Die Basketball-SSD im Test: Lacie Rugged Mini
Das ikonische externe Laufwerk gibt es jetzt auch mit USB 3.2 Gen2x2. Die Lacie Rugged Mini kann im Test mit der Konkurrenz mithalten, überzeugt mich dennoch nicht vollends.
Die externen Laufwerke von Lacie erkennst du aufgrund ihrer orangefarbenen Stossdämpfer sofort. Diese Farbe tragen die Geräte wegen eines Basketballs. Designer Neil Poulton wollte die SSD widerstandsfähig wie einen Basketball machen und hat deshalb die Farbe des Leders gewählt. Der Hersteller hat neu eine Ausführung mit USB-3.2-Gen2x2-Standard im Angebot. Damit sind theoretisch bis zu 2000 Megabyte pro Sekunde (MB/s) möglich. Diese Bandbreite nutzt die Rugged Mini SSD beinahe aus.
Die Lacie Rugged Mini SSD im Detail
Mit 10,5 × 6,7 × 1,7 Zentimetern ist die Rugged Mini SSD die voluminöseste SSD, die ich im letzten Jahr in den Händen hielt. Sie bringt 104 Gramm auf die Waage und ist damit trotz ihrer Grösse etwas leichter als die T9 von Samsung.
Die Rugged Mini SSD ist mit einem orangefarbenen Gummi ummantelt und nach IP54 geschützt. Das heisst, dass sie staubgeschützt und vor allseitigem Spritzwasser gefeit ist. Zudem soll sie fallbruchsicher aus bis zu drei Metern Höhe und druckfest bis zu 1000 Kilogramm sein. Rugged ist bei der SSD also Programm und sie richtet sich trotz ihrer Grösse an alle, die viel unterwegs sind.
Die Rugged Mini gibt es in den Speichergrössen 500 Gigabyte (GB), 1, 2 und 4 Terabyte (TB). Für den Test hat mir der Hersteller das Modell mit 1 TB zur Verfügung gestellt. Welchen Controller Lacie verwendet, ist nicht spezifiziert. Ebenso wenig, welchen NAND-Speicher. NAND ist eine nichtflüchtige Speichertechnologie, die keinen Strom benötigt, um Daten zu speichern. Auch die Schnittstelle respektive das Protokoll nennt der Hersteller nicht. Hier steht lediglich «SSD». Das Programm CrystalDiskMark gibt mir bei der Schnittstelle UASP (Serial ATA) an. Die SSD ist also per SATA angebunden. Sie erreicht dank UASP höhere Transferraten als bei SATA üblich und kann so von USB 3.2 Gen2x2 Gebrauch machen.
Um die hohen Geschwindigkeiten des USB-Standards zu erreichen, muss dein PC oder Notebook diesen auch unterstützen. Zwar sind Thunderbolt 3 oder 4 auf dem Papier schneller, die Transferraten mit der Rugged Mini würden dennoch nur bis zu 1000 MB/s an einem solchen Anschluss erreichen. Dies, weil USB 3.2 Gen2x2 über zwei Lanes überträgt und Thunderbolt 3 und 4 nur über eine.
Beim Datentransfer gibt Lacie bis zu 2000 Megabyte pro Sekunde (MB/s) beim Lesen an. Angaben zur Schreibgeschwindigkeit fehlen im Datenblatt. Ob diese Angaben der Realität entsprechen, ermittle ich mit diversen Benchmarks. Diese mache ich auf meiner Testbench mit folgenden Komponenten:
Windows läuft in der Version 23H2 (22631.3085).
Schreiben von Daten: Aufgrund des älteren Standards nicht ganz so schnell
Um die Leistung der SSD in realen Szenarien zu testen, kopiere ich verschiedene Dateien vom Systemlaufwerk auf die Rugged Mini SSD.
Als Erstes ist ein 101 GB grosser Dateiordner mit MP4, RAW-Fotos und einem Premiere-Pro-Projekt dran – insgesamt schreibe ich 60 Dateien. Die Rugged Mini schreibt die Daten mit durchschnittlich 850 MB/s. Damit liegt sie hinter allen anderen bislang von mir getesteten externen SSDs im USB-3.2-Gen2x2-Standard. Das liegt am SATA-Protokoll. Die anderen SSDs verwenden das schnellere NVMe-Protokoll.
Beim zweiten Test schreibe ich einen knapp zehn GB grossen Dateiordner mit MTS-, MP4-, MP3-, MOV- und JPEG-Dateien sowie einem anderen Premiere-Projekt – insgesamt 100 Dateien. Mit 830 MB/s liegt die Rugged Mini näher an den anderen SSDs, welche stärkere Einbussen verzeichnen, und erzielt gar das bessere Resultat als die T9 von Samsung. Die Rugged Mini scheint Stärken beim zufälligen Schreiben zu haben.
Diesen Eindruck bestätigt die Rugged Mini beim letzten Test zum Schreiben. Der knapp vier GB grosse Dateiordner beinhaltet mehr als 160 Fotos im RAW-Format. Hier liegt die SSD gar an erster Stelle. Der Unterschied von sequentiellem zum zufälligen Schreiben ist bei der SSD von Lacie deutlich geringer als bei der Konkurrenz.
