ziemlich sicher nicht. Dann sparst du dir lieber das Geld und kaufst dir einen Mac mit kleinerem Chip. Gehörst du aber tatsächlich zur kleinen Zielgruppe, ist der Mac Studio ein leiser Luxuscomputer.

165 Personen gefällt dieser Artikel


User Avatar
User Avatar

Mein Fingerabdruck verändert sich regelmässig so stark, dass mein MacBook ihn nicht mehr erkennt. Der Grund: Wenn ich nicht gerade vor einem Bildschirm oder hinter einer Kamera hänge, dann an meinen Fingerspitzen in einer Felswand.


Diese Beiträge könnten dich auch interessieren

Kommentare

Avatar