Wird das externe Laufwerk nicht verwendet, zeigt mir die Software Crystal Disk Info eine Temperatur von 30 Grad Celsius an. Während der Übertragung des 101 GB grossen Ordners steigt die Temperatur auf 40 Grad Celsius. Äusserlich bleibt die Lacie SSD angenehm kühl.
Ich teste jeweils auch, ab welcher Datenmenge eine SSD die Schreibgeschwindigkeit herunterdrosselt. Dazu kopiere ich den 101 GB grossen Dateiordner gleich mehrfach auf die SSD. Nach etwas mehr als 300 GB übertragener Daten, also einem Drittel des verfügbaren Speicherplatzes, drosselt die SSD den Speed herunter. Statt den 850 MB/s beträgt die Geschwindigkeit bei der Datenübertragung nur noch rund 140 MB/s.
Diesen Einbruch führe ich auf den Single-Level-Cell-Modus (SLC-Modus) zurück. SSDs bedienen sich dessen, weil er schneller ist. Statt alle Level-Cell des NAND zu nutzen, beschreiben sie zuerst nur die erste. Erst wenn der Schreibvorgang fertig ist, transferieren sie die Daten im Hintergrund in die weiteren. Aufgrund der Speichergrösse meines Testsamples von 1 TB vermute ich, dass Lacie sogenenannten TLC-NAND verbaut. TLC steht für «Triple Level Cell». Pro Speicherzelle sind somit 3 Bit möglich – das ist die geläufigste Bauart.
Kopieren von Daten: Die Rugged Mini hält mit
Um zu testen, wie schnell die SSD beim Kopieren von Daten (Lesen und Schreiben) ist, dupliziere ich den 101 GB grossen Ordner auf der Rugged Mini. Mit 620 MB/s liegt die Lacie ähnlich auf wie die schnellsten von mir getesteten SSDs.
Lesen und Schreiben von Daten in der Theorie: Kopf-an-Kopf-Rennen
Leider fehlt mir ein eigener Test zum Eruieren der Lesegeschwindigkeit. Deshalb bin ich auf den CrystalDiskMark Benchmark angewiesen.
Der Test zeigt: Auch beim Lesen erreicht die Rugged Mini im Vergleich zur Konkurrenz gute Werte. Da der Test jedoch wenig Praxisnah ist, führe ich weitere Benchmarks für die Einsatzzwecke Office und Gaming aus.
Office: Spielt auch hier vorne mit
Die Leistung externer SSDs fürs Büro teste ich mit dem Quick System Benchmark von PCMark 10.
Auch hier schneidet Rugged Mini ähnlich ab wie die Konkurrenz. Einzig bei der Latenz fällt sie etwas ab.
Gaming: Der Schwachpunkt
Mit der Geschwindigkeit heutiger externer Laufwerke ist es eine gute Option, deine Spielesammlung auf einem solchen zu lagern. Wie gut sich eine externe SSD dafür eignet, teste ich mit dem 3DMark Storage Benchmark.
Wie du den Grafiken entnehmen kannst, schneidet die Lacie in sieben von neun Tests am schlechtesten ab. Ist sie deshalb fürs Lagern deiner Spielesammlung ungeeignet? Nein, auch ihre Geschwindigkeit reicht vollkommen aus. Eventuell brauchst du im Vergleich zu anderen etwas mehr Geduld, aber dennoch reicht die Leistung.
Alles nochmal mit 80 Prozent belegtem Speicher
Alle bisherigen Tests habe ich bei leerem Füllstand gemacht. In der Regel ist deine SSD aber nicht leer und die Geschwindigkeiten sind tiefer, je mehr Speicherplatz besetzt ist. Deshalb mache ich einige Benchmarks nochmal bei 80 Prozent Füllstand und zeige dir die Ergebnisse in folgenden Grafiken.
Die Schreibgeschwindigkeit leidet bei einem höheren Füllstand enorm. Beim Schreiben liegen zu Beginn der Datenübertragung noch die ursprünglichen 850 MB/s drin. Jedoch fällt die Schreibgeschwindigkeit nach etwa 65 GB geschriebener Daten auf rund 140 MB/s. Der SLC-Modus ist wohl erschöpft.
Beim Kopieren sind gar nur 140 MB/s von Beginn weg möglich. Auch bei den anderen Benchmarks büsst die SSD ein, wenn auch deutlich weniger. Das liegt daran, dass sich an der Lesegeschwindigkeit wenig verändert und die Rugged Mini dadurch den schlechten Score beim Schreiben abfangen kann.
Fazit: Gut, aber mehr auch nicht
Die Rugged Mini SSD ist eine solide externe SSD mit USB-3.2-Gen2x2-Standard. Sie reizt die theoretisch mögliche Bandbreite von 2000 MB/s beim Lesen gut aus – und dies trotz dem alten SATA-Protokoll. Im Vergleich zu den anderen getesteten SSDs besticht sie durch ihre Strapazierfähigkeit. Obwohl die Crucial X10 sowie die SanDisk Extreme Pro ebenfalls mithalten können, kleiner sind und mit NVMe-Protokoll einen neueren Standard verwenden.
Persönlich würde ich nach wie vor die Crucial X10 der Rugged Mini SSD vorziehen. Vor allem, weil es bei dieser mit einem Füllstand von 80 Prozent zu deutlich weniger Leistungseinbussen kommt. Zur Lacie würde ich dir nur raten, wenn du das Basketball-Design magst.
Titelbild: Kevin HoferTechnologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